Lokale Kultur

Künstleraustausch über eine Distanz von 56 Kilometern

In der Zehntscheuer in Möglingen zeigen Künstler des Kunstvereins Kirchheim neue Werke

Möglingen. Mit der in der Möglinger Zehntscheuer eröffneten Ausstellung wird allgemein bekannt, dass die Strohgäugemeinde und die Stadt Kirchheim 56 Kilometer voneinander entfernt liegen. Diese Distanz überwanden mehrere Künstlerinnen und Künstler aus beiden Orten und deren Umgebung, indem sie Ausstellungen hier wie dort organisierten.

„56 km – Kirchheim – Möglingen“ lautet der Titel der Ausstellung, an der bildende Künstler vom Kunstverein Kirchheim beteiligt sind und die noch bis zum 24. Juni angesehen werden kann. Es sind dies Gabi Finkbeiner, Ralf Ginter, Monika Majer, Christine Mockler und Ursula Raven. Im Gegenzug hatten bereits Marlis Albrecht, Margit Lehmann, Sibylle Möndel, Gerhard Pflugfelder und Günther Sommer aus Möglingen und Umgebung die Gelegenheit, ihre Werke in der in Künstlerkreisen hoch geschätzten Städtischen Galerie „Kornhaus“ in Kirchheim drei Wochen lang zu zeigen. Möglingens Bürgermeister Eber­hard Weigele fand in seiner Begrüßung der zahlreichen Vernissage-Besucher anerkennende Worte für den von Margit Lehmann aus Asperg initiierten Künstleraustausch.

In die Werke führte die Kunsthistorikerin Michaela Duhme ein. Die Künstlergruppe aus Kirchheim zeigt neue Werke, die ein hohes Maß an innovativer Gestaltung verraten. So schuf Gabi Finkbeiner beispielsweise mit Acrylfarben und Spachtelmasse auf Nessel Bilder unter dem Titel „Die Gedanken sind frei“. Durch Einfügen kleiner, abstrakter Formen erscheint viel Bewegung in den von freudiger Buntheit geprägten Arbeiten. Michaela Duhme unterstrich, die Künstlerin wolle sichtbar machen, was mit Farbe möglich ist und welche Gefühle sie auslöse. Eigenwillig schöpfte Monika Majer ihre als „seismografische Aufzeichnungen“ benannten Werke, die, wie die Rednerin berichtete, mit einer selbst gebauten Apparatur, welche während der Autofahrt Bewegungen aufzeichnete, entstanden sind. Auch Fundstücke entlang der Strecke zwischen den beiden Orten sammelte die Künstlerin ein, um sie in Diarahmen zu stecken und das ganze Sammelsurium in dem Werk „wegreiz“ zusammenzufassen.

Mit Panoramafotografie beteiligt sich Ralf Ginter an der Ausstellung. Eine großformatige Arbeit macht nach den Worten von Michaela Duhme drei­dimensionale Räume für den Betrachter sichtbar. Ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur künstlerischen Artikulation dokumentiert Christine Mockler mit sechs Werken. Diese gestaltete sie aus verschiedenen Materialien wie Stoff, Schnur und Draht, aber auch mit Holzdruckplatten. Sie belasse Dargestelltes in der Schwebe und schöpfe ihre Werke eher, ohne eine endgültige Lösung anzustreben, sagte die Kunsthistorikerin.

Mit dem Thema „Leben in der Stadt“ setzte sich die Kunstfotografin Ursula Raven auseinander. Außerdem hielt sie den Abbruch eines Gebäudes in einer dreizehnteiligen Fotoserie fest. In ihren Momentaufnahmen mache sie aufmerksam auf das Lebendige im Zerfall, fasste Michaela Duhme das künstlerische Schaffen der Fotografin aus Tübingen zusammen.

Die Öffnungszeiten sind donnerstags von 16 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10.30 bis 13 Uhr.