Kirchheim

Freche Männle und Mädle zieren die „Gute Stube“

Einweihung „Die Freunde vom Gaiserplatz“ verwalten ihr Domizil in der Dettinger Vorstadt in Eigeninitiative. Unterstützt werden sie dabei von der Diakonischen Bezirksstelle und der Christuskirchengemeinde. Von Iris Häfner

Einweihung "Gute Stube" GaiserplatzIst ein Projekt, das von der TB-Weihnachtsaktion gefördert wurde, Jetzt geht's in Betrieb.
Schöner Wohnen am Kirchheimer Gaiserplatz: Der Kiosk wurde von den Freunden zur „Guten Stube“ ausgebaut, die im Winter als Wärme
Schöner Wohnen am Kirchheimer Gaiserplatz: Der Kiosk wurde von den Freunden zur „Guten Stube“ ausgebaut, die im Winter als Wärmestube dient. Sie wurde jetzt offiziell eingeweiht. Zum Ensemble gehören auch die sanierten Toiletten. Fotos: Jean-Luc Jacques

Die Farbe Gelb dominiert den Platz neben der Christuskirche in Kirchheim. Das war nicht immer so. Trist und schmuddelig gammelten die Toiletten in der Dettinger Vorstadt vor sich hin, ehe sie geschlossen wurden. Auch den Kiosk ereilte das gleiche Schicksal - bis die „Freunde vom Gaiserplatz“ aktiv wurden und Rainer Hoffelner beherzt in die Farbtöpfe griff. Als künstlerischer Leiter verschönerte der Lenninger Maler gemeinsam mit den Freunden deren „Wohnzimmer“. Jetzt wurde die „Gute Stube“ am Gaiserplatz offiziell eingeweiht, die in der kalten Jahreszeit dank Heizstrahlern an der Decke als Wärmestube dient.

Möglich gemacht hat dies auch die Teckboten-Weihnachtsaktion. 2015 wurden Spenden für dieses Projekt gesammelt. „Ein Wohnzimmer im Grünen hat zwei Nachteile: Es hat keine Toiletten und ist im Winter kalt“, erinnerte Ingrid Riedl, langjährige Leiterin der Diakoniestation, an die Anfänge. Ein kühner Gedanke sei es damals gewesen, die Freunde selbst werkeln zu lassen. „Wir sind auf größte Skepsis gestoßen. Ein halbes Jahr haben wir mit Engelszungen für die Sache geworben - und plötzlich hat es einen Ruck gegeben“, erzählte sie bei der kleinen Eröffnungsfeier. Ingrid Riedl verschwieg auch den Prozess der Auseinandersetzung nicht. Umso größer ist die Freude darüber, was alle gemeinsam geschafft haben.

Einweihung "Gute Stube" GaiserplatzIst ein Projekt, das von der TB-Weihnachtsaktion gefördert wurde, Jetzt geht's in Betrieb.
Einweihung "Gute Stube" GaiserplatzIst ein Projekt, das von der TB-Weihnachtsaktion gefördert wurde, Jetzt geht's in Betrieb.

Allein gelassen waren und sind „Die Freunde vom Gaiserplatz“ nicht. Die Stadt Kirchheim kam mit ins Boot, der Christuskirchengemeinde liegen die Menschen in ihrer direkten Nachbarschaft am Herzen, und auch die Diakonische Bezirksstelle ist mit von der Partie. „Mit uns und der Toiletteninitiative hat alles angefangen. Dann kam noch die Idee dazu, den Kiosk zu einer Wärmestube auszubauen“, sagte Pfarrer Christoph Schweikle. Das Projekt sei immer größer und stabiler geworden, was am Ende in die Vereinsgründung der „Freunde vom Gaiserplatz“ mündete. „Es ist eine selbstverwaltete Initiative“, betonte Pfarrer Christoph Schweikle.

Stadtrat Dr. Christoph Miller vertrat die erkrankte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. „Im September 2013 hat das Ganze mit einer Anfrage wegen der Toiletten begonnen“, erinnerte er sich. Als die Kooperation mit der Christuskirche und der Diakonischen Bezirksstelle in trockenen Tüchern war, begann die Probezeit der Selbstverwaltung. Die schloss auch den Außenbereich mit ein. Mit Rainer Hoffelner wurde die Fassade neu gestaltet. Seitdem bevölkern seine typischen Männle - und Mädle - die Wände. „Das war ein großes Maß an Eigeninitiative, und die Freunde vom Gaiserplatz haben Eigenverantwortung gezeigt“, lobte der Stadtrat und sagte weiter: „Die moderne Stadtgesellschaft bietet Raum nicht nur für Menschen in der Mitte, sondern auch für die, die am Rande stehen und deren Biografien nicht linear verlaufen.“

Diese standen ebenfalls am Mikrofon. „Wir sind ‘ne super Gemeinschaft und halten zusammen. Wir haben was aufgebaut. Ich habe deshalb das Amt übernommen, weil ich gedacht habe: Ich kann was reißen“, erklärte Uwe Pokorny, einer der zwei Vereinsvorsitzenden. Aus dem Kiosk haben sie Schutt herausgetragen, Wände verputzt und Mauern hochgezogen.

Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands, sprach von einem schönen Vierklang am Gaiserplatz: Verein, Stadt, Diakonische Bezirksstelle und Christuskirche. Gemeinsames Ziel ist es, einen Treffpunkt im öffentlichen Raum zu erhalten, der nicht kommerzialisiert ist und an dem die Freunde Verantwortung für Ordnung und Sauberkeit übernehmen.