Kirchheim

Leidenschaft für Leopold und Rosalie

Reptilien In Zeiten von Corona eröffnen „Timo und Meli“ ihr Fachgeschäft „Terra-Eck“ in Kirchheim und verstehen sich als Partner aller Terrarianer. Neben Schlangen und Bartagamen gibt es auch Fische. Von Sabine Ackermann

Melanie Scheurle-Nitschmann und Timo Scheurle haben ein großes Herz für wärmeliebende Exoten.Fotos: Sabine Ackermann
Melanie Scheurle-Nitschmann und Timo Scheurle haben ein großes Herz für wärmeliebende Exoten. Fotos: Sabine Ackermann
Die Reptilien fühlen sich sichtlich wohl.
Die Reptilien fühlen sich sichtlich wohl.  Foto: Sabine Ackermann

Mutig. Wo andere gewollt oder ungewollt alles runterfahren und die Reißleine ziehen, wagen Melanie Scheurle-Nitschmann und Timo Scheurle mitten in der Pandemie einen Schritt in die Ungewissheit der nebenberuflichen Selbstständigkeit. „Bekommen wir noch Handwerker her, klappt das mit der Einrichtung und welche Kosten kommen auf uns zu?“ Fragen über Fragen für die beiden, denn aufgrund des Virus’ habe alles viel länger als geplant gedauert, verrät das Ehepaar. Doch kaum hatten sie Terra-Eck Ende ­Oktober eröffnet, mussten sie den Laden auch schon wieder wegen des aktuellen Lockdowns schließen.

Auch Schlangen gehören mit zum Angebot. Foto: Sabine Ackermann
Auch Schlangen gehören mit zum Angebot. Foto: Sabine Ackermann

Schön ist es geworden, das Domizil für Reptilien und entsprechendem Zubehör in der Kirchheimer Heimensteinstraße. Überall stehen Terrarien und Boxen mit exotischen Bewohnern, von denen man buchstäblich „warm“ empfangen wird. Machen Schlangen und Spinnen einen auf schüchtern, verstecken sich in Höhlen oder hinter Steinen, präsentieren sich die Bart­agamen selbstbewusst wie Models auf ihren erhöhten Felsen. „Seht her, wie stolz und schön ich bin“, scheinen sie einem sagen zu wollen. Pflanzen, Deko und ein Aquarium mit farbenprächtigen Malawi-Barschen machen den Raum wohnlich. „Bevor mich die Schlangen faszinierten, hatte ich nur Fische“, verrät Timo ­Scheurle mit einem Grinsen. Wirken Reptilien auf die meisten Menschen fremdartiger und bedrohlicher als andere Tiergattungen, machte das quirlige Ehepaar sein Hobby zum Beruf. Mit der Hausschlange „Leopold“ wurde der Grundstein gelegt, dann wurde „Rosalie“ gekauft und nach und nach kamen weitere Königpythons und einige Bartagamen wie Manfred, Gerda und Sally dazu.

Mit der Zeit wurde es eng im Haus. „Irgendwann kam uns in den Sinn, unsere ­Doppelgarage für die Tiere auszubauen“, ­erzählt ­Melanie Scheurle-Nitschmann. Die scheinen sich dort sehr wohl zu fühlen, schließlich gab es schon einige Nachzuchten, die verkauft werden konnten. „Terra-Eck ist für uns mehr als nur ein ,Job‘, Terra-Eck ist unsere gelebte Leidenschaft, die uns jeden Tag aufs Neue motiviert und fesselt“, steht nicht nur auf der Homepage unter der Rubrik „Unsere Werte“. Man nimmt diese Aussage beiden ab: Melanie Scheurle-Nitschmann, die im Rathaus in Ohmden unter anderem als Standesbeamtin und Rentensachbearbeiterin arbeitet, und Timo Scheurle, der Vollzeit-Erzieher, der auf seine lockere Art Drei- bis Sechsjährige im Kindergarten bespaßt.

„Im Laufe unserer Terrarianertätigkeit gab es viele Hoch- und Tiefpunkte und wir haben einiges an Lehrgeld bezahlt“, verrät das Ehepaar, das sich Ende Februar, also kurz vor Corona, nach dreijähriger Beziehung das Ja-Wort gegeben hat. Auch ihre zehn und acht Jahre alten Söhne, jeweils aus vorherigen Beziehungen, finden das, was sie tun, richtig cool. Mit zur Familie gehören noch zwei große Hunde, die ebenfalls gewisse Aufmerksamkeit einfordern. Der Zeitaufwand für die insgesamt etwa 40 Exoten ist wie der enorme Stromverbrauch nicht zu unterschätzen.

Doch die frischgebackenen Unternehmer sind sich sicher: Der Markt boomt. „Viel mehr Menschen, als man denkt, halten sich Reptilien in Terrarien“, sagt Melanie Scheurle-Nitschmann und ihr Mann ergänzt: „Die machen keinen Krach, lösen keine Allergien aus und brauchen wenig Futter.“ Und dennoch ist es dem Ehepaar sehr wichtig, dass ihre Exoten in gute Hände kommen und für den Käufer „kein trendiges Wohn-Accessoire sind.“ Ständig im Austausch mit Gleichgesinnten, leisten sie Aufklärung über die ganz speziellen Ansprüche ihrer Schlangen, Bartagamen, Leguane und Co. und betonen: „Bei uns gibt es keine giftigen Tiere.“ So breit gefächert das Artenspektrum, so wichtig sind optimale Luftfeuchtigkeit, ausreichend chlorfreies Trinkwasser zum Beispiel in Tropftränken, unterschiedliche Wärmezonen, Licht und natürlich artgerechtes Futter.

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