Kirchheim

Es stinkt zum Himmel

Abfall Überquellende Hundetoiletten und Mülleimer sorgen für Ärger auf der Hahnweide. Verkommt der Kirchheimer Flugplatz zur Müllhalde? Viele Spaziergänger sind genervt. Von Thomas Krytzner

In der einen Hand die Hundeleine, in der anderen die Tüte: So soll‘s sein.Foto: Markus Brändli
In der einen Hand die Hundeleine, in der anderen die Tüte: So soll‘s sein. Foto: Markus Brändli
Überfüllte Mülleimer und Hundetoiletten an jeder Ecke: Passanten sind genervt. Fotos: Thomas Krytzner
Überfüllte Mülleimer und Hundetoiletten an jeder Ecke: Passanten sind genervt. Foto: Thomas Krytzner

Es bietet sich kein schöner Anblick, wenn man derzeit auf der Hahnweide spazieren geht. Sämtliche Mülleimer und Hundekotbehälter - sogenannte Robidogs - sind überfüllt. Die Säckchen mit den Hundehaufen sind zum Teil aufgestapelt oder liegen verstreut um die Mülleimer herum. Das nervt nicht nur Passanten, die einen Spaziergang entlang des Flugfeldes machen wollen, sondern auch die Hundebesitzer.

Letztere sind gleich doppelt betroffen. Einerseits gibt es die Gleichgültigen, die ihre Vierbeiner das Geschäft verrichten lassen und einfach weitergehen. Andererseits gibt es auch die Positiv-Beispiele. Sie haben meist Tüten dabei und sammeln die Hinterlassenschaften ihrer Hunde auf. Für sie gibt es jedoch jetzt ein Problem: Wohin damit? In den dafür vorgesehenen Behältnissen ist kein Platz mehr.

Spaziergang mit Ekelfaktor: Die Mülleimer an der Hahnweide - gefüllt mit Hundekotsäckchen. Foto: Thomas Krytzner
Spaziergang mit Ekelfaktor: Die Mülleimer an der Hahnweide - gefüllt mit Hundekotsäckchen. Foto: Thomas Krytzner

Ein Hundebesitzer ist zufällig mit seinem spanischen Hütehund - ein sogenannter Gos d’Atura - unterwegs. Er ist wütend: „Schon vor zehn Jahren war ich am Kirchheimer Stand der Touristikmesse CMT in Stuttgart und habe um Kotbehältnisse gebeten.“ Dass die Mühlen der Behörden oft langsam mahlen, ist keine Seltenheit. So dauerte es fünf Jahre, bis Robidogs auf der Hahnweide angebracht waren, schätzt der Spaziergänger. Er sei meist mit seinem 13-jährigen Hund im Wald unterwegs. „In Notzingen, Hochdorf und Dettingen sind die Stationen in Ordnung. Ich frage mich, warum das in Kirchheim nicht klappt.“

Der Robidog am Eingang zum Spazierweg entlang des Flugfeldes ist zwar auch mit anderem Abfall gefüllt. „Das Bild ist für einen Flugplatz nicht schön“, sagt der Passant. „Man muss ja eh schon aufpassen, dass sich Hundebesitzer und andere Spaziergänger gut vertragen. Dieses Bild hier trägt nicht dazu bei.“

Wenn der Mann mit seinem Vierbeiner unterwegs ist, hat er stets Tüten dabei, obwohl sein Begleiter gut erzogen zu sein scheint: Er verrichtet sein Geschäft stets neben dem Gehweg oder der Straße. „Hunde suchen sich den Platz selbst aus. Meiner geht immer auf die Seite.“ Schön und gut, wenn das Herrchen den Kot aufsammelt und mitnimmt.

Wenn man aber die Hinterlassenschaften nicht in den dafür vorgesehenen Behältern loswird, ist es ärgerlich. „Es gab Zeiten, da haben wohl andere Hundebesitzer am hinteren Ende des Spazierweges einen großen Müllsack hingehängt, damit die Tüten entsorgt werden können.“ Das sei aber keine dauerhafte Lösung. Der Hundefreund wünscht sich, dass die Robidog-Stationen in regelmäßigen Abständen geleert werden. „Woanders im Stadtgebiet funktioniert es doch auch und hier auf der Hahnweide ist Ausnahmesituation.“ Er vermutet, dass sich niemand verantwortlich fühlt, den Müll auf der Hahnweide zu entsorgen.

Die vollen Mülleimer beim Parkplatz und entlang des Spazierwegs bestätigen die Vermutung. Der Passant sagt seufzend: „Ich wünsche mir nur den Normalfall.“

So reagiert das Kirchheimer Ordnungsamt

Gleich mehrere Ämter in Kirchheim kümmern sich um die Hinterlassenschaften von Hunden: Bianka Wötzel im Sachgebiet Tiefbau und Beiträge, Christoph Lazecky als Chef des Vollzugsdienstes und Christoph Kerner als Sachgebietsleiter für Grünflächen.

Warum wurde die Stadt erst nach dem Hinweis eines verärgerten Bürgers tätig? „Die Stadtverwaltung hat zwar auf langjähriges Begehren mehrerer Bürger die Hundetoiletten geliefert, für die Leerung erklärte sich damals aber die BWLV-Motorflugschule verantwortlich. Das war ein Konsens, weil für die Verwaltung die Frequentierung zu niedrig war“, sagt Bianka Wötzel. Im gesamten Stadtgebiet gibt es laut Tiefbauamt 75 Hundetoiletten. Diese werden von der Stadt betreut. „Im Innenstadtbereich gibt es tägliche Kontrollen und Leerungen und in den äußeren Bezirken erfolgt die Versorgung einmal pro Woche.“ Die Aufstellorte werden nach Anfragen der Bürger gewählt, erklärt Bianka Wötzel.

Warum ist die Situation auf der Hahnweide so schlecht? „Durch Wechsel im Vorstand der BWLV-Motorflugschule Hahnweide wurden wohl gewisse Vereinbarungen übersehen. Wir stehen mit dem Verein in Kontakt, um eine langfristige Lösung zu gewährleisten“, sagt Christoph Kerner. Die Mülleimer und Hundetoiletten wurden inzwischen durch die Stadt einmalig geleert. Kern macht aber klar: „Die Verantwortung beim Grundstück auf der Hahnweide liegt beim Verein.“ Ein anderes Problem gibt es in der Innenstadt, wie Christoph Lazecky konstatiert: „Im Sommer finden wir immer wieder liegen gelassene Hundehaufen im Stadtpark, hinter der EnBW und im Paradiesle.“ Der Vollzugsdienst sei zwar mit zivilen Streifen unterwegs, um Kotsünder in flagranti zu erwischen, aber „wir drehen uns im Kreis“.

Wie wird das Problem gelöst? Jemanden für die Kotkontrolle abzustellen ist kaum machbar. „Das Hauptproblem ist die Ignoranz der Hundebesitzer“, ärgert sich Christoph Lazecky. Erwische man einen, bleibe es meist bei einer mündlichen Verwarnung. „Erst wenn jemand zum zweiten Mal nicht aufräumt oder sonst auffällig wird, kostet es ein Verwarngeld von 20 Euro.“ Für das Frühjahr 2018 plant das Sachgebiet Tiefbauamt und Beiträge, eine Karte mit Hundetoiletten auf der Homepage der Stadt Kirchheim zu veröffentlichen. kry