Kirchheim

Kirchheim war NSDAP-Hochburg

Vortrag Die Nazi-Vergangenheit der Teckstadt ist bei der Matinee der Partei Die Linke auf großes Interesse gestoßen.

Kirchheim. Das Thema Nationalsozialismus in ihrer Stadt hat offenbar viele Kirchheimer interessiert. Auch der stadtbekannte Referent Günther Erb hatte seinen Anteil daran, dass die Matinee der Linken mit rund 50 Zuhörern überfüllt war, sodass einige Besucher auf den Fensterbänken Platz nehmen mussten.

Eingeleitet wurde der Vortrag mit Gedichten für Frieden und Menschenrechte, wie Paul Celans „Todesfuge“ oder Brechts „Kälbermarsch“, vorgetragen von den Linken-Politikern Peter Rauscher und Heinrich Brinker, Pressesprecher für den Kreis Esslingen. Günther Erb berichtete anschaulich über die Entwicklungen des Nationalsozialismus und die Unterstützung, die es in Kirchheim dafür gab. Er bezog sich dabei auf Berichte von Zeitzeugen und den allgemein zugänglichen Schriften zur Stadtgeschichte. Demnach war Kirchheim eine Hochburg der NSDAP. Schon lange vor deren Machtergreifung waren namhafte Kirchheimer für die Nationalsozialisten aktiv.

Parteigranden der NSDAP besuchten die Stadt gern und häufig. Belegt sind unter anderem Aufmärsche, Paraden, Kundgebungen, Feiern der Nazis in Kirchheim. Auch schon 1923 kamen zu einer sogenannten Sonnenwendfeier 3 500 Nazis am alten Kirchheimer Bahnhof an, um von da auf‘s Hörnle zu ziehen. Ab 1933 wehten die Hakenkreuzflaggen vom Kirchheimer Rathaus, Straßennamen und Plätze wurden umbenannt. Noch heute tragen die Tannenbergstraße, die Bismarckstraße und die Hindenburgstraße die Namen von damals.

Am 1. Mai 1933 zogen 8 000 Menschen in einem Festzug der NSDAP durch Kirchheim. Dabei waren Vereine, Behörden, Schulen und andere Einrichtungen vertreten. Auch aus Kirchheim wurden Kritiker des Nationalsozialismus, Sozialdemokraten und Kommunisten in die nahegelegenen Konzentrationslager gebracht.pm