Kirchheim

Kirchheim soll ganz neu aufblühen

Artenvielfalt Auf mehreren Flächen in der Stadt sind Wiesen angelegt, die außer bei Pflanzen auch bei Insekten zur Biodiversität beitragen. Kirchheim beteiligt sich damit an der Aktion „Blühender Landkreis“. Von Andreas Volz

Während Bürgermeister Riemer Hinweisschilder in den Boden rammt, sorgen seine „Helfer“ von Stadt, Landkreis, Verschönerungsverei
Während Bürgermeister Riemer Hinweisschilder in den Boden rammt, sorgen seine „Helfer“ von Stadt, Landkreis, Verschönerungsverein und NABU noch einmal symbolisch für die Verteilung des Saatguts, das Pflanzen für Bienen und Hummeln hervorbringen soll.Foto: Carsten Riedl

Bienen, Hummeln & Co. will die Stadt Kirchheim bestimmt nicht zu Leibe rücken - im Gegenteil: Sie will die Insekten fördern und ihnen wieder zu mehr Lebensraum verhelfen. „Das Thema hat eine gewisse Präsenz in der Öffentlichkeit“, sagt der Erste Bürgermeister Günther Riemer beim Pressetermin an der Kirchheimer Beethovenstraße. Das Insektensterben wird immer wieder aufgegriffen - und meistens beklagt.

Schließlich geht es bei Insekten nicht nur um nächtliche Plagegeister, die einem dann gleich mehrere Tage lang unangenehm in Erinnerung bleiben, sondern auch um ausgesprochen nützliche Tiere: „Bienen leisten einen wesentlichen Beitrag für unsere Ernährung.“ Der Schwerpunkt liege noch nicht einmal beim Honig, denn ohne die Bestäubungsarbeit der Bienen stünde es ziemlich schlecht um das heimische Obst.

„Wir wollen zu einer größeren Vielfalt bei den Tieren beitragen“, gibt Günther Riemer die Parole aus für die Teilnahme der Stadt an der Aktion „Blühender Landkreis“ des Esslinger Landratsamts. In Kirchheim trägt das Projekt zum Erhalt der Biodiversität den Namen „Kirchheim unter Teck - natürlich naturnah“.

Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kreis verläuft reibungslos. Jeder trägt seinen Teil zum Gelingen des Projekts bei: „Die Stadt stellt Flächen zur Verfügung, vom Kreis bekommen wir das Saatgut.“ Aber bei dieser Zusammenarbeit allein soll es nicht bleiben: „Mein Wunsch wäre es, dass wir sehr viele Nachahmer finden, die bereit sind, tatkräftig die Artenvielfalt zu unterstützen - die uns ja letztlich allen dient.“

Unterstützer außerhalb der Stadtverwaltung gibt es von Anfang an: den NABU und den Verschönerungsverein. Der NABU hat überhaupt erst den Anstoß dazu gegeben, dass die Stadt jetzt zunächst auf gut fünf Hektar Fläche - verteilt auf das gesamte Stadtgebiet - Grünflächen zum Blühen bringen will. „Wir freuen uns, dass die Stadt unsere Anregung aufgegriffen hat und das in so großem Maß umsetzt“, sagt Silvia Malter als Vertreterin des NABU Teck, und Annette Langenhan ergänzt: „Ich hoffe, dass da noch mehr Flächen dazukommen, das ist ja auch ein Aushängeschild für die Stadt.“

So ähnlich sieht das auch Phi­lipp Reuff, der Vorsitzende des Verschönerungsvereins Kirchheim: „Es ist schön, wenn Flächen in der Stadt optisch aufgewertet werden und wenn wir dazu einen kleinen Beitrag leisten können.“

Dabei sieht das wohl nicht jeder so: Zunächst einmal blüht auf der Beispiel-Fläche am Dreikönigskeller nämlich überhaupt noch nichts. Obst- und Gartenbauberater Jens Häußler vom Landratsamt Esslingen stellt das Erblühen der Brache für frühestens Ende Juni in Aussicht. Und er weiß auch genau, dass sich nicht jeder Passant über eine extensiv gepflegte Wiese freut - vor allem dann nicht mehr, wenn sie irgendwann verblüht ist.

Aber hinter der Aktion steckt eben noch mehr als nur ein Reiz fürs Auge: Das Saatgut ist extra auf die jeweiligen Gebiete abgestimmt, sodass die einheimischen Insekten auch etwas mit den Pflanzen anfangen können. Auch Jens Häußler hofft auf viele private Mitstreiter, um gegen das Insektensterben vorzugehen. Allerdings will er das Saatgut nicht einfach so verteilen. Er setzt vielmehr auf Aufklärung: „Wir bieten Informationsveranstaltungen, Führungen und Kurse an.“ Termine sind auf der Homepage des Landkreises zu finden.

Kirchheims Umweltbeauftragter Wolf Rühle spricht von einem „ganzen Portfolio an Pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen“. Schließlich sollen die Insekten möglichst lange etwas davon haben - wie auch das menschliche Auge. Geht es nach dem Grünflächenamtsleiter Christoph Kerner, gibt es sogar immer mehr solcher Augenweiden: „Das soll jetzt erst der Anfang sein.“ Kirchheim steht somit also eine ganz neue Blütezeit bevor.

Biene, BlumeGaby Hanusch Hobbyfotografin
Biene, BlumeGaby Hanusch Hobbyfotografin