Kirchheim

Jazz, der jede Menge Spaß macht

Konzert Der Kirchheimer Jochen Feucht stellt am Samstag in der Bastion seine neue CD vor. Entspannter, unaufgeregter Jazz zum Zurücklehnen. Von Günter Kahlert

Am Klavier entstehen die Kompositionen des Jazz-Musikers Jochen Feucht.Foto: Günter Kahlert
Am Klavier entstehen die Kompositionen des Jazz-Musikers Jochen Feucht.Foto: Günter Kahlert

Show ist nicht sein Ding. Der Kirchheimer Komponist, Arrangeur und Jazz-Musiker Jochen Feucht liebt eher die zurückhaltenden Töne. Jetzt hat er wieder eine neue CD fertig, „Light Play“ die am Sonntag, 8. April, im der Bastion präsentiert wird. „Filigraner Kammer-Jazz“ titelt seine Plattenfirma. Was bitteschön ist das denn? Er lacht, „das ist so wie die Kammermusik in der Klassik. Nicht das bombastische Orchester, sondern wenige Instrumente, feiner Klang und eher leise.“ Das hört sich ja fast nach introvertierter, spaßfreier Intellektuellenmusik an. Jochen Feucht korrigiert sofort: „Was für ein Quatsch! Natürlich haben wir jede Menge Spaß dabei und die Besucher werden das auch spüren.“ Klingt schon mal gut.

Er selbst spielt in der Bastion Sopran-Saxofon, Basset Horn und Flöte, seine Mitmusiker sind der Vibrafonist Dizzy Krisch und Günter Weiss mit der zwölfsaitigen Gitarre. Beide wie er Größen in der Jazz-Szene. Eine ungewöhnliche Kombination, aber genau die war schon lange der Wunsch von Jochen Feucht. Deshalb machte er sich selbst ans Werk und schrieb Stücke dafür - im Wohnzimmer seines Hauses in der Kirchheimer Eugenstraße. Allerdings am Klavier, nicht auf einem seiner Blasinstrumente. Warum das? „Am Klavier habe ich das ganz Stück vor mir. Da kann ich die Gesamtstimmung besser einfangen.“ Festgehalten werden die Kompositionen per Laptop. Moderne Zeiten eben.

Es ist ohnehin ein richtiges Musikerhaus. Jochen Feucht macht Jazz und seine Ehefrau Irina ist klassische Violinistin. Beide unterrichten auch an der Musikschule Esslingen, Irina Hornung-Feucht wird zudem oft für Klassik-Ensembles gebucht. Und da ist noch Leo, ihr aufgeweckter dreijähriger Sohn. Der mag Musik auch schon, aber nicht die von Papa oder Mama. Neben seinen Kinder-CDs steht Leo im Moment total auf den brasilianischen Kult-Musiker Ivan Lens. Die CD hat Jochen Feucht einmal eingelegt und seitdem „rennt er bei manchen Titeln schon vor dem Ende los, um sie noch mal abzuspielen“, sagt sein Vater schmunzelnd. Dazu noch rumklimpern auf dem Klavier, und mit dem Bogen auf Mamas Violine „fiedeln“, manche Eltern würden da wohl die ersten Anzeichen eines „Wunderkindes“ unterstellen und eine Mini-Geige besorgen. Dieser elterliche Ehrgeiz ist den beiden aber fremd. „Leo wird dann ein Instrument spielen, wenn er selber entscheiden kann, nicht vorher“, meint Irina Hornung-Feucht dazu.

Vom Jazz infiziert wurde der 48-jährige Jochen Feucht schon als Jugendlicher. Am Anfang stand für den damals 11-Jährigen zwar der Klarinettenunterricht und seine Mitgliedschaft bei der „kleinen Schützenmusik“ in Biberach, aber das änderte sich rasch. „Mir war das schnell langweilig, immer das gleiche vom Blatt spielen zu müssen.“ Jochen Feucht kam in Kontakt mit anderen jungen Musikern: „Biberach war damals ein richtiges ,Nest‘ von guten Jazzmusikern“, erzählt er. Die nächste Stufe kam mit seinem Mentor Jochen Sikora. Die Jazz-Legende nahm den 16-Jährigen unter seine Fittiche und bildete ihn am Saxofon aus. Seitdem lebt Jochen Feucht für und mit Jazz: Studium in der Schweiz, jede Menge Plattenaufnahmen, Konzerte mit den unterschiedlichsten Kollegen, zahlreiche Auszeichnungen - der Kirchheimer Musiker ist längst eine feste Größe in der europäischen Szene.

Sein besonderes Interesse liegt neben dem Jazz in brasilianischer und indischer Musik. Das Ergebnis waren Projekte und CDs mit brasilianischen und indischen Musikern. Auch auf „Light Play“ hatte Feucht einen befreundeten indischen Musiker im Studio: Suman Sarkar ist bei zwei Stücken mit den Tablas (kleine Kessel-Trommeln) zu hören. Den hat er für den Bastion-Auftritt nicht aus Kalkutta einfliegen lassen. Ändert aber nichts, dass es dort am Samstag entspannten Jazz zum Zurücklehnen gibt.