Lokale Kultur

Liebeserklärung an die Traumfabrik

„SWR3-Kinomän“ Jo Müller aus Kirchheim informiert über „Klassiker, Kultfilme und Kuriositäten“

Jo Müller, Redakteur Tigerenten Club
Jo Müller, Redakteur Tigerenten Club

Kirchheim. „Wann ist ein Mann ein Bond?“ lautet die bange Frage, mit der sich der Kirchheimer SWR3- „Movieman“ Jo Müller gemeinsam mit Markus Tschiedert in seinem aktuellsten Taschenbuch auseinandersetzt. Mit dem Untertitel „Was Sie

vom smartesten Geheimagenten der Welt lernen können“, verspricht es fundierte Lebensberatung für all diejenigen, die derzeit nicht gerade erfolgreich beim Geheimdienst tätig sind . . .

Wie aus einem Kirchheimer Abiturienten eines Tages ein in Cannes gefeierter Filmschaffender werden konnte, der international aktiv und in Berlin inzwischen vielleicht bekannter ist als in Stuttgart, ist eine von vielen interessanten schwäbischen Erfolgsgeschichten. Dass er mit „Jo Müllers Filmtipps“ ein eigenes TV-Kinoformat hatte und als „Movieman“ auch weit über die Sender-Reichweite von SWR3 hinaus auf sich aufmerksam machen konnte, ist zur Selbstverständlichkeit geworden.

Dass Jo Müller aber zweifellos auch einen direkten Draht zu unglaublich vielen – längst zur Legende gewordenen – Stars hat, attestiert eine ebenfalls aktuell als Taschenbuch vorliegende Fleißarbeit. Sie ist ein weit über den Mikrokosmos Bond hinausgehendes Füllhorn voller Kostbarkeiten und Informationen.

In seinem Ratgeber listet Jo Müller gewissenhaft „111 Gründe“ auf, die dafür sprechen, „Das Kino zu lieben“. Er ist sich dabei in seiner Leidenschaft für dieses Medium so sicher, dass er im Vorwort darauf hinweist, dass es „mindestens“ noch 1 000 weitere Argumente gäbe, um für das durch nichts zu ersetzende Kino zu werben und noch umfassender „Über Klassiker, Kultfilme und Kuriositäten“ zu informieren, wie der Untertitel der Liebeserklärung an das Kino lautet. Dass er dabei nicht aus unterschiedlichen Quellen zitiert und angelesenes Wissen präsentiert, sondern sich so subjektiv wie exklusiv auf eigene Recherchen und Interviews stützen kann, macht dabei die Qualität dieses sehr persönlichen Buches aus– dass er damit zugleich auch bewusst provoziert und polarisiert ebenfalls.

Jo Müller kennt und schätzt Weltstars wie Brad Pitt oder George Clooney, Clint Eastwood oder George Lucas persönlich vor allem deshalb ungemein, weil man ihnen trotz der sie umgebenden Aura noch immer auf Augenhöhe begegnen könne. In seiner preisgekrönten filmischen Verneigung vor der Arbeit des Erfolgsregisseurs Roland Emmerich ist es Jo Müller mit seiner Dokumentation im Auftrag von ZDF und Arte gelungen, neue Maßstäbe für filmische Porträts zu setzen und faszinierende Impressionen zu vermitteln, die Ihresgleichen suchen. Wie berichtet, wurde er dafür im Oktober 2010 beim Festival „Cannes Corporate Media & TV“ unter insgesamt 350 Beiträgen aus 27 Ländern für die beste TV-Dokumentation in der Kategorie „Art, Music and Culture“ mit dem „Delphin in Gold“ ausgezeichnet.

Die Akribie und Empathie dieses in einem Zeitraum von über zwei Jahren entstandenen und dank enormer persönlicher Vertrautheit, Nähe und Unmittelbarkeit möglich gewordenen Werks bestimmt grundsätzlich auch Jo Müllers Annäherung an einen fiktiven Charakter wie James Bond.

Auch wenn er jeden der Bondfilme in- und auswendig kennt, hat sich Jo Müller im Vorfeld der sehr ernsthaften Zusammenarbeit mit Markus Tschiedert jeden einzelnen Streifen über den legendären Geheimagenten 007 noch einmal angesehen. Dabei hat er immer wieder neue Dinge entdeckt, die er seinem Lesepublikum auch kurzweilig präsentiert.

Jo Müller ist ja bekannt dafür, dass er klar zu seiner Meinung steht und keine „Weichspüler-Kritiken“ mag. Er hat noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ihm das „Mainstream-Hollywoodkino“ einfach mehr liegt als der „Neue Deutsche Film oder das französische Kunstkino“.

Schon im Vorwort seiner sich als Pflichtlektüre für Kinogänger empfehlenden Grundsatzlektüre zum Thema „Cinema“ macht er unmissverständlich deutlich: „Mir gefallen die Filme von Stanley Kubrick, Alfred Hitchcock und Steven Spielberg einfach besser als die von Rainer Werner Fassbinder, Eric Rohmer und Lars von Trier . . .“ Neben interessanten Neuigkeiten und Plaudereien aus dem Nähkästchen setzt Jo Müller vor allem immer wieder auf sein ganz persönliches subjektives Ranking. Seine 111 Film-Favoriten bieten zweifellos ein interessantes Forum für bekennende Fans der legendären Traumfabrik Hollywood.

Schon als Achtjähriger hatte es Jo Müller einst geschafft, in privater Runde mit seinen profunden Kenntnissen über das klassische Horror- und Science-Fiction-Kino zu überraschen. Mit „Das Dorf der Verdammten“ konnte er schließlich genau den Titel nennen, den keiner der Erwachsenen wusste und den Jo Müller seines Alters wegen eigentlich auch nicht hätte parat haben dürfen . . . Er verstand es dennoch, mit großzügig gewährten Zusatzinformationen erstmals öffentlich als Kino-Enthusiast und -Experte zu punkten.

Jo Müllers schon vorab im umfassenden Inhaltsverzeichnis seines Buchs in aller Kürze aufgearbeiteten 111 Gründe für das Kino werden immer auch gewissenhaft belegt. Neben nachprüfbaren Fakten wie etwa einem Überblick über die elf größten „Abräumer“ der Academie Awards gibt es auch viele „gefühlte“ subjektive Rangfolgen mit Kategorien wie etwa „heißeste Liebespaare“, „beste Filmzitate“, „erotischste weibliche Filmstars“, „größte Machos“, „beste Regisseure, Supermänner und Bösewichte“ oder auch „Emotionen auslösende Soundtracks“ und „begeisternde Filmsongs.“

In dem ebenfalls über 350 Seiten starken Taschenbuch „Wann ist ein Mann ein Bond?“, gibt es stattdessen einen abschließenden Test, der klärt, ob man ein echter Bond-Typ ist oder nicht. Dass auf Vollständigkeit bedachte buchhalterisch-orientierte Faktenjäger nicht optimal bedient werden, räumt Jo Müller durchaus ein. Übereinstimmendes Ziel des Autoren-Teams war es schließlich nicht, ihren Lesern beispielsweise Hubraumgröße und PS-Zahl der vielen zu Schrott gefahrenen Agenten-Autos zu vermelden.

Der Anspruch der beiden bekenneneden Bond-Experten lautet vielmehr, der einzigartigen Magie des Macho-Mannes James Bond und damit dem Mysterium des bekanntesten Geheimagenten der Welt etwas näherzukommen. Was genau da wann und wo „geschüttelt oder gerührt“ wird, spielt eine eher untergeordnete Rolle, denn es geht beiden Autoren darum, verlässliche, spannende und substanzielle, vor allem aber relevante Informationen zu liefern und damit gleichzeitig auch möglichst gut zu unterhalten.