Lokale Kultur

Höchste Konzentration dank Liegestützen

Kinderbuchautor Armin Pongs spielte mit den Muskeln und der Fantasie seines begeisterten Publikums

Buchhandlung Schieferle hält das Fil-Mobil, Kinderbuchautor Armin Pongs liest aus seinen Krokofilbüchern
Buchhandlung Schieferle hält das Fil-Mobil, Kinderbuchautor Armin Pongs liest aus seinen Krokofilbüchern

Kirchheim. Zehn Liegestütze wollte Armin Pongs machen, falls er sich im Lauf seiner Lesung versprechen sollte. Seine aktuellen Bücher handeln von einem freundlichen Krokodil mit dem Namen „Krokofil“, und das kann ja schnell einmal verwechselt werden. Er musste dann tatsäch-

lich das mutig gemachte Versprechen einlösen und seine Muskeln spielen lassen. Dafür konnte er sich aber von Anfang an darauf verlassen, dass sein Publikum ihm seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenkt und auch konzentriert mitmacht.

Bei Armin Pongs bleibt niemand unbeteiligt sitzen, denn er ist sehr darum bemüht, möglichst alle Kinder mit einzubinden. Geschrieben hat er das erste „Krokofil-Buch“ auf Wunsch seines Patenkindes und daraus gleich eine sehr erfolgreiche Kinderbuchserie entwickelt, die der am Chiemsee wohnende Autor bei Lesereisen durch die ganze Republik vorstellt. Dabei doziert er nicht von der Bühne herunter oder aus einem bequemen Lesesessel heraus, sondern sucht die unmittelbare Nähe zu ­seinem Publikum. Immer wieder schlängelt er sich durch die Sitzreihen, um möglichst vielen Besuchern direkt in die Augen zu schauen, um Distanz abzubauen und sein Publi­kum noch mehr aus der Reserve zu locken und zum Mitmachen einzuladen.

Er erzählt eher wenig, stellt aber immer sehr viele Fragen. Mit 28 Jahren hat das vielseitige Multitalent angefangen zu schreiben und seither jedes Jahr ein Buch auf den Markt gebracht. Da das bislang insgesamt 17 sind, ist sein Alter für die versammelten Dritt- und Viertklässler nicht allzu schwer zu errechnen. Der Schnellste bekommt für das richtige Ergebnis einen „Mondstein mit Sonnenstaub“, der eigentlich eher aus Eritrea stammt, angeblich aber schlechte Träume einfach verjagen kann. Ob das jetzt stimmt oder nicht, ist gar nicht so wichtig. Alle wissen jedenfalls, dass es sich offensichtlich lohnt, immer gut aufzupassen und mitzudenken.

Armin Pongs hat eine Botschaft, und die ist ihm so wichtig, dass er sie unbedingt mit anderen teilen muss. Die Frederickstage sind ganz besonders gut geeignet, um für seine Sache zu werben, und das tut er dann auch nach Kräften. Nach vormittäglichen Besuchen in der Raunerschule und in der Grundschule in Notzingen konnte der erfolgreiche Schriftsteller auch zwischen den Regalen der Buchhandlung Margot Schieferle gleich noch drei dort versammelte Grundschulklassen aus Bissingen bestens unterhalten und ihnen zuletzt auch ein wichtiges Versprechen entlocken.

Wohl wissend, dass Lesen die Dummheit gefährdet, setzt Armin Pongs immer wieder alles daran, sein begeistertes Publikum zum Lesen zu verführen, und dafür ist ihm fast jedes Mittel recht. Wie gut und wie schnell er seine versammelte Fangemeinde noch mehr auf seine Seite bringen konnte, war erstaunlich, diente aber zum Glück ja einer uneingeschränkt guten Sache.

Neugierde zu wecken und Spaß am Lesen zu vermitteln ist schließlich auch das erklärte Ziel der Fredericks­tage, und Armin Pongs sorgt dafür, dass sein Publikum immer noch einen Schritt weitergeht. Gut vorbereitet, wie die Bissinger Schülerinnen und Schüler waren, wussten sie schon vor der kurzweiligen Begegnung mit einem „echten Schriftsteller“, dass Lesen Flügel verleiht und die Dummheit gefährdet.

Von einem ihrer Lehrer auf der Gitarre begleitet, überraschten sie ihren Gastgeber zu dessen Freude mit dem Lied vom „Lesemillionär“, in dem schon viel von dem festgehalten ist, was Armin Pongs unbedingt vermitteln will. „Wer viel liest, der wird reich an Bildern im Kopf, doch wer niemals in ein Buch schaut, der bleibt ein armer Tropf“, lautet der Refrain des Liedes von Peter Horsch, mit dem Armin Pongs bei der CD „Sprache der Lieder“ sehr gut zusammengearbeitet hat, weil beide überzeugt sind, dass die Sprache der Musik von allen Kindern der Welt verstanden wird.

Nachdem Armin Pongs ein paar wenige Seiten aus seinem Krokofil-Buch „Der Traumländer“ gelesen hatte, konnte er bei seinen begeisterten Zuhörern erstaunlich viele unterschiedliche Bilder abrufen, denn alle hatten sich etwas anderes ganz besonders gut eingeprägt und sich ihre eigenen Vorstellungen gebildet, und nicht – wie vor einem Fernseher, im Kino oder vor einem Beamer – nur passiv gemeinsam etwas angeschaut, ohne weiter darüber nachzudenken.

Die so gewonnene Erkenntnis, dass die eigenen Bilder tatsächlich etwas ganz Persönliches, etwas ganz Besonderes und vor allem auch etwas sehr Wertvolles sind und nie gestohlen werden oder – normalerweise – auch nicht mehr verloren gehen können, weil sie ja in der eigenen Fantasie existieren, beeindruckte die Kinder schon. Dass sie nach der abwechslungsreichen Lesung auch noch einen großen Krokofil-Flyer bekamen, den sie in ihr Zimmer hängen können, sorgte für große Begeisterung. Dass sie ihn am besten auf den Bildschirm oder ihre Playstation kleben sollen, war dann nicht unbedingt ganz ernst gemeint.

Ernst war es dem fantasievollen Geschichtenerzähler aber damit, dass sich alle, die für ein kostenloses Geschenk oder eine persönliche Widmung in ihrem Krokofil-Buch in der Schlange geduldig anstanden, persönlich von ihm verabschieden. Sie mussten ihm per Handschlag versichern, dass sie künftig auf jeden Fall weniger vor dem Bildschirm hocken und viel mehr lesen werden, um sich ihre eigenen Bilder und Gedanken über das Gelesene zu machen – auch wenn das die Dummheit noch viel stärker gefährdet, als allein schon das Flügel verleihende Lesen . . .