Coronavirus

Krankenbesuche nur im Ausnahmefall

Corona In der Kirchheimer Medius-Klinik liegen vier infizierte Patienten. Keiner davon ist in einem kritischen Zustand. Die Personaldecke reicht noch aus, im Notfall helfen sich die Abteilungen gegenseitig aus. Von Iris Häfner

Hier darf zum Schutz der Patienten keiner rein. Foto: Jean-Luc Jacques
Hier darf zum Schutz der Patienten keiner rein. Foto: Jean-Luc Jacques

Security vor der Klinik - bis vor kurzer Zeit war solch eine Szene außerhalb jeglicher Vorstellungskraft. Jetzt ist es Realität, um Patienten und Mitarbeiter zu schützen. Kinder, Eltern und Partner können ihre Angehörigen nicht mehr besuchen. Vor allem für Angehörige von Schwerkranken ist es eine schwierige Situation. Es ist die Sorge da, den Vater oder die Mutter nicht mehr lebend sehen zu können. Doch gerade zum Schutz solcher Patienten wurde der Besucherstopp eingeführt.

„Im Einzelfall werden Ausnahmen des Besuchsverbots gemacht. Lebensbedrohlich Erkrankte und Patienten der Palliativstation können von Angehörigen besucht werden. Auf der Wöchnerinnenstation werden Besuche des Partners erlaubt“, sagt Professor Dr. Bernhard Hellmich, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Rheumatologie und Immunologie in der Medius-Klinik Kirchheim. Bis jetzt würden die Angehörigen großes Verständnis für die Maßnahme zeigen. „Ärzte und Pflegepersonal sprechen mit den Angehörigen und schildern den Gesundheitszustand des Patienten und wie die weitere Behandlung ge- plant ist. Diese Informationen reichen den Angehörigen dann in der Regel aus. Viele Patienten können den Kontakt zu ihren Angehörigen über Telefon oder soziale Medien halten“, erklärt der Mediziner.

Alle Bereiche der Klinik bereiten sich darauf vor, um für eine steigende Zahl von Corona-Patienten gerüstet zu sein. Es finden daher derzeit regelmäßige Besprechungen statt, um die notwendigen Maßnahmen zu planen. Alle nicht dringenden Operationen oder stationären Aufnahmen zur Abklärung nicht unmittelbar dringender Probleme werden verschoben. So sollen Ressourcen für die Planungen und die Versorgung der zu erwartenden steigenden Zahl von Corona-Patienten geschaffen werden.

Die Patienten würden großes Verständnis für die Ausnahmesituation zeigen. „Patienten, die nicht zu einem regulären Kontrolltermin in unsere Ambulanzen kommen können, erhalten per Telefon Auskunft“, erklärt Bernhard Hellmich. Die Atmosphäre in der Klinik sei ruhig. „Die Mitarbeiter gehen professionell mit der Situation um - alle zeigen einen sehr großen Einsatz, oft auch außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit. Die Zusammenarbeit zwischen den medizinischen und nicht-medizinischen Bereichen funktioniert sehr gut“, so der Chefarzt.

Durch die notwendigen Hygienemaßnahmen wie das An- und Ablegen von Schutzkleidung ist die Versorgung isolierter Patienten sehr viel aufwendiger. Das bedeutet einen Mehraufwand sowohl für das Pflegepersonal als auch für die Ärzte. „Durch die Verschiebung von nicht dringenden Krankenhausaufenthalten können wir aber Personal aus den dann weniger ausgelasteten Abteilungen in den Isolationsbereichen einsetzen“, sagt Bernhard Hellmich. Engpässe bei den Mitarbeitern können in bestimmten Bereichen entstehen. „Dem begegnen wir mit einem Austausch von Personal zwischen den Abteilungen“, erklärt er. Einen Mund-Nasenschutz tragen seine Mitarbeiter je nach möglicher Ansteckungsgefahr - hierzu wurden klare Regeln erstellt. Patienten tragen nur dann einen solchen Schutz, wenn sie möglicherweise ansteckend sind und dann für eine Untersuchung im Haus transportiert werden.

Die Intensivstationen sind noch nicht an der Kapazitätsgrenze. „Derzeit ist die Belegung wie auch sonst zu dieser Jahreszeit. Wir bereiten uns aber auf eine höhere Belegung vor“, sagt Bernhard Hellmich. Auf Ärzte im Ruhestand musste das Kirchheimer Krankenhaus noch nicht zurückgreifen. Aber: „Wir haben vorausschauend bereits Kontakt mit ,Ehemaligen‘ aufgenommen“, sagt der Chefarzt.

Derzeit sind vier mit Corona infizierte Patienten in seiner Klinik, von denen keiner in einem kritischen Zustand ist. „Zudem gibt es ein paar Verdachtsfälle, bei denen die Untersuchungsergebnisse noch ausstehen“, erklärt Bernhard Hellmich. Ein Patient mit schweren Vorerkrankungen und einer schweren Coronainfektion ist in der vergangenen Woche verstorben.