Kirchheim

Hunde üben, Menschenleben zu retten

Hilfe Die Rettungshundebereitschaft des DRK absolviert eine Intensiv-Trainingswoche. Sie ist seit über 30 Jahren bei der Vermisstensuche im Einsatz.

Das Auffinden von Menschen im Wasser stellt die Spürnasen vor eine besondere Herausforderung. Deshalb wurde auch am und im Necka
Das Auffinden von Menschen im Wasser stellt die Spürnasen vor eine besondere Herausforderung. Deshalb wurde auch am und im Neckar trainiert. Foto: DRK Nürtingen-Kirchheim/Herdin

Flächen- und Trümmersuche ist ihr Spezialgebiet: Bei ihren regelmäßigen Einsätzen helfen die Spezialisten von der Rettungshundebereitschaft dabei, Vermisste und Verletzte im Gelände zu finden. Damit Tiere und Hundeführer vorbereitet sind, stehen regelmäßig Übungseinheiten auf dem Programm. Jetzt absolvierte die Staffel in Marbach und Nürtingen ein intensives Training, mit Herausforderungen für Mensch und Hund.

Als einer der ersten Kreisverbände überhaupt hatte das DRK Nürtingen-Kirchheim 1988 Rettungshunde in seinen Reihen. Heute sind die Einsatzkräfte auf vier Pfoten kaum noch wegzudenken. Oft sei der Hund die einzige verlässliche Hilfe, um verunglückte, verirrte oder verletzte Menschen noch lebend zu retten, sagt Nicolas Herdin, einer der beiden Bereitschaftsleiter der Staffel. Mit seinem herausragenden Geruchssinn spürt der Hund selbst unter Trümmern oder über weite Distanzen noch Menschen auf. Und schlägt sowohl mit seiner Schnelligkeit und seinen Fähigkeiten jedes technische Hilfsgerät. „Der Hund macht einen immensen Unterschied“, so seine Erfahrung.

Regelmäßig wird die Staffel des DRK Nürtingen-Kirchheim von der Polizei zur Unterstützung bei der Suche angefordert. Einsätze führten die Bereitschaft aber auch schon in Erdbebengebiete in der Türkei, Ägypten und Armenien.

Die Suche fordert von den Tieren und ihren menschlichen Partnern viel Erfahrung und Übung. Grundlage für die Einsätze ist ein großes Vertrauen zwischen Hund und Hundeführer. Um als Rettungshund in den Einsatz zu können, muss ein Tier viel lernen. Je nach Gelände und Witterung sind Gerüche anders wahrzunehmen. Umwelteinflüsse wie Wind oder Wasser, Staub oder ineinander verschachtelte Trümmerteile - all das beeinflusst die Geruchsspur. Wichtig bei der Ausbildung aber sei immer, dass die Arbeit für den Hund Spiel und Spaß ist und jede Suche positiv endet. „Nur so legt er auch beim nächsten Mal voller Elan und Motivation los“, weiß Nicolas Herdin.

Ausbildung ist zeitaufwendig

Nicht nur die Vierbeiner haben einiges zu lernen in der Rettungshundebereitschaft: Wer mit seinem Hund mitmachen möchte, braucht neben der Erste-Hilfe-Ausbildung zusätzlich die DRK-Grundkurse und eine Funkausbildung sowie einen sicheren Umgang mit Kompass und Karte. Auch lernen die Hundeführer, wie man den Hund im Falle eines Falles sicher transportiert oder sich zum Beispiel mit dem Tier zusammen abseilt. Mindestens ein, im Regelfall aber zwei Jahre dauert es deshalb, bis ein Team komplett ausgebildet ist.

Nach der Ausbildung heißt es dran bleiben. Zweimal die Woche bieten die Ausbilder der Staffel ein Training an. Vier Stunden sind die Teams dann draußen gemeinsam unterwegs. Die Trainingseinheit im Herbst nutzen die Staffelmitglieder, um Situationen zu üben, die sich sonst in die wöchentlichen Übungsstunden nicht so leicht integrieren lassen. Ein echter Glücksfall stellt die Abbruchbaustelle der ehemaligen Psychiatrie in Nürtingen für die Staffel dar. Der Baustellenleiter gab ein Teil des Geländes für eine Trainingseinheit frei. „Unter Betrieb trainieren zu können, diese Möglichkeit haben wir nicht so oft“, berichtet Herdin.

Die Nähe zum Neckar nutzte die Bereitschaftsleitung für ein zweites wichtiges Übungsszenario: der Suche von Personen in Ufernähe. „Wasser stellt noch einmal eine ganz andere Herausforderung für die Tiere dar“, erklärt der Ausbilder. Die Intensiv-Trainingseinheiten über zehn Tage hinweg gehören fest zum Ausbildungsjahr, und das aus gutem Grund: So konzentriert am Stück lässt sich in den normalen Übungsstunden nicht trainieren. „Vor allem bei jungen Hunden merkt man dabei schnell die Fortschritte“, berichtet Herdin. Die intensive Arbeit mit den Tieren zeigt aber auch, wo es beim Mensch-Hund-Team noch Probleme gibt, an denen gearbeitet werden muss. Zugleich ist die Trainingseinheit Vorbereitung für die anstehenden Prüfungen, die alle zwei Jahre stattfinden.

„Rettungshundearbeit ist zeit-intensiv“, gibt Herdin zu. Bis zu 1500 ehrenamtliche Stunden leistet jedes Team der Staffel vom DRK Nürtingen-Kirchheim pro Jahr. Für Herdin und die Staffelmitglieder gibt es trotzdem kaum etwas Erfüllenderes. pm