Kirchheim

Geteiltes Leid schweißt zusammen

Weihnachtseinkäufe Verschärfte Hygienebestimmungen haben die Einkaufskultur geändert. Doch der Selbstversuch zeigt: Shopping in der Stadt kann zum entspannenden Erlebnis werden. Von Thomas Krytzner

Entspanntes Shoppen ist in Kirchheim unter anderem in Modegeschäften wie hier bei Bantlin möglich. Fotos: Thomas Krytzner
Entspanntes Shoppen ist in Kirchheim unter anderem in Modegeschäften wie hier bei Bantlin möglich. Fotos: Thomas Krytzner
Bei der Post bilden sich öfter Schlangen. In der Innenstadt geht es dafür weniger hektisch zu. Der Vorteil beim Einkaufen vor Or
Bei der Post bilden sich öfter Schlangen.

Noch vor einem Jahr verlor kein Mensch einen Gedanken daran, dass die Weihnachtseinkäufe zum Stresstest werden könnten. Die Beschränkung der Kundenanzahl sowie die Einhaltung des Abstands schrecken viele ab. Aber: Die befürchteten Schlangen vor kleineren Läden gibt es zwar stoßweise, die coronabedingte Entschleunigung sorgt jedoch dafür, dass die Hektik ausfällt und man vom unerwartet entspannten regionalen Einkauf überrascht wird.

Der Start in den Tag mit einem üppigen Frühstück sollte dennoch gut geplant sein. Nur mal eben zum Bäcker und zum Metzger schlendern gibt es nicht mehr. Diese Geschäfte haben meist kleine Verkaufsflächen, und da ist der Einlass für die Kunden beschränkt. Es ist die logische Konsequenz, wenn alle zur gleichen Zeit ihre frisch gebackenen Brezeln haben wollen oder etwa die berühmten 100 Gramm Aufschnitt, dass sich in den morgendlichen Stunden Schlangen bilden. Das heißt: Wartezeit einkalkulieren.

Geschenke liebevoll gekonnt verpacken lassen, kann man in den Kirchheimer Geschäften auch unter verschärften Coronabedingungen.
Geschenke liebevoll gekonnt verpacken lassen kann man in den Kirchheimer Geschäften auch unter verschärften Coronabedingungen.

Die Kundenschlangen, in denen alle mit Abstand und Maskenschutz das gleiche Schicksal erleiden, werden mitunter zu munteren Gesprächsrunden. Fast bizarr wirken dann die Szenen, wenn eine Nachbarin auf eine andere trifft und der neueste Tratsch auf zehn Meter Entfernung ausgetauscht wird.

In der Fußgängerzone geht es deutlich behaglicher zu. Hier sind die Bürger ebenfalls mit Schutzmasken unterwegs. Man begegnet sich auf Augenhöhe, weil man ja den Rest des Gesichtes nicht sehen kann. Das übliche Gewusel und Gedränge in der Innenstadt fällt aus. Vermutlich auch, weil manches online bestellt wird, auch im örtlichen Handel. Die befürchteten Schlangen vor den Geschäften bleiben also aus.

Wer die Shoppingtour richtig plant, findet in der Fußgängerzone genug Platz zum Bummeln.
Wer die Shoppingtour richtig plant, findet in der Fußgängerzone genug Platz zum Bummeln.

Bei der Post ist man vor Weihnachten Wartezeiten gewöhnt, allerdings konnte man diese bislang noch in der Schalterhalle verbringen. Seit Corona ist das anders. Oft reicht es nicht für alle ins Warme: Zu Stoßzeiten stehen Kunden oft bis zur Lauterbrücke zurück. Wer also Weihnachtspost hat und diese am Postschalter abgeben möchte, sollte sich mit Päckchen und Briefen bewaffnet nicht unbedingt direkt bei Öffnung der Schalterhalle zur Post begeben.

Ein Bummel lohnt sich

Um die Wartezeit sinnvoll zu nutzen, lohnt sich ein Bummel durch die Fußgängerzone. Den gewohnten Weihnachtsmarkt findet man zwar nicht, dennoch erinnern hübsch dekorierte Verkaufsstände an die gute alte Zeit vor einem Jahr. Das Gedränge fehlt, aber die weihnachtliche Düfte liegen dennoch in der Luft. Und wer sich an einem der Stände einen leckeren Imbiss holt, kann während des Essens sogar zeitweise auf die Schutzmaske verzichten.

Es lohnt sich aber auch ein Besuch in den örtlichen Geschäften. Wer auf der Suche nach einem neuen Outfit ist, bekommt in den Modehäusern der Stadt freundliche Beratung, die ganz ohne Zeitnot erfolgt. Wer auf der Suche nach passenden Geschenken ist, wird vermutlich auch nicht am Buchhandel vorbeikommen. Dort trifft man ebenfalls auf hilfsbereites Personal, bei der Suche nach dem neuesten Krimi oder Lesestoff für die Kinder. Selbst direkt an den Kassen sind die Schlangen gering und wer will, kann sich die erworbenen Weihnachtsgeschenke sogar hübsch und fachgerecht einpacken lassen.

Corona hat die Welt und damit auch Kirchheim verändert. Im Gespräch mit Kunden und Ladenbesitzern zeigt sich Fatalismus und Hoffnung: „Wir müssen halt jetzt damit leben, aber das Virus bleibt nicht ewig“, ist der Tenor. Wer also seinen Einkaufsbummel in der Stadt plant, kann den trotz allem genießen.