Infoartikel

„LED ist nicht per se gefährlich“

Kürzlich ist eine französische Studie erschienen, die zum Ergebnis hatte, dass blaues LED-Licht die Netzhaut schädigt. Müssen sich Verbraucher Sorgen machen?

Focke Ziemssen: Dass der hohe Anteil von blauem Licht, das von LED-Lampen ausgeht, die altersbedingte Makuladegeneration fördert, konnte beim Menschen bislang nicht nachgewiesen werden. Blaues Licht ist nicht per se gefährlich, obwohl es aus kurzen und damit hochenergetischen Wellenlänge besteht. Auch Sonnenlicht setzt sich aus unterschiedlichen Frequenzen und einem breiten Farbspektrum zusammen. Das heißt, es enthält nicht nur rote, gelbe und grüne, sondern eben auch blaue Anteile. Die heutigen LEDs enthalten dank modernster Technik ein ähnlich breites Farbspektrum. Bei Lichtquellen mit normalem Beleuchtungsabstand und -dauer muss sich niemand Sorgen um die Gesundheit seiner Augen machen.

Sie sagen, dass blaues Licht nicht pauschal schlecht ist. Welche positiven Effekte hat es denn?

Ziemssen: Untersuchungen in Altersheimen beispielsweise haben gezeigt, dass blau-türkises Licht mit einer Wellenlänge von 460 bis 500 Nanometern die Aufmerksamkeit und Denkfähigkeit steigert. Oft wird etwas einseitig betont, dass die blauen Farbanteile unsere innere Uhr durcheinanderbringen und zu Schlafstörungen führen, weil durch das helle Licht unter anderem die Melatoninproduktion unterbrochen wird. Schlafprobleme können aber durch intensive Beleuchtung in den Abendstunden ausgelöst werden, also auch durch natürliches Licht. Daran wird deutlich, dass man das Thema differenziert betrachten muss. Zudem sehen TÜV-Anforderungen vor, dass der Blauanteil - mit Blick auf den Augenschutz - im Frequenzbereich von 400 bis 500 Nanometern bei den LEDs unter 50 Prozent liegen muss.

Wie sieht das bei Kindern und Jugendlichen aus?

Ziemssen: Kinder und Jugendliche sind tatsächlich speziell sensibel gegenüber blauweißem Licht, das auf die Netzhaut trifft. Der Grund: Ihre Linse ist noch klarer und filtert daher das Licht in diesen Wellenlängen kaum. Eine Rolle spielt hier natürlich die Nutzungsdauer und der Abstand zur Lichtquelle. Der sollte im Übrigen zu Lampen, Smartphone- oder PC-Displays mindestens 40 Zentimeter betragen. Kinder und Jugendliche, die ihr Mobiltelefon oder den PC exzessiv nutzen, haben ein theoretisch höheres Risiko für fotobiologische Auswirkungen. Wichtig ist, dass die Leuchtmittel aus dem Fachhandel stammen. Denn bei Lampen, die Online angeboten werden, besteht die Gefahr, sie aus Übersee kommen und den für den Augenschutz erforderlichen Standards nicht entsprechen.

Info Professor Focke Ziemssen ist Augenmediziner am Uniklinikum Tübingen. Teckboten-Mitarbeiterin Daniela Haußmann hat mit ihm gesprochen.