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Mit Abstand gesund bleiben

Corona Populär sind sie nicht, aber sie retten Leben: Die AHA-Regeln. Der Teckbote hat mit Malteser- Geschäftsführer Marc Lippe darüber gesprochen, warum man an ihnen festhalten sollte. Von Antje Dörr

Marc Lippe
Marc Lippe

Für Ihre Mitarbeiter in den Impfzentren, den Abstrichzentren und im Rettungsdienst waren die AHA-Regeln, bevor die Impfungen kamen, über Monate der einzige Schutz vor einer Covid-Infektion. Wie gut hat das funktioniert?

Marc Lippe: Wir hatten in den Impfzentren und im Rettungsdienst keine einzige nachweisliche Infektion, die innerhalb des Unternehmens stattgefunden hat. Wenn es positive Fälle gab, dann haben sich Mitarbeiter im privaten Bereich angesteckt. Das ist auf jeden Fall erwähnenswert. Die Akzeptanz der AHA-Regeln unter den Mitarbeitern war und ist sehr hoch. Wir haben Pausenräume mit Einzeltischen eingeführt, das hat gut funktioniert. Im Impfzentrum war die Gefahr nicht sehr groß, da gehen wir davon aus, dass gesunde Menschen kommen. Im Rettungsdienst kann es aber schon mal passieren, dass alles so schnell gehen muss, dass man nicht mehr nach einer Infektion fragen kann und die Mitarbeiter entsprechend keinen Vollschutz getragen haben. FFP2-Maske war und ist aber Standard. Der einzige Schwachpunkt hätten die Raucherecken sein können. Da habe ich auch bei uns beobachtet, dass die Leute zu dicht beieinander standen. Allerdings darf bei uns nur an der frischen Luft geraucht werden. Wir wissen von vielen Unternehmen, dass die Raucherecken ein Ansteckungsherd waren, vor allem, wenn sie drinnen waren. Da hat man offenbar bis zuletzt nicht so das Augenmerk darauf gehabt.

Mittlerweile sind viele Menschen geimpft, es wird viel getestet. Wie wichtig sind die AHA-Regeln jetzt überhaupt noch?

Lippe: Ich finde, die AHA-Regeln sind nach wie vor das Wichtigste. Vor allem in geschlossenen Räumen. Über das Testen könnte man sich mal separat unterhalten. Wir testen sehr viele Menschen im Rahmen der Bürgertests, haben aber kaum positive Fälle. Möglicherweise liegt das daran, dass die Menschen, die sich testen lassen, auch sonst vorsichtig sind. Die Ausbrüche finden anderswo statt.

Warum müssen auch vollständig Geimpfte Abstand halten und eine Maske tragen?

Das ist eine gute Frage. Irgendwann müssen wir mal wieder zurück zur Normalität, und wenn das unter Geimpften nicht möglich ist, muss man ein großes Fragezeichen machen. Auf der anderen Seite haben sich die AHA-Regeln ja auch bewährt. Es gab keine Grippewelle, wenig Noroviren. Das könnte zu der Erkenntnis führen: Wenn man einen Meter Abstand hält, bleibt man gesünder.

Viele Menschen sind pandemiemüde, wollen gerne mal wieder ohne Maske sein oder einander in den Arm nehmen. Was sagen Sie denen?

Bei den Jüngeren ist das wahrscheinlich ohnehin schon so. Jetzt heißt es halt Durchhalten. Seit Montag kann sich jeder einen Impftermin holen. Wir haben über 40 Millionen Deutsche, die schon einmal geimpft sind. Das sind ja nicht nur Ältere, sondern auch Jüngere, die Oma oder Opa haben. Wir haben einen relativ hohen Durchimpfungsgrad. Deshalb denke ich, dass bis September alles ganz anders aussieht. Sorge macht mir die im Raum stehende Auffrisch-Impfung, die im Herbst anstehen soll. Das wird wieder eine logistische Herausforderung, die dann hoffentlich über die Haus- ärzte abbildbar ist.

Sollten wir die AHA-Regeln, oder Teile davon, auch künftig beibehalten, beispielsweise während Grippewellen im Winter?

Ich kenne viele Menschen, die sagen, sie tragen auch weiterhin Maske in öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Idealfall wäre, dass man eigenverantwortlich Maske trägt, wenn man Erkältungssymp- tome hat und somit potenziell ansteckend ist.

Neben den Impfungen helfen Masken, Abstand und Hygiene dabei, Corona-Infektionen zu vermeiden.Fotos: Carsten Riedl
Neben den Impfungen helfen Masken, Abstand und Hygiene dabei, Corona-Infektionen zu vermeiden.Fotos: Carsten Riedl
Abstand ist die neue Nähe: Mit diesen Schildern hat die Gemeindeverwaltung Lenningen ihre Bürger auf einen Teil der AHA-Regeln h
Abstand ist die neue Nähe: Mit diesen Schildern hat die Gemeindeverwaltung Lenningen ihre Bürger auf einen Teil der AHA-Regeln hingewiesen.