Junge Zeitung

Jeden Tag Strand und Sonne

Jessy Mermi ist mit ihrer Familie nach Brasilien ausgewandert. Dank der Serie „Goodbye Deutschland“ ist die Ex-Kirchheimerin in ganz Deutschland bekannt.

„Wir leben dort, wo andere Urlaub machen“ – damit Jessy Mermi diesen Satz sagen kann, nahm die Familie Mermi-Schmelz vor vier Jahren einiges auf sich. Ihr  Ziel war Brasilien und eine eigene Strandbar im Land der Sonne mit immer gut gelaunten Menschen. Doch anstatt einfach auszuwandern, entschloss sich die Familie zu einem ganz besonderen Schritt: „Das war die Idee von meiner Mutter. Die hat eine Mail an „Goodbye Deutschland“ geschrieben, und dann wurden wir genommen“, erzählt die 16-jährige Jessy. Die drei Auswanderer ließen sich bei den Vorbereitungen und ihrer Reise zum neuen Wohnort Tag und Nacht von einem Fernsehteam begleiten, was ihnen in Deutschland einige Popularität einbrachte. „Mittlerweile sind wir die zweitbeliebteste Familie bei Goodbye Deutschland“, freut sich Jessy. In Brasilien merke man davon jedoch nichts. „Nur die Touristen, die uns besuchen, kennen die Sendung“.

In Brasilien genießt Jessy ein ganz normales Teenager-Leben. Nach der Ankunft ging sie zuerst ein Jahr auf eine Privatschule, da sie noch überhaupt kein Portugiesisch sprach. Dort lernte sie die Sprache. „Das war aber schwierig da, es gab so viele reiche Kinder. In der normalen Schule ist es viel besser“, findet Jessy. Mittlerweile besucht sie in der Nähe ihres Heimatorts Canavieiras, der ungefähr 1000 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro liegt, die Schule, hat viele Freunde und sogar einen brasilianischen Freund. Morgens besucht Jessy die Schule. Danach geht sie entweder zu ihrem Freund oder trifft sich in der Stadt mit ihren Freunden. Anschließend verbringt sie noch ein paar Stunden am Strand, bis es schließlich Abendessen gibt. Neuerdings versucht sie sich auch am Mopedfahren, was ihr viel Spaß macht.

Und was unterscheidet ihr Leben nun von dem ihrer alten Freundinnen in Kirchheim? „In Brasilien sind die Menschen viel glücklicher und alles ist ruhiger. In Deutschland sind immer alle so unzufrieden“, findet Jessy. Das Essen sei anders, das Klima wärmer, die Menschen sehen anders aus. „Es gibt auch andere kulturelle Unterschiede. Die Brasilianer essen zum Beispiel nicht so gerne Schwein“, erzählt die Ex-Kirchheimerin. Aber eines vermisst Jessy dann doch: Shoppen! „In Canavieiras gibt es zwar hübsche kleine Läden, aber wenig Auswahl. Hier hat man viel mehr.“ Als die Familie dann beschloss, im April für eine Woche mit der Wirtsfamilie der Traube in Wendlingen zu tauschen, freute sich Jessy riesig auf ihren ersten Deutschlandbesuch seit vier Jahren. „Ich geh’ natürlich einkaufen und treffe mich mit meinen alten Freundinnen“, sagt Jessy. Das einzige, was sie nervt, ist das Fernsehteam. In Brasilien wird die Familie nur ab und zu vom Drehteam besucht, aber in Deutschland begleiten die Reporter Jessy überallhin: „Die wollen halt alles drehen, auch wie ich mich bei meinen Freunden verhalte.“ Und noch ein weiteres Problem plagt Jessy in Deutschland: „Ich bin sofort krank geworden, in Brasilien hatten wir noch 35 Grad im Schatten“.

Was ihre Zukunft angeht, ist Jessy sich schon sicher „Ich bleibe in Brasilien“. Die ehemalige Kirchheimerin möchte in Brasilien die Schule abschließen und dann dort studieren, „vielleicht sogar auch in Deutschland, wenn ich bis dahin die Motivation habe“. Aber wieder dauerhaft in Deutschland leben? – „Niemals!“

Fotos: privat