Kirchheim

Freibad mal anders

Erfahrungsbericht Der Teckbote war in den Freibädern in Kirchheim und Weilheim und hat getestet, wie ein Besuch unter Corona-Bedingungen dort jeweils abläuft. Von Bianca Lütz-Holoch

Absperrband und leere Wiesen zeugen im Kirchheimer Bad vom Ausnahmezustand. Foto: Carsten Riedl
Absperrband und leere Wiesen zeugen im Kirchheimer Bad vom Ausnahmezustand. Foto: Carsten Riedl

Schwimmen unter Corona-Bedingungen? Das funktioniert - ist aber eine Erfahrung der etwas anderen Art, wie ein Testlauf in Kirchheim und Weilheim gezeigt hat: ein Nachmittag, zwei Bäder, ein Fazit.

Die Wetterberichte für diesen Dienstag prognostizieren höchstens 24 Grad, einen Mix aus Wolken und Sonne, dazu Wind. Ob das der geeignete Tag für einen Freibadbesuch ist? Da scheinen sich auch andere nicht so sicher zu sein. Der Online-Ticketshop der Kirchheimer Stadtwerke jedenfalls meldet um 8.30 Uhr für die Nachmittagsschicht: „Noch 397 Eintrittskarten verfügbar.“ Das ist bei wirklich guten Vorhersagen anders: Tags drauf sind die Nachmittags-Tickets in Kirchheim und Weilheim schon morgens weg.

Zurück zum Testtag. Der Online-Kartenkauf erweist sich in beiden Bädern - zumindest für routinierte Handy-Nutzer - als unkompliziert. In Kirchheim kann man nicht per Paypal zahlen. Dafür ist der niedrige Corona-Preis erfreulich: 2,50 Euro kostet der Eintritt für einen Erwachsenen. Wer das Weilheimer Bad besuchen möchte, muss dagegen schon ein bisschen die Zähne zusammenbeißen: 4,50 Euro kostet das Ticket derzeit für vormittags oder nachmittags. Kein Wunder, dass die Karten für die kurze Abendschicht zu 2,50 Euro bei mäßigem Wetter oft besser gehen, wie ein Schwimmmeister verrät. In dem Punkt wird nun nachgebessert, teilt die Stadt Weilheim mit: Ab dem 6. Juli zahlen Erwachsene nur noch 3,50 Euro, Jugendliche 2 Euro. Außerdem wird die Abendschicht

In Weilheim darf schon geduscht werden, in Kirchheim erst demnächst wieder. Foto: Carsten Riedl
In Weilheim darf schon geduscht werden, in Kirchheim erst demnächst wieder. Foto: Carsten Riedl

verlängert.

Eines ist an diesem Tag in beiden Freibädern gleich: die außergewöhnliche Ruhe. Die Liegewiesen sind frei, die Planschbecken verlassen. In Weilheim ist auch das Schwimmerbecken leergefegt, in Kirchheim ziehen ein paar Frauen ihre Bahnen. Dabei ist längst die Sonne rausgekommen. Aber das genügt nicht, wie die Badeaufsichten bestätigen: Sobald das Wetter nicht astrein ist, bleiben die Besucher aus. „Es fehlen einfach die Dauergäste“, sagt der Weilheimer Betriebsleiter Thomas Buck. Saisonkarten gibt es in Corona-Zeiten, in denen jeder Gast gezählt und registriert werden muss, nicht - und die Kosten für den Eintritt sparen sich die meisten für die „richtigen“ Sommertage auf.

In Weilheim darf schon geduscht werden, in Kirchheim erst demnächst wieder. Foto: Carsten Riedl
In Weilheim darf schon geduscht werden, in Kirchheim erst demnächst wieder. Foto: Carsten Riedl

Was die Bäder unterscheidet, ist die Atmosphäre. Das Kirchheimer Freibad befindet sich offensichtlich im Ausnahmemodus. Überall flattern rot-weiße Absperrbänder: Am Eingang, an den Sprungtürmen und der Rutsche und an den Einstiegsleitern. In den Beckenbereich hinein und hinaus geht es im Einbahnverkehr. Am Sanitärgebäude prangen Schilder: „Die Duschräume sind leider gesperrt.“ Weitere Öffnungen werden jedoch schon vorbereitet, wie Jana Reichle, Sprecherin der Stadt Kirchheim, mitteilt. „Die Stadtwerke wollen die Duschen öffnen, benötigen dafür jedoch noch zusätzliches Reinigungspersonal.“ Auch die Schließfächer sollen wieder zur Verfügung gestellt und regelmäßig desinfiziert werden. Gute Nachrichten gibt es auch für Kinder: „Geplant ist, die Rutsche stundenweise zu öffnen“, so Reichle. Ein Mitarbeiter wird darauf achten, dass sich keine Schlangen bilden.

Diese Badegästin hat die Wiese für sich alleine. Foto: Carsten Riedl
Diese Badegästin hat die Wiese für sich alleine. Foto: Carsten Riedl

In Weilheim dagegen wirkt - abgesehen von der provisorischen Kasse für die Online-Ticktes - auf den ersten Blick alles wie immer. Vier Jugendliche spielen Beach-Volleyball, ein Junge klettert die Leiter zur Wasserrutsche hinauf, und eine Familie hat es sich auf dem Holzdeck bequem gemacht. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass auch hier die Leitern dezent mit Absperrband umwickelt sind. Große Schilder weisen auf die Hygienemaßnahmen hin. Die Sanitäranlagen sind offen, allerdings darf immer nur eine Person in die Dusche oder auf die Toilette. Bei den Schließfächern steckt nur in jedem vierten ein Schlüssel. „Es funktioniert gut“, sagt Thomas Buck. Lediglich an vollen Tagen müssen Kinder hin und wieder an den Abstand erinnert werden. „Insgesamt bekommen wir viele positive Rückmeldungen“, sagt er.

Das Fazit: Ins Freibad gehen ist dieses Jahr eben etwas anders als sonst. Der Plausch am Beckenrand, Gedränge im Strömungskanal und Sprünge vom Drei-Meter-Brett sind aktuell nicht drin. Wer aber ein paar Abstriche in Kauf nimmt, für den lohnt sich ein Besuch auch unter Corona-Bedingungen. Gerade bei wackeligem Wetter sind die Freibäder sogar ein Geheimtipp - für alle, die keinen Trubel mögen.

Freibäder feilen am Betrieb in Corona-Zeiten

Nur Online-Tickets, eine Beschränkung der Besucherzahl und der Angebote sowie Abstandsregeln - all das gehört zurzeit zum Freibad-Alltag. Nachdem die Betreiber in den vergangenen Wochen erste Erfahrungen mit dem Ausnahmezustand gesammelt haben und die Corona-Verordnung weitere Lockerungen ab Juli vorsieht, gibt es nun auch einige Neuerungen, die das Schwimmen gehen angenehmer machen sollen.

Das Kirchheimer Freibad fährt nach wie vor im Zweischichtbetrieb mit je 480 Besuchern. Gearbeitet wird daran, das Buchungssystem so einzurichten, dass der Platz eines Badegastes, der früher geht, wieder zur Verfügung steht. In absehbarer Zeit sollen die Duschen wieder öffnen - für maximal zwei Personen. Security-Mitarbeiter überwachen die Regel. Auch die Rutsche wird stundenweise aufgemacht. Am Kiosk werden Tische und Stühle aufgestellt, und auch Schließfächer stehen bald wieder bereit. Die Fahrradabstellplätze können die Besucher schon jetzt wieder nutzen.

Im Weilheimer Freibad gibt es vom 6. Juli an einige Änderungen, nachdem Stadt und Betriebsleitung ein Zwischenfazit gezogen haben. Die Besucherkapazität wird von 150 auf 200 Personen erhöht. Der Preis für Erwachsene reduziert sich von 4,50 Euro auf 3,50 Euro. Jugendliche zahlen dann 2 Euro statt 2,50 Euro. Die Abendschicht wird um eine halbe Stunde verlängert. Sie beginnt künftig schon um 17.30 Uhr und endet wie gehabt um 20 Uhr. An schönen Tagen ist übrigens auch der Foodtruck vor Ort.

Das Lenninger Freibad öffnet erst am 6. Juli. Geplant sind zwei Schichten mit je 100 Badegästen.bil