Bundestagswahl

Listenplätze entscheiden die Wahl früh

Zweitmandate Dem direkt gewählten CDU-Kandidaten Michael Hennrich folgen voraussichtlich drei weitere Abgeordnete aus dem Wahlkreis Nürtingen/Kirchheim nach Berlin. Von Andreas Volz

Ergebnis-Wahlkreis-Nürtingen

Erstmals dürfte der Wahlkreis Nürtingen mit vier Abgeordneten im Bundestag vertreten sein: Der CDU-Abgeordnete Michael Hennrich hat sein fünftes Direktmandat erhalten. Mit 39,43 Prozent der Erststimmen hat er die absolute Mehrheit von 2013 zwar nicht gehalten. Er liegt damit aber - wie auch vor vier Jahren schon - im landesweiten Trend seiner Partei: Sie hat Federn gelassen und bei den Zweitstimmen im Wahlkreis Nürtingen/Kirchheim ebenfalls gut zwölf Prozentpunkte verloren.

Trotzdem bleibt die CDU die einzige Volkspartei. Immerhin haben sich bei den Zweitstimmen noch ein Drittel der hiesigen Wähler für die Union entschieden. Viele CDU-Wähler haben also auch in und um Kirchheim taktisch gewählt und ihre Zweitstimme einer anderen Partei gegeben, nachdem sie durch die Erststimme sichergestellt hatten, dass Michael Hennrich nun dem Rekord von Anton Stark immer näher kommt: Von 1965 bis 1990 hatte Hennrichs Vorvorgänger über sieben Legislaturperioden hinweg das Direktmandat inne - damals noch in Bonn.

Entgegen dem bundesweiten Trend folgen im Wahlkreis Nürtingen direkt auf die Union vier „kleine“ Parteien, die zwischen zwölf und 15 Prozent der Zweitstimmen für sich verbuchen konnten: Die SPD kommt mit 15,12 Prozent nicht einmal auf die Hälfte des CDU-Ergebnisses. Die FDP rangiert knapp dahinter, mit 14,96 Prozent. Ebenfalls nicht weit weg liegen die Grünen, an die im Wahlkreis Nürtingen/Kirchheim 14,21 Prozent der Zweitstimmen gingen.

Die AfD hingegen, die gestern bundesweit drittstärkste Kraft wurde, muss sich hier ganz hinten einsortieren - zumindest unter denjenigen Parteien, die problemlos die Fünf-Prozent-Hürde gemeistert haben. Mit 12,33 Prozent der Zweitstimmen schafft sie aber doch ein zweistelliges Ergebnis.

Die Linke spielt eine weniger wichtige Rolle: Mit 5,48 Prozent der Zweitstimmen würde sie eher knapp in den Bundestag einziehen - wenn die Ergebnisse zwischen Lenningen und Leinfelden-Echterdingen repräsentativ wären für die gesamte Republik.

Die Zweitstimmen sind entscheidend für das Mandat - für alle diejenigen, die nicht das Direktmandat holen. Dabei kommt es aber nicht auf das eigene Zweitstimmenergebnis im Wahlkreis an, sondern auf das Gesamtergebnis der eigenen Partei - bundesweit und landesweit. Nach diesen Ergebnissen errechnet sich nämlich außer der Zahl der Abgeordneten einer einzelnen Fraktion auch die Zahl der Abgeordneten, die ein einzelnes Bundesland innerhalb einer Fraktion stellt.

Besonders wichtig für den einzelnen Bewerber ist deshalb der Platz auf der jeweiligen Landesliste. Für drei Kandidaten des Wahlkreises war dieser Platz jedenfalls weit genug oben. Listenplatz sechs bringt Nils Schmid - trotz des massiven Stimmenverlusts der SPD in Bund und Land - als Nachfolger von Rainer Arnold sicher in den Bundestag. Damit wird der ehemalige Landesminister nun MdB für Nürtingen.

Gleiches gilt für Renata Alt: Sie stand auf Platz sieben der FDP-Landesliste und konnte daher schon lange vor der Wahl davon ausgehen, dass sie für die kommenden vier Jahre Mitglied des Bundestags werden würde - anders als 2013, als sie ebenfalls schon kandidiert hatte. Die Fünf-Prozent-Hürde, an der die Liberalen vor vier Jahren erstmals gescheitert waren, haben sie dieses Mal locker übersprungen.

Matthias Gastel hatte der gestrigen Wahl von Platz zehn seiner Landesliste aus entgegengeblickt - wie schon 2013. Damals hatte es ihm gerade noch so in den Bundestag gereicht, als zehnter von zehn baden-württembergischen Grünen-Abgeordneten. Dieses Mal sollte er wieder Zehnter geworden sein. Wie viele Mandate die Grünen im Ländle genau errungen haben, stand bei Redaktionsschluss aber noch nicht fest.

Sicher nicht im Bundestag vertreten sind die Direktkandidaten Vera Kosova (AfD) und Heinrich Brinker (Linke). Aber auch das war so zu erwarten: Auf den Landeslisten ihrer Parteien tauchen beide erst gar nicht auf.