Kirchheim

Keine Frage des Alters

Stefan Raaf ist Lehrer an der Burgschule in Köngen und Referent für schulische Medienbildung am Landesmedienzentrum. Die Gemeinschaftsschule gilt im Landkreis als Musterbeispiel für digitale Bildung. Wir wollten wissen, was das Köngener Modell so erfolgreich macht.

Herr Raaf, was hat die Burgschule, was andere nicht haben?

Stefan Raaf: Das sind mehrere Aspekte. Wir haben uns schon deutlich vor der Pandemie mit dem Thema befasst, was uns im vergangenen Jahr zugute kam, und wir hatten das große Glück, dass wir 2017 die komplette Technikausstattung austauschen mussten. Als ich damals an die Schule kam mit meiner Vorgeschichte als Schulnetzberater, war schnell klar, dass wir ein Medienteam brauchen, das sich mit den Fragen befasst, wie sieht der Unterricht der Zukunft aus? Wie können wir unsere Ausstattung zielgerecht gestalten? Wie setzen wir Medieninhalte in Bildungsinhalte um? Wir hatten zusätzlich den Vorteil, dass wir in Köngen einen sehr innovativen Bürgermeister haben und einen Gemeinderat, der uns viel Vertrauensvorschuss gab. Damals war der Startschuss bei der Förderung der Digitalisierung noch gar nicht gefallen. Trotzdem hieß es, wir machen das jetzt und reden nicht nur.

Gab es auch Hindernisse?

Raaf: Sich vorzustellen, wie die Medienbildung stärker in den Unterricht hineingreifen kann, wo Medien den Unterricht sinnvoll ergänzen können, ist anfangs für die meis- ten Kollegien schwer. Wir haben dann auch eine befreundete Schule in Donzdorf besucht, die bereits komplett ausgestattet war. Die Bereitschaft des Kollegiums, sich auf den Weg zu machen, war bei uns toll. Das hat im Übrigen überhaupt nichts mit dem Alter zu tun. Wir hatten Kollegen, die kurz vor der Pensionierung standen und gesagt haben, toll, dass ich das noch mitmachen durfte.

Was würden Sie sich wünschen, um das Thema zügiger voranzutreiben?

Die Pandemie hat schon gezeigt, dass die Schulen noch nicht auf einem guten Stand der Digitalisierung angekommen sind. Dafür braucht es einen gewaltigen finanziellen Kraftakt und zwar dauerhaft. Die Geräte müssen ja alle paar Jahre wieder ausgetauscht werden. Das sind Summen, da wird es einem schwindelig. Die Kolleginnen und Kollegen brauchen aber auch Zeit in Form von Entlastungsstunden, um sich mit der Thematik zu beschäftigen. Nur so kann es gelingen, Technik und Medienpädagogik zusammenzuführen. Das ist ein schwieriges Thema, weil es dem Lehrkräftemangel entgegensteht. Vielleicht am wichtigsten: Der gesamte Erfolg steht und fällt mit der Fortbildung der Lehrkräfte und zwar dauerhaft. Wenn ich Möglichkeiten nicht ausschöpfe, ist viel Geld unnütz eingesetzt. Auch Fortbildung kostet Zeit. Ich würde mir wünschen, dass das anteilig am Deputat festgemacht wird. Bernd Köble