Kirchheim

Höchste Zeit für einen Wechsel

Verkehr Verboten ist es nicht, aber auch nicht ratsam: Wer mit Winterreifen durch Frühjahr und Sommer rollt, nimmt Einbußen bei der Fahrsicherheit in Kauf. Von Daniela Haußmann

Nun ist es langsam an der Zeit, auf Sommerreifen umzurüsten.Foto: Jean-Luc Jacques
Nun ist es langsam an der Zeit, auf Sommerreifen umzurüsten.Foto: Jean-Luc Jacques

Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen - spätestens im April ist es Zeit für einen Reifenwechsel. Zwingend vorgeschrieben ist der Umstieg von Winter- auf Sommerpneus zwar nicht, aber empfehlenswert ist er auf jeden Fall. Fahrtests haben laut Reimund Elbe gezeigt, dass der Bremsweg mit Winterrädern deutlich länger ist, wenn das Quecksilber im Thermometer steigt. „Das heißt im Klartext: „Während ein Auto mit Sommerreifen schon längst steht, ist ein Wagen, dessen Bereifung auf die kalte Jahreszeit ausgelegt ist, noch immer in Bewegung“, betont der Pressesprecher des ADAC Württemberg.

Ruprecht Müller rechnet vor: Um bei 25 Grad auf trockener Fahrbahn von Tempo 100 auf null abzubremsen, benötigen Autos mit Winterpneus im Schnitt vier Meter und damit rund zehn Prozent mehr als mit Sommerreifen. Bei einzelnen Reifenmodellen kann sich der Anhalteweg im Extremfall sogar um bis zu 16 Meter verlängern, wie der Fachmann vom ADAC Technik Zentrum in Landsberg erklärt. „Durch die Winterbereifung bei entsprechenden Außentemperaturen kann sich auch das Lenkverhalten verschlechtern,“ betont Elbe.

Verantwortlich dafür ist die Gummimischung. Die fällt bei Pneus, die auf die kalte Jahreszeit ausgelegt sind, weicher aus als bei Sommerreifen. „Bei Schnee, Matsch und Eis sorgt diese Eigenschaft“ laut Elbe „für einen festen Grip.“ Allerdings ist die Mischung hitzeempfindlich. Das führt bei sommerlichen Temperaturen besonders in Kurven zu einem schwammigen Fahrgefühl. Das gilt vor allem für schwer beladene Fahrzeuge. Wer meint, die Winterreifen bis in den Sommer hinein abfahren zu müssen, weil das Profil für eine weitere Saison nicht reicht, sollte aus Sicht von Reimund Elbe regelmäßig die Profiltiefe prüfen. Denn bei hohen Außentemperaturen nutzen sich die Reifen schneller ab. Außerdem ist es ohnehin nicht empfehlenswert, die Winterpneus bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter abzufahren.

Schon bei vier Millimetern Profiltiefe rät der ADAC einen neuen Reifensatz zu kaufen. „Jeder der meint, Geld sparen zu müssen, indem er die Winterräder extrem weit runterfährt, darf nicht vergessen, dass das Risiko für ungleichmäßig abgefahrene Reifen steigt“, gibt der Pressesprecher zu bedenken und warnt: „Das kann besonders in Kurven zu brenzligen Situationen führen. Die Fahrstabilität leidet, und das Fahrzeug kann im schlimmsten Fall sogar ausbrechen“, warnt der Pressesprecher. Wer mit Winterreifen in der warmen Jahreszeit einen Unfall verursacht, muss laut Reimund Elbe unter Umständen mit Leistungskürzungen bei der Kaskoversicherung rechnen. „Das gilt vor allem dann, wenn ein Gutachter nachweist, dass der Bremsweg mit Sommerreifen kürzer und die Kollision somit zu verhindern gewesen wäre“, erklärt er und betont, „dass mit solchen Konsequenzen insbesondere bei schweren Zusammenstößen zu rechnen ist. Denn hier wird die Unfallursache genau untersucht.“ Gegen Winterreifen bei sommerlichen Temperaturen spricht aus seiner Sicht aber auch der erhöhte Kraftstoffverbrauch, den sie bei der Nutzung in der warmen Jahreszeit nach sich ziehen.

Darüber hinaus ist der Winter nicht mehr das, was er mal war. Bei mildem Wetter wird mehr gefahren als bei Schnee und Eis. Reifen, die beim Wechsel im Oktober noch gut ausgesehen haben, können durch die dann höhere Laufleistung bereits vor Saisonende abgefahren sein. Elbe rät deshalb dazu, auch in der kalten Jahreszeit die Profiltiefe zu prüfen.

Ganzjahresreifen eignen sich laut Reimund Elbe für Kfz-Halter, die eine überschaubare Fahrleistung aufweisen und in Gebieten unterwegs sind, in denen es wenig schneit. „Wer ins Skigebiet fährt oder beruflich bedingt Langstrecken zurücklegt, ist mit der Anschaffung von Winter- und Sommerreifen besser beraten, als mit dem Allrounder unter den Pneus“, bilanziert der Pressesprecher.

Egal ob Winter- oder Sommereifen: wichtig ist ein ausreichend dickes Profil. Foto: dh
Egal ob Winter- oder Sommereifen: wichtig ist ein ausreichend dickes Profil. Foto: dh
Foto: Jean-Luc Jacques
Foto: Jean-Luc Jacques