Kirchheim

Falsch genutzte Geräte können zur Falle werden

Gefahr In Arnstein starben sechs Jugendliche an Kohlenmonoxid-Vergiftung. Was das Gas so gefährlich macht, erklären Experten aus Owen und Dettingen. Von Daniela Haußmann

Bei jedem Verbrennungsvorgang entsteht Kohlenmonoxid. Das Gas wird aber erst dann zur Gefahr, wenn ein Geräte defekt oder unsach
Bei jedem Verbrennungsvorgang entsteht Kohlenmonoxid. Das Gas wird aber erst dann zur Gefahr, wenn ein Geräte defekt oder unsachgemäß genutzt wird.Foto: Daniela Haußmann

Kohlenmonoxid ist ein völlig farb-, geruch- und geschmackloses Gas, und genau das macht es so heimtückisch. Es ist mit keinem der menschlichen Sinne wahrnehmbar. Nicht umsonst wird es auch „silent killer“, also „stiller Mörder“, genannt. „Das Atemgift bindet sich“, laut Jürgen Holder, „bis zu 300-mal stärker als Sauerstoff an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin.“ Bei einer Vergiftung wird der Transport von Sauerstoff im Blut unterbunden, wie der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Dettingen erklärt. Im schlimmsten Fall werden die Opfer bewusstlos und ersticken. Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen und Kopfweh zählen zu den Anzeichen beim Einatmen von Kohlenmonoxid, wie Holder sagt.

Die chemische Verbindung aus Kohlen- und Sauerstoff, die kurz als CO bezeichnet wird, ist beispielsweise in Auspuffgasen enthalten. Sie entsteht aber auch, wenn Materialien wie Benzin, Gas, Holz oder Kohle unvollständig verbrennen, wie Jürgen Holder weiß. Wer bei Regen meint, seine Grillparty in die Gartenlaube oder den Wohnbereich verlagern zu müssen, begibt sich nach Auskunft des Dettinger Kommandanten in Lebensgefahr. Selbst wenn Fenster und Türen geöffnet sind, rät er dringend davon ab, in geschlossenen Räumen den Grill anzuwerfen. Schlecht ist auch die Idee, das Gerät mit dem ausglühenden Brennstoff zum Abkühlen oder zur Wärmeerzeugung ins Gebäude oder Gartenhaus zu stellen.

Unter der Ascheschicht kann die Kohle mangels ausreichender Sauerstoffzufuhr nicht mehr vollständig verbrennen. „Folglich bildet sich“, laut Markus Taxis, „Kohlenmonoxid, das sich im Raum anreichert und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.“ Wer seinen Grill nicht im Freien stehen lassen will, sollte nach Ansicht des Dettinger Kommandanten Kohle und Asche besser in einen brandsicheren Behälter umfüllen und ihn draußen stehen lassen. Unklug ist es auch, den Gasgrill in geschlossen Räumen zu verwenden. „Auch hier entsteht im Rahmen des Verbrennungsprozesses Kohlenmonoxid“, so Taxis, der überdies betont, dass „verschiedene Untersuchungen gezeigt haben, dass diesbezüglich auch von Indoor-Grills ein Risiko ausgeht“. Besser beraten ist, wer im Haus zum Elektrogrill greift.

Heizstrahler, die sich mit Propangas betreiben lassen, sorgen zwar für angenehme Wärme, doch nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sind diese Geräte nur für den Gebrauch unter freiem Himmel zu empfehlen. Im Fall der Jugendlichen, die in Arnstein ums Leben kamen, war ein benzinbetriebenes Stromaggregat für die CO-Vergiftung verantwortlich. Solche Geräte laufen laut Markus Taxis mit einem Verbrennungsmotor, der Abgase ausstößt, die Kohlenmonoxid enthalten. Daher sollten diese Geräte nie in geschlossenen Räumen zum Einsatz kommen. „Gleiches gilt im Übrigen auch für Motorräder, die der eine oder andere nach der langen Standzeit im Frühjahr erst einmal warmlaufen lässt“, so Holder weiter. „Ein geöffnetes Garagentor bietet keinen ausreichenden Schutz. Die Maschine sollte bei dem Vorgang deshalb im Freien stehen.“

Darüber hinaus bergen laut BfR auch Pellets „potenziell gefährliche Eigenschaften, über die sich viele Hausbesitzer nicht im Klaren sind“. Denn nach Angaben des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes werden bei der Herstellung der länglichen Heizstäbchen chemische Prozesse im Holz in Gang gesetzt, bei denen unter anderem Kohlenmonoxid entsteht. Jürgen Holder empfiehlt deshalb, den Lagerraum nur zusammen mit einer zweiten Person zu betreten und gleichzeitig für eine ausreichende Lüftung zu sorgen. Wer Symptome einer CO-Vergiftung zeigt, dem rät Markus Taxis, sich sofort an die frische Luft zu begeben, weil das Zeitfenster zwischen ersten körperlichen Anzeichen und dem Verlust des Bewusstseins sehr kurz ist. „Betroffene sollten die Feuerwehr rufen. Anhand eines Messgerätes können die Einsatzkräfte feststellen, ob Kohlenstoffmonoxid für die gesundheitlichen Beschwerden verantwortlich ist und wo die Ursache für den Gasaustritt liegt“, sagt der Fachmann.

Immer öfter rücken Feuerwehrleute zu Einsätzen aus, bei denen sie Türen öffnen müssen, weil ältere Menschen bewusstlos in ihrer Wohnung liegen. Daher verfügen zwischenzeitlich viele Feuerwehren über ein solches Gerät. „In Dettingen und Owen tragen die Kameraden, ebenso wie viele Rettungsdienstkräfte, zur Eigensicherung einen entsprechenden Melder an der Kleidung“, berichtet Jürgen Holder. Wer dem Tod auf leisen Sohlen nicht zum Opfer fallen will,22st mit dem Kauf eines CO-Melders gut beraten, der im Ernstfall einen unüberhörbaren Alarm ausstößt. „Denn Rauchmelder bieten keinen Schutz“, betont Markus Taxis. Der Sensor eines CO-Melders weist je nach Modell eine Lebensdauer von drei bis zehn Jahren auf. Dann muss er durch ein neues Gerät ersetzt werden.