Kirchheim

Hollywood auf dem Parkplatz

Autokino Mitte Mai soll es losgehen: Auf dem Flohmarkt-Gelände am Bahnhof flimmern dann Filme über die Leinwand. Der Ton kommt übers Autoradio. Von Andreas Volz

*
Foto: Markus Brändli

Ganz großes Kino in Kirchheim: Das verspricht Reimund Fischer, der Betreiber des Sommernachtskinos, auch in Zeiten der Coronakrise. In Kirchheim soll ein Autokino entstehen - auf dem Flohmarkt-Gelände am Bahnhof, zwischen den Bahngleisen und der Schöllkopfstraße. Das Areal bietet Platz für 200 Autos. Es gilt, aus der Not eine Tugend zu machen: Solange traditionelle Kinos wegen der Corona-Verordnungen geschlossen bleiben müssen, gibt es keine andere Möglichkeit, um die neuesten Filme als Gemeinschaftserlebnis sehen zu können.

In Gesellschaft und doch für sich

Das „social distancing“ scheint wie geschaffen fürs Autokino. Man ist einerseits in Gesellschaft, denn je nach Größe eines Autokinos können dort Hunderte oder Tausende zusammenkommen. Andererseits aber bleiben alle unter sich. Berührungen unter Fremden gibt es nicht, weil keiner das Auto verlässt. Einzige Ausnahme: Es gibt Toiletten auf dem Gelände, und nur der Gang dorthin gibt den Kinobesuchern die Gelegenheit, das Fahrzeug zu verlassen. Selbstverständlich gelten auch für den Klowagen die üblichen Corona-Bestimmungen wie Händewaschen oder Abstandhalten beim Schlangestehen.

Wer aber keine Toilette aufsuchen muss, kann mitunter den gesamten Kinoabend im Auto verbringen, ohne auch nur ein einziges Mal die Scheibe zu öffnen: „Tickets gibt es nur online“, sagt Reimund Fischer. „Man hat das entweder auf dem Handy oder druckt es aus.“ Beim Einlass wird das Ticket durch die Scheibe gescannt. Gleiches gilt für die Bestellung von Speisen und Getränken. Auch das hat vorher digital zu erfolgen. Diese Bestellung wird bei der Einfahrt ebenfalls gescannt. Nur wer dann später seine Tüte mit Essen und Trinken entgegennimmt, muss kurz mal das Fenster oder die Türe öffnen.

Ohnehin gilt die Vorschrift, die Fenster geschlossen zu halten. Das verhindert mögliche Ansteckungen, solange die Coronakrise andauert. Es verhindert aber auch unnötigen Lärm, unter dem die Anwohner leiden könnten. Im Gegensatz zum üblichen Open-Air-Kino gibt es im Autokino ja keine lautstarke Beschallung. Den Ton zum Film empfangen die Kino- „Gänger“ übers Autoradio. Zu diesem Zweck erhält das Autokino eine eigene Frequenz.

Diese relativ simple Technik macht das Autokino auch für andere Veranstaltungen attraktiv: Es ist bereits fest vereinbart, dass sonntags Gottesdienste im Autokino stattfinden sollen, solange die Kirchen geschlossen bleiben müssen. Auch Kabarett, Theater oder Live-Musik kann sich Reimund Fischer im Autokino vorstellen. Sollten die Kontaktsperren wegen der Corona-Gefahr bestehen bleiben, könnte dies den ganzen Sommer über die einzige Möglichkeit sein, eine Kulturveranstaltung mit dem Gesetz in Einklang zu bringen.

Wer als möglicher Autokino-Besucher fürchtet, seine Batterie sei zu schwach, um zwei Stunden lang das Radio laufen zu lassen, auch den kann Reimund Fischer beruhigen: „Da gibt es in anderen Autokinos den ADAC oder ein Autohaus, und die bieten Starthilfe an. Ich bin mir sicher, dass wir das mit unseren Sponsoren auch in Kirchheim hinkriegen.“

Und wenn jemand gar kein Auto hat? Reimund Fischer will hierfür Kooperationen mit Car-Sharing-Angeboten ausloten: für drei Stunden Kino ein Auto mieten, bei sehr geringer Kilometerleistung.

Details zum Autokino

Der Eintritt kostet 11 Euro pro Person, für Kinder 6,50 Euro. In jedem Auto dürfen maximal zwei Erwachsene sitzen und bis zu drei Kinder. Filmbeginn ist je nach Dämmerungszeit gegen 21 Uhr, Einlass gegen 20 Uhr. Reservierte Plätze gibt es nicht.

Start des Autokinos in Kirchheim ist „Mitte Mai“. Ein konkreteren Termin steht noch nicht fest. Ein Ende des Autokinos ist bislang nicht geplant. Das hängt von den Vorschriften für den Umgang mit der Pandemie ab.

Die Leinwand hat eine Fläche von 200 Quadratmetern. Laut Reimund Fischer ist es „die größte im ganzen Umkreis - von Stuttgart bis Ulm“.

Das Programm wird tagesaktuell über verschiedene Medienkanäle kommuniziert. Manche Filme könnten auch mehrfach laufen. Auch einen Ehrenamtsabend soll es geben - wie sonst im Sommernachtskino. vol