Lokale Wirtschaft

Ex-Praxis wird umgebaut

Stadt kommt ihrer Pflicht zur Unterbringung Obdachloser mit Hauskauf nach

Wer früher in Kirchheim den Arm gebrochen hatte, der fand sich meist kurz darauf in der unfallchirurgischen Praxis in der Dettinger Straße 85 wieder. Die Zeiten sind längst vorbei, das Haus steht leer. Die Stadt hat es gekauft. Künftig soll es nicht mehr als Anlaufstelle für Patienten, sondern als Unterbringungsmöglichkeit für ­Obdachlose dienen.

Die Stadt hat das Gebäude Dettinger Straße 85 gekauft und wird es jetzt umbauen.Foto: Jean-Luc Jacques
Die Stadt hat das Gebäude Dettinger Straße 85 gekauft und wird es jetzt umbauen.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Bis zu 18 Personen können derzeit noch im Gebäude Nürtinger Straße 100 untergebracht werden. Dort finden Obdachlose seit vielen Jahren eine Bleibe. Doch mit der Erschließung des Gewerbegebiets Hegelesberg sind die Tage des alten Hauses am Ortsausgang in Richtung Nürtingen gezählt. Deshalb hat sich die Stadt Kirchheim nach Alternativen umgesehen. Der Gemeinderat hat nun beschlossen, die ehemaligen Praxisräume an der Dettinger Straße ersatzweise herzurichten.

Nach Auskünften des Hochbauamtes laufen die Planungen derzeit auf Hochtouren. Vorgesehen ist, 16  Räume für Einzelpersonen und zwei Wohnungen einzurichten. Ein Teil davon wird barrierefrei sein. Von Vorteil ist daher, dass bereits ein Aufzug vorhanden ist. Alle Räume sollen eine Wasch- und Kochgelegenheit bekommen, Duschen und WC-Anlagen sind in jedem Stockwerk zentral vorgesehen.

Ursprünglich standen Kosten in Höhe von 290 000 Euro zur Diskussion. Diese Summe wurde daher auch im Haushaltsplan 2013 bereitgestellt. Aufgrund der aufwendigen Umbauarbeiten und den Preissteigerungen wird jetzt allerdings von Gesamtkosten in Höhe von 485 000 Euro ausgegangen. Diese Summe stieß manchen Stadträten im Technischen Ausschuss sauer auf. Zerstörungen aufgrund von möglicherweise unsachgemäßem Umgang mit der Einrichtung befürchtete Reinhold Ambacher (Freie Wähler). Karl-Heinz Schöllkopf (Grüne) hätte es für sinnvoll gehalten, vor dem Kauf einen Test-Grundriss anfertigen zu lassen. Hans Kiefer (CIK) meinte sogar, hier sei wohl die Katze im Sack gekauft worden.

Dem widersprach die Verwaltung allerdings vehement. Bürgermeister Günter Riemer wies darauf hin, dass es zum Zeitpunkt des Kaufs nur deutlich schlechtere Alternativen gegeben habe. Auf der anderen Seite stehe die Stadt ständig unter Druck, Obdachlose zu beherbergen. Dazu gehörten auch jene Menschen, die durch Räumungsklagen oder unvorhergesehene Ereignisse ganz plötzlich auf der Straße stünden, teilweise nur vorübergehend. Der Immobilien-Markt sei bekanntlich so angespannt, dass auf privater Seite kaum Lösungen angeboten würden.

Hochbauamtsleiter Wolfgang Zimmer ergänzte, dass sich das Gebäude gut für den Einbau von Einzelzimmern eigne. Die Vergangenheit habe immer wieder gezeigt, dass gemeinsame Kochräume nicht funktionierten.

Bei zwei Enthaltungen bestätigte das Gremium die Planung und gab die Ausschreibung frei.