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KrisenmanagerKommentar

Der Kreis Esslingen nimmt seine Aufgaben in der Flüchtlingshilfe ernst. Das zeigen die jüngsten Beschlüsse im Sozialausschuss des Kreistages, die von der Zustimmung aller Fraktionen getragen waren. Mehr Personal für Betreuung, zusätzliche Anlaufstellen in den Städten und Gemeinden und ein Flüchtlingsrat, der die vielfältigen Hilfen besser vernetzen und punktgenauer ausgestalten soll. Das sind wichtige und richtige Schritte.

Doch das kann erst der Anfang sein. Die Prognosen sind alarmierend. Mehr als 1 700 Flüchtlinge beheimatet der Kreis derzeit. Bis zum Jahresende sollen es mehr als doppelt so viele sein. Dass das Land dafür in den kommenden zwei Jahren mehr Geld zur Verfügung stellt, ist gut, reicht aber nicht aus. Dem Kreis Esslingen verbleibt trotz Erhöhung der Kopfpauschale unterm Strich ein Defizit von 1,4 Millionen Euro für die Unterbringung. Hinter der Bereitschaft, 600 000 Euro für eine bessere Betreuung auszugeben, steckt das Prinzip Hoffnung, das Geld aus der Landeskasse wiederzubekommen.

Bund und Länder nehmen sich Zeit, die sie nicht haben. Eine dauerhafte Lösung ist bis jetzt nicht in Sicht. Eine funktionierende Gesundheitsversorgung, intensive Sprachförderung, der Abbau von Schranken auf dem Arbeitsmarkt und die ungeklärte Frage der Anschlussunterbringung, die bundesweit soziale Wohnbauprogramme erforderte, sind drängende Themen. Bis es Lösungen gibt, ist in den Landkreisen und Kommunen beherztes Krisenmanagement gefordert.BERND KÖBLE