Kirchheim

Fulminanter Big-Band-Sound

Konzert Das Slavko Benic Orkestr begeisterte die Zuhörer unter freiem Himmel über Kirchheims Dächern. Die Band zeichnet neben ihrer musikalischen Qualität auch ein besonderer Humor aus. Von Bernhard Fischer

Tolle Stimmung herrschte auf dem Dach der Bastion mit dem Slavko Benic Orkestr. Foto: Jörg Bächle
Tolle Stimmung herrschte auf dem Dach der Bastion mit dem Slavko Benic Orkestr. Foto: Jörg Bächle

Weniger ist nicht immer mehr“ prangt auf den T-Shirts der Band. Zum Abschluss der diesjährigen Konzertreihe auf dem Dach der Bastion entführte das Slavko Benic Orkestr die zahlreich erschienenen Zuschauer auf eine musikalische Reise durch Raum und Zeit. Die neun Musiker, darunter vier Bläser, spielten mit packendem Drive und schufen eine Vielfalt an Stimmungen und Klanggebilden: Weniger war an diesem Abend nicht angesagt. Mit viel Witz und auf musikalisch höchstem Niveau wurden Funk, Jazz und Latin zu einer energiegeladenen Einheit verschmolzen. Lange war es spannend, ob die Veranstaltung auf dem Dach stattfinden kann; trotz Regenwarnungen, kräftigen Böen und Nieselregen kurz vor Beginn des Konzerts hatte der Wettergott ein Einsehen und in der lauen Sommernacht konnten die Zuhörer die heiße Musik genießen.

Von Beginn an ging es musikalisch in die Vollen: Auf eine funkige Einleitung von Schlagzeug und Bass antwortete die Band mit kraftvoll elegantem Big-Band-Klang. Alle Bläser, Keyboard und Gitarre verschmolzen zu einem perfekt arrangierten Klanggebilde. Raffiniert wurden immer wieder mehrere melodische Linien spannungsvoll übereinander gelegt, über denen sich dann die einzelnen Solisten entfalten konnten. Besonders packend war das neue Stück „fin de siècle“ auf der Grundlage eines schweren Reggae-Themas, über das nach und nach fließende, melodiöse Themen geschichtet wurden. Reggae verwandelte sich in imaginäre Zirkusmusik - eindrucksvoll in diesem Stück das Solo von Christoph Beck am Tenorsaxofon.

Die Stücke sind oft suitenartig aus kontrastierenden Elementen aufgebaut. Die unter Musikern und Zuhörern strittige Frage „Balladen - ja, nein oder wie viel?“ beantwortete die Band mit dem Stück „Wie es Euch gefällt!“. Aus einer Ballade entwickelte sich ein treibendes Swing-Stück mit einem eleganten Posaunensolo, in dem Eberhardt Budziat glänzen konnte. Nach etlichen gekonnten Umschwüngen endete das Stück schließlich als schwerer Big-Band-Blues. Der prosaisch-rätselhafte Titel „0,75“ begann als Ballade im Dreivierteltakt, bevor orientalisch angehauchte Rhythmen und Klänge ein Klangfeuer entfachten. Mit „Kananga“ wurden die Besucher nochmals musikalisch nach Südamerika entführt.

Mancher war wohl etwas verwirrt, wenn aus den Lautsprechern die Band großsprecherisch angesagt wurde, wie ehemals im „Rockpalast“ oder wie bei einem Boxkampf. Manche Ansagen klangen japanisch, russisch, spanisch oder französisch, aber das ist wohl Teil der bandeigenen Ironie, die sich auch in Titeln wie „Karlottaloca“, „Leider Geil“ oder „Z-Adioriverci“ wiederfindet. Zu dieser Art von Humor gehört wohl auch, dass offensichtlich niemand in der Band weiß, warum die Band nach Slavko Benic benannt ist.

Besonders gelobt werden muss der ungewöhnliche klare und druckvolle Klang dank einer hervorragenden Technik und gekonnt aufmerksamer Abmischung. Hingegen ist es müßig, aus der hervorragenden Besetzung, die Schlagzeuger und Leiter Wieland Braunschweiger um sich versammelt hat, einzelne Musiker hervorzuheben. Jeder Mitspieler verfügt über eine hervorragende musikalische Ausbildung und ist in zahlreichen anderen Projekten aktiv. In der Zugabe wurde jeder Musiker nochmals vorgestellt und erhielt Gelegenheit, sich mit einem Solo zu verabschieden, Bass und Schlagzeug waren zuletzt alleine auf der Bühne und setzten einen humorvollen Schlussakkord unter einen genussvollen Musikabend.