Kirchheim

Jeder kann Obst anbauen und ernten

Natur Beim Streuobstwiesen-Aktionstag gab es Tipps zur Wiesen- und Baumpflege. Denjenigen, die mit dem Gedanken spielen, sich selbst ein Stück Land zuzulegen, wurde die Angst genommen. Von Daniela Haußmann

Die Pflege von Streuobstwiesen ist in Kirchheim dank der Unterstützung der Stadt und der Vereine kinderleicht.Foto: Daniela Hauß
Die Pflege von Streuobstwiesen ist in Kirchheim dank der Unterstützung der Stadt und der Vereine kinderleicht.Foto: Daniela Haußmann

Kirchheims Wiesenbesitzer können nicht klagen. Mutter Natur hat es in diesem Jahr mehr als gut mit ihnen gemeint, wie die üppige Obstpracht auf so manchem Stückle zeigt. Ob Äpfel, Birnen oder Zwetschgen - Früchte gibt’s im Überfluss. Vielleicht haben gerade deshalb etwa 50 Wiesenbesitzer den Streuobstwiesen-Aktionstag besucht. Der fand auf dem Gelände des Kirchheimer Schlossgymnasiums statt und überzeugte mit nützlichen Tipps rund um die Wiesen- und Baumpflege.

Auf reges Interesse stieß die Obstauflesemaschine, die die Stadtverwaltung 2016 mit finanzieller Unterstützung des Landratsamtes Esslingen angeschafft hat. „Alle, die in Kirchheim wohnen und eine Wiese bewirtschaften können das Gerät für 2,50 Euro pro Stunde bei Gerrit Niehelomann, der in Lindorf eine Werkstatt hat, leihen,“ sagt Wolf Rühle. Ein Angebot, das allerdings nur zögerlich angenommen wird, wie der Umweltbeauftragte der Stadt Kirchheim bedauert. „Denn die Nutzung lohnt sich schon ab einer Erntemenge von etwa 500 Kilogramm“, informiert der Experte: „So viel werfen bereits vier bis fünf Bäume ab.“

Maschinen helfen beim Auflesen

Die Handhabung ist, Gerrit Niehelomann zufolge, nach einer Einführung ganz einfach. Wer Sorge hat, dass das Gerät auf seiner Wiese nicht ausgelastet ist, kann sich mit anderen Gütlesbesitzern während der Erntezeit zusammenschließen. „Bei den aktuell großen Obstmengen haben sicher auch Grundstücksnachbarn Interesse“, ist Stefan Würtele überzeugt. Immerhin spart die Auflesemaschine nicht nur Zeit, sondern schont zudem noch den Rücken, wie der Vertreter des Lindorfer Obst- und Gartenbauvereins betont.

Tipps gab’s beim Aktionstag auch für alle, die mit dem Gedanken spielen, eine Streuobstwiese zu kaufen oder zu pachten. „In der Teckstadt und ihren Teilorten sind alle Grundstücke, die sich in kommunalem Besitz befinden, verpachtet“, berichtet Wolf Rühle. Anzeigen im Teckboten, den Amtsblättern oder auf Online-Portalen wie streuobst-teck.de zu schalten, ist seiner Ansicht nach am Erfolg versprechendsten bei der Wiesensuche. Ob Kauf oder Pacht, jeder, der sich ein Gütle zulegen will, sollte laut Stefan Würtele darauf achten, dass es einen Zufahrtsweg gibt, der mit einem normalen Auto befahrbar ist. Wichtig ist auch der Zustand der Bäume. „Denn bis ein neu gepflanzter Obstbaum Früchte trägt, ziehen 10 bis 15 Jahre ins Land“, gibt der Agraringenieur zu bedenken.

Totholz, abgerissene Äste, Misteln, weit vom Stamm entfernte Fruchtäste oder ein völlig verwachsenes Geäst sind ein Zeichen dafür, dass schon länger keine Pflege mehr erfolgt ist, wie Würtele erklärt. Er rät angehenden Wiesenbesitzern, mit den Obst- und Gartenbauvereinen Kontakt aufzunehmen, die wissen, was zu tun ist, um ein Grundstück wieder instand zu setzen. „Dass in Kirchheim Hochentaster, Aufsitzmäher und andere Geräte ausleihbar sind, ist in solchen Fällen ein Vorteil“, so Stefan Würtele. „Denn eine 20 Ar große Wiese kostet beim Kauf rund 2 000 Euro, also etwa so viel wie einer unserer Hochentaster.“

All jenen, die auf ihrer Streuobstwiese einen neuen Baum pflanzen wollen, empfiehlt Stefan Würtele den Griff zum Dreiviertel- oder Hochstamm: „An deren Äste kommen Rehe und andere Tiere nicht so leicht ran.“ Damit sich ein Baum langfristig zu einem stabilen Exemplar entwickelt, sollte er bis zum achten Jahr keine Früchte tragen. Außerdem rät Würtele, den Ballen lückenlos mit einem zinkfreien Drahtgeflecht zu umwickeln, das kurz vor dem Stamm mit einer Schnur fixiert wird. So sind die Wurzeln vor Wühlmäusen geschützt. Wichtig ist auch ein Pfahl. An dem scheiden sich die Geister: „An die Nordseite des Stamms gesetzt, schützt er vor Sonnenbrand, an der Ostseite vor den Winden.“ Letztlich ist auch das „Ausgangsmaterial“ wichtig. „Optimal ist ein gerader Stamm, der in der Krone keine Doppelspitze aufweist und dessen Äste in einem Winkel von 45 Grad wachsen“, so Stefan Würtele. „Das verhindert Wassergeschosse.“

Obst selbst ernten

Bei der Jesinger Ortsverwaltung können im Rahmen der Aktion „Obst sucht Genießer“ Bänder abgeholt werden. Wer die derzeit brechend vollen Bäume nicht selbst abernten kann oder nicht imstande ist, die großen Obstmengen selbst zu ernten, zu verarbeiten, zu lagern oder zu verzehren, kann die Bänder an seine Bäume hängen und seinen Ertrag anderen bereitstellen. Bislang findet die Aktion nur zögerlich Resonanz. Wer Spezialgeräte benötigt, kann für 60 Euro pro Tag einen Aufsitzmäher, für 25 bis 29 Euro einen Hochentaster und für 25 Euro pro Tag einen Balkenmäher bei der Stadt Kirchheim ausleihen. Weitere Infos unter www.streuobst-teck.de.