Kirchheim

Gemeinsam gegen Hass

Engagement Kirchheimer Initiativen protestieren vor dem Kornhaus gegen Hass, Rassismus und Gewalt. Die Passanten setzen mit bunten Zetteln ein Zeichen gegen Ausgrenzungen.

Fremdenhass wird auch in Kirchheim nicht toleriert. Fotos:pr
Fremdenhass wird auch in Kirchheim nicht toleriert. Fotos:pr
Fremdenhass wird auch in Kirchheim nicht toleriert. Fotos:pr
Fremdenhass wird auch in Kirchheim nicht toleriert. Fotos:pr

Einkaufssamstag in Kirchheim: Vorwiegend junge Männer und Frauen, dazwischen auch einige ältere, haben sich in der Fußgängerzone vor dem Kornhaus mit selbst gemachten Schildern aufgestellt. Passanten, die sich die Zeit nehmen, lesen: „Mehmet und Martin sind Freunde - und das ist gut so!“. Oder auch: „Oslo/Breivik - Christchurch - Hanau - Kirchheim?“.

Aktive der Initiative „Attac“, Engagierte aus der Kirchheimer Zivilgesellschaft sowie jugendliche und erwachsene Gläubige aus der Sultan-Ahmet-Moschee verschenken Lose an die Vorübereilenden. Auf den Gewinnerlosen ist zu lesen: „Sie haben Glück. Sie leben in einer gerechten, offenen, solidarischen und vielfältigen Gesellschaft. Dafür . . .“ Der Aufforderung, den angefangenen Satz zu vervollständigen, kommen viele nach. Dabei entwickeln sich interessante Gespräche. Häufig drücken die Angesprochenen ihre Dankbarkeit aus, in einer demokratischen Gesellschaft zu leben - und auch ihre Bereitschaft, diese Gesellschaftsordnung zu verteidigen. Die Gesprächsbereiten formulieren ihre Hoffnungen, Erwartungen und Statements in Stichworten auf ein Kärtchen geschrieben und kleben sie auf eine große Papierbahn.

Fremdenhass wird auch in Kirchheim nicht toleriert. Fotos:pr
Fremdenhass wird auch in Kirchheim nicht toleriert. Fotos:pr

Wie im richtigen Leben kann man auch beim Losziehen Pech haben und die Aussage ziehen: „Tut uns leid. Leider leben Sie in einer Gesellschaft, in der Muslime - auch hier in Kirchheim - mit dem Tod bedroht werden. Dagegen . . .“ Eine Passantin erschüttert der Satz so, dass sie zu weinen anfängt. Viele reagieren mit „Dagegen müssen wir ankämpfen . . .“.

Das findet auch Yakub Kambir, Unternehmer aus Kirchheim, Vorstand der Sultan-Ahmet-Moschee und einer der Mitorganisatoren der Aktion: „Da sind zwei schockierende Erlebnisse für uns Muslime hier in Kirchheim zusammengekommen: die Festnahme eines Kirchheimers am 14. Februar als mutmaßliches Mitglied einer rechten Terrorzelle und fünf Tage später die Morde von Hanau. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Viele von uns fühlen sich richtig bedroht und haben ganz große Ängste.“ Um den Außenstehenden ein genaueres Bild von der Furcht zu machen, gibt Kambir ein konkretes Beispiel: „Wenn wir etwa beim Freitagsgebet in der Moschee mit dem Rücken zu Türe beten, dann läuft bei vielen von uns im Kopfkino ab: Was machst du, wenn jetzt einer durch diese Türe kommt und uns alle abknallen möchte?“

Die Initiatoren erhofften sich von der Mitmach-Aktion einen „Aufstand der Anständigen“ - ein gemeinsames Engagement gegen Ausgrenzung, Hass, Rassismus und Rechtsextremismus - mit Erfolg. hd