Eigentlich sollte es um Vandalismus an Schulen gehen - und um die Frage, wie die Stadt Kirchheim dieses Problem in den Griff kriegen will. Immerhin klagen die Schulleiter schon lange über Sachbeschädigungen, Schmierereien auf Mauern und Wänden, Scherben und Müll auf dem Schulhof sowie - noch weniger appetitlich - über Menschen, die bei Dunkelheit auch ihre Notdurft auf öffentlichem Gelände verrichten.
Gerade weil das Thema schon so lange zur Debatte steht, geriet nun die eigentliche Debatte im Gemeinderat zu einer Abrechnung mit der Stadt. Etliche Stadträte warfen der Verwaltung vor, zu lange untätig geblieben zu sein und jetzt statt Lösungsansätzen nichts anderes als eine allgemeine Beschreibung der Problematik vorgelegt zu haben.
Den Anfang machte Florian Schepp (Freie Wähler): „Wir haben ein konkretes Lagebild erwartet. Aber die Aussagen der Verwaltung haben keinerlei Bezug zu Kirchheim. Wir wollen eine Aufzählung, an welchen Stellen eine Videoüberwachung erfolgen kann.“ Auch CDU-Stadträtin Eva Baudouin zeigte sich „enttäuscht, dass das Projekt immer noch nicht konkret angegangen wurde“. Tonja Brinks (SPD) hatte ebenfalls andere Erwartungen gehegt: „Wir dachten eigentlich, dass jetzt im Oktober der Startschuss kommt.“
Stattdessen ging es „nur“ um einen Grundsatzbeschluss. Die Verwaltung soll die Situation nun aufarbeiten und für jede Schule passgenaue Lösungen vorschlagen. Sie soll die Polizeiverordnung überarbeiten, um Schulhöfe leichter absperren, besser beleuchten oder mit Kameras ausrüsten zu können. Und sie soll einen freien Träger beauftragen, 2021 mit Streetwork zu beginnen - um in Kontakt mit den Jugendlichen zu kommen, die sich abends und nachts auf Schulhöfen aufhalten. Der oder die Streetworker sollen auf Augenhöhe mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen, um sie vom zerstörerischen Teil ihres Tuns abzuhalten.
Genau das ist nach Ansicht von Grünen-Stadträtin Lena Weithofer der beste Weg: „Der wichtigste und effektivste Teil der Strategie gegen Vandalismus ist die Prävention. Überwachung sollte erst dann zum Einsatz kommen, wenn die pädagogischen Konzepte nicht mehr funktionieren.“
An dieser Stelle pflichtete ihr Tonja Brinks bei: „Streetworker haben eine ganz andere Bedeutung und eine ganz andere Rolle als Polizei und Ordnungsdienst.“ Außerdem würden sich die Ausgaben für diese sozialpädagogische Arbeit schnell amortisieren - angesichts von vandalismusbedingten Reparaturen, die allein an der Alleenschule in gut vier Jahren etwa 125 000 Euro gekostet haben.
Heinrich Brinker (Linke) verlangte erst ein Konzept, bevor die Polizeiverordnung geändert werde, während Ulrich Kreyscher (FDP/KiBü) konstatierte: „Schüler, für die eine Schulpflicht gilt, haben auch den berechtigten Anspruch, eine ordentliche Schule vorzufinden - und nicht morgens erst durch Scherben von Wodkaflaschen gehen zu müssen.“
„Nachtwanderer“ wiederbeleben
CIK-Stadtrat Gerd Mogler erinnerte an die „Nachtwanderer“, die vor einigen Jahren in Kirchheim freiwillig die Arbeit der Streetworker übernommen hatten: „Ich war damals auch dabei und habe festgestellt, wie die Jugendlichen nach einiger Zeit sehr positiv darauf reagierten, dass sich Einwohner Kirchheims wirklich und ernsthaft für sie interessieren. Vielleicht sollten wir das wieder aufleben lassen.“
Letzteres ist sicherlich ein guter Gedanke: Angesichts der vielen Schulen und der vielen weiteren Plätze, an denen Vandalismus zu beklagen ist, dürfte eine Streetworker-Stelle allein nämlich kaum ausreichen, um überall zugleich mäßigend auf Jugendliche einzuwirken, die sich im Freien treffen.
Was alle Redner bedauerten, wäre die Notwendigkeit, immer mehr Schulhöfe einzuzäunen und abzusperren. Grundsätzlich halten sie am Konzept der offenen Schulen fest. Wenn es aber nicht anders geht, müssen Zäune und Tore her.