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Kommentar: Showdown am Wahlsonntag

Was für eine schier unerträgliche Spannung! Der OB-Wahlkampf in Kirchheim hat wahrlich das Zeug zu einem mitreißenden Western: Ein durch und durch erfahrener Sheriff - in diesem Falle ist die Rolle weiblich besetzt - wird eiskalt herausgefordert, als der Weg in die dritte Amtszeit schon geebnet scheint. Und zwar von einem, den manche als politisches Greenhorn wahrnehmen. Und doch nötigt er allen Respekt ab, denn er hat sich unter anderem beim Land berufliche Meriten erworben, versammelt offenkundig eine starke Anhängerschaft hinter sich und schlägt sich gut in der Öffentlichkeit. Beide Kontrahenten umkreisen sich zunächst ausdauernd und verharren in misstrauischer Lauerstellung. Auf fünf Vorstellungsrunden in den Kirchheimer Teil- orten und der Kernstadt dürfen sie nämlich nur nacheinander reden und den Vortrag des anderen nicht anhören.

Unterdessen nimmt das Leben in der Stadt scheinbar seinen gewohnten Lauf. Doch die Ruhe ist trügerisch, die Spannung groß. An Stammtischen, auf dem Markt, am Arbeitsplatz gibt es nur noch ein Thema, die Oberbürgermeisterwahl. Zu Scharmützeln kommt es gelegentlich zwischen den Anhängerschaften beider Helden, etwa in Leserbriefen oder Social-Media-Foren oder durch öffentliche Sympathie-Bekundungen einzelner Wähler(gruppen).

Auge in Auge standen sich die Kontrahenten nun zum ersten und gleichzeitig letzten Mal am Dienstag vor Publikum gegenüber, und zwar auf dem Podium des Teckboten in der Stadthalle. Hier feuerten die Kandidaten einige Breitseiten aufeinander ab und verbuchten auch den einen oder anderen Treffer, jeweils beklatscht vom Publikum. Das war nur dann nicht einverstanden, wenn sich die Amtsinhaberin überraschend dünnhäutig zeigte gegenüber Publikumsreaktionen, die ihr persönlich unverständlich schienen.

Dennoch: Zum Showdown ist es trotz heftiger argumentativer Schießerei und Stichelei noch nicht gekommen. Die beiden Anwärter auf den Sheriff-Posten zeigen sich ziemlich ebenbürtig. Die Spannung steigt weiter, kaum einer der aufmerksamen Zuschauer und Beobachter wagt derzeit eine ernsthafte Prognose.

Der Showdown bleibt also dem Wahlsonntag vorbehalten. Nicht Revolverkugeln entscheiden, sondern Stimmzettel. Die Helden haben ihr Schicksal nicht mehr selbst in der Hand, bis dahin haben sie ihre Munition im Wahlkampf verschossen. Jetzt ist der Bürger am Drücker. Er führt nun Regie auf dem Weg zum Happy-end für die Stadt. - Dass dabei ein Held auf der Strecke bleibt, gehört zum Drehbuch.

Irene Strifler