Kirchheim

Ganz vorne in der Automobillogistik

Treffen Beim Herbstempfang des Bunds der Selbständigen (BDS) berichtete der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Jörg Mosolf über die europaweit tätige Mosolf-Gruppe mit Hauptsitz in Kirchheim. Von Katja Eisenhardt

Dr. Jörg Mosolf informierte seine Unternehmerkollegen über die Innovationen der Mosolf-Gruppe.Fotos: Katja Eisenhardt
Dr. Jörg Mosolf informierte seine Unternehmerkollegen über die Innovationen der Mosolf-Gruppe. Fotos: Katja Eisenhardt
Nach den Reden und Vorträgen gab es noch ausgiebig Zeit für Gespräche der Teilnehmer beim Herbstempfang des BDS.
Nach den Reden und Vorträgen gab es noch ausgiebig Zeit für Gespräche der Teilnehmer beim Herbstempfang des BDS.

Der Bericht eines Unternehmers aus den eigenen Reihen hat beim BDS-Herbstempfang Tradition. Im Henninger-Saal der Kreissparkasse kam er diesmal von ­Dr. Jörg Mosolf, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer des 1955 von seinem Vater Horst Mosolf gegründeten, damals noch reinen Fuhrunternehmens. Heute gehört die Mosolf-Gruppe zu den führenden Systemdienstleistern der Automobilindustrie in Europa und ist Marktführer der Automobillogistik in Deutschland. Das Leistungsspektrum deckt laut Jörg Mosolf die gesamte Wertschöpfungskette der Automobillogistik ab.

Neben den europaweiten Fahrzeugtransporten auf dem Straßen-, Schienen- und Wasserweg gehören Werkstattdienste, Sonderfahrzeugbau, Industrielackierungen sowie die Übernahme von Fahrzeugen am Ende ihrer Produktion, deren Überprüfung, Lagerung und anschließende Überführung bis hin zum Recycling von Altfahrzeugen zum umfangreichen Leistungsangebot des Familienunternehmens.

Ständige Weiterentwicklung

Seit der Gründung 1955 hat sich das Unternehmen stetig weiterentwickelt. Angefangen habe alles mit der Zusammenarbeit mit der Uhinger Firma Allgaier, für die Transporte übernommen wurden, berichtete Jörg Mosolf. 1963 wurde die erste Niederlassung im belgischen Antwerpen eröffnet, 1972 folgte ein weiterer Standort im baden-württembergischen Illingen. In den 80er- und 90er-Jahren wurde das Netzwerk in Deutschland und Zentraleuropa nach und nach ausgeweitet.

Aktuell beschäftigt die Mosolf-Gruppe insgesamt rund 3000 Mitarbeiter, 360 sind es am Kirchheimer Hauptsitz. Jörg Mosolf, der seit 2018 Präsident des Deutschen Verkehrsforums ist, hatte für seine Unternehmerkollegen noch ein paar weitere eindrückliche Zahlen im Gepäck: acht Millionen Quadratmeter Fläche gehören dem Unternehmen mit seinen insgesamt 38 Technik- und Logistikzentren. Zur Transportflotte zählen neben 1000 Spezialtransportern zudem 350 eigene Doppelstockwaggons und zwei Binnenschiffe. Letztere sind laut Jörg Mosolf seit 1999 auf dem Wasserweg im Einsatz, und auf der Schiene transportiert das Unternehmen seit 2007 unzählige Fahrzeuge in ganz Europa. „Im Schnitt lagern wir 140 000 Autos und sind jährlich für die Abholung, Lagerung und den Transport von 5,5 Millionen Fahrzeugen zuständig.“ Das entspreche gut 50 Prozent des deutschen Marktanteils in diesem Bereich. Zu den Kunden zählen Großunternehmen wie Europcar, Sixt oder die Auto1-Gruppe, eine europaweit tätige Online-Automobilplattform, zu deren bekannten Marken die Seite „wirkaufendeinauto.de“ gehört. „Allein für dieses Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin lagern und transportieren wir rund 260 000 Fahrzeuge in Deutschland“, so Jörg Mosolf.

Innovation hat sich die Mosolf-Gruppe auf ihre Fahnen geschrieben. In diesem Jahr ist das Unternehmen in die Elektromobilität eingestiegen. In Herne werden vollelektrische, leichte Nutzfahrzeuge für den europäischen Markt gebaut. „Wir arbeiten hier mit Tropos Technologies aus dem kalifornischen Silicon Valley zusammen“, berichtete Jörg Mosolf. Die neue E-Mobilitäts-Marke trage den Namen „Tropos Motors Europe“. Zielgruppe seien Städte, Kommunen und Unternehmen, die emissionsfreie, leise und kostengünstige Transportlösungen suchen.

Einen Beitrag zum Klimaschutz leistet auch das zweite aktuelle Projekt: Mosolf arbeitet mit dem kanadischen Unternehmen „dyna­CERT“ (Carbon Emission Reduction Technology) zusammen, dessen Wasserstofftechnologie „HydraGEN“ für Dieselmotoren für den Verbrennungsvorgang Wasserstoff produziert und diesen zuführt. So werden die Brennwerte verbessert, weniger Sprit verbraucht und zugleich der CO2-Ausstoß gesenkt. „Wir müssen aktiv daran arbeiten, die Probleme, die wir als Logistikindustrie mit verursachen, zu lösen“, betonte Jörg Mosolf.

Der BDS und die Stadt Kirchheim

In diesem Jahr feiert der BDS Kirchheim sein 20-jähriges Bestehen. Aktuell zählt der Bund der Selbständigen 300 Mitglieder. Gut 120 davon waren jetzt zum traditionellen Herbstempfang gekommen. Das Netzwerk der Selbständigen ist vielseitig aktiv, wie ein kurzer Rück- und Ausblick der beiden Vorstände Robert Schmid und Karl-Albrecht Einselen zeigte. Zu den größeren Veranstaltungen im kommenden Jahr zählt etwa die „BDS open“-Messe, die nach sechsjähriger Pause am 16. und 17. Mai an der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule stattfinden wird. Über 40 Teilnehmer haben sich dafür bereits angemeldet. Zudem wird der 8. Preis der Wirtschaft ausgelobt, bei dem sich Teams ab der 8. Klasse mit den Themenbereichen Digitalisierung, Mobilität und Klimawandel beschäftigen. Die Preisverleihung findet im Juli statt. Die bestehenden Bildungspartnerschaften mit den Kirchheimer Schulen sowie allgemein das Thema Ausbildung werden beim BDS groß geschrieben.

Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer ging in seinem Grußwort auf die stabile und konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem Bund der Selbständigen BDS und der Stadtverwaltung ein. Zu den erfolgreichen gemeinsamen Projekten von Stadt und BDS zählte im vergangenen Juni etwa eine gemeinsam veranstaltete Jobbörse für ausländische Arbeitnehmer, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken soll. 2020 soll es eine Fortsetzung der Jobbörse geben, kündigte Riemer an. eis