Kirchheim

Fahren und Sparen

Nahverkehr Das neue Kirchheimer Stadtticket ist bereits sehr beliebt. Doch nicht alle kennen das attraktive Angebot. So mancher ist auf einen Busfahrer angewiesen, der mitdenkt. Von Peter Dietrich

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Busfahrer Adrian Salvan in der Linie 175 nach Bissingen hat an seinem heutigen Arbeitstag ungefähr 30 Stadttickets verkauft, und es ist erst Mittagszeit. „Aber viele wissen es noch nicht.“ Oft fragt der freundliche Fahrer dann: „Kommen Sie auch zurück?“ Kommt dann ein „ich werde abgeholt“ als Antwort, bleibt es beim verlangten Einzelfahrschein für 2,50 Euro. Ist aber auch eine Rückfahrt mit dem Bus geplant, empfiehlt Adrian Salvan dem Kunden das Stadtticket zu drei Euro - für beliebige Fahrten bis am nächsten Morgen um sieben Uhr. Der Kunde hat also durch den Hinweis des Fahrers mindestens zwei Euro gespart, denn ansonsten hätte er für Hin- und Rückfahrt zusammen fünf Euro bezahlt. Mit einer halben Viererkarte wären es 4,75 Euro gewesen, mit zwei Einzelfahrten per Handyticket 4,74 Euro.

Bei einem Stadtticket für Gruppen zu sechs Euro ist die Ersparnis noch größer. Es gilt für bis zu fünf Personen, ebenfalls bis zum nächsten Morgen um sieben Uhr. Dieser Mengenrabatt nach dem Motto „zahle für zwei, fahre mit bis zu fünf“ folgt der Philosophie, dass es dem Konkurrenten Auto ja kostenmäßig weitgehend egal ist, wie viele Leute drin sitzen. Der Spritverbrauch mag leicht steigen, aber Parkgebühren und andere Kostenfaktoren bleiben gleich.

Das Stadtticket gibt es nicht nur beim Fahrer, sondern auch als Handyticket. Adrian Salvan empfindet den Verkauf im Bus aber nicht als Last, das geht ganz schnell.

Auch Busfahrer Karlheinz Dühler, unterwegs auf der Linie 164/163 vom Bahnhof Ötlingen zum Schafhof und zurück, findet das Stadtticket „für den Kunden optimal“. Damit könne der Kunde bei Bedarf auch zehnmal am Tag fahren. Zwei Einzelfahrten empfindet er als teuer: „Fünf Euro für Lindorf - Schafhof und zurück finde ich viel.“ Er lobt die glatten Preise des neuen Stadttickets und hofft, dass das so bleibt und dass nicht irgendwann eine Preiserhöhung auf einen krummen Betrag kommt. Dann würde der Aufwand für das Wechselgeld stark steigen.

Von den Fahrgästen, die diesmal bei zwei kompletten Runden nach Ötlingen und Lindorf und später über Dettingen nach Bissingen einsteigen, haben die meisten Zeitkarten. Viele sind Schüler. Aber einige zeigen zwischen 11 und 14 Uhr ihr einige Stunden zuvor gekauftes Stadtticket vor. Zu ihnen gehört auch Ingrid Kirsch, die seit 40 Jahren auf dem Schafhof wohnt. Sie lobt nicht nur das neue Stadtticket als günstiges Angebot, sondern auch die geänderte Linienführung über den Schafhof in beide Richtungen.

Das Stadtticket gibt es in Kirchheim zunächst für drei Jahre. Im Anschluss wird der Erfolg oder Nichterfolg ausgewertet. Die Stadt Kirchheim bezuschusst das Ticket pro Jahr mit rund 100 000 Euro. Dettingen ist ebenfalls mit dabei und zahlt jährlich etwa 10 000 Euro dazu. Das ist sinnvoll und nötig, weil die Buslinie nach Nabern über Dettingen führt. Das Kirchheimer Stadtticket wäre also auf einem Zwischenstück ungültig gewesen, - ein Unding. Die Bissinger Fahrgäste profitieren leider bisher nicht. Doch der Bissinger Bürgermeister, der Teckbote hat bereits darüber berichtet, möchte das gerne ändern.

 

Info: Lange wurde über Stadttickets diskutiert, sie waren aber im VVS-Tarif nicht vorgesehen. Doch einige Vorreiter haben den Weg geebnet und nun gibt es das Stadtticket bereits in vielen Gemeinden, und zwar in Asperg, Böblingen/Sindelfingen, Ditzingen, Esslingen, Filderstadt, Herrenberg, Kernen, Kirchheim und Dettingen, Kornwestheim, Leinfelden-Echterdingen, Leonberg, Ludwigsburg, Plochingen, Reichenbach, Renningen, Remseck und Tamm. Zum 1. April 2020 kommen Backnang, Besigheim, Bietigheim-Bissingen, Fellbach, Markgröningen, Ostfildern, Waiblingen, Weilheim und Neidlingen, Wendlingen und Winnenden hinzu. Die Preise (einzeln drei Euro, Gruppe sechs Euro) und die Gültigkeit bis zum nächsten Morgen um sieben Uhr sind überall gleich.