Kirchheim

Mit Musik geht alles besser

Ferienstimmung Heike Michaelis und Regina Fischer präsentieren sich mit „Reisefieber“ im Sommerprogramm der Kirchheimer Stadtbücherei. Von Ulrich Staehle

Heike Michaelis (links) und Regina Fischer stellen ihr Programm „Reisefieber“ vor.Foto: Markus Brändli
Heike Michaelis (links) und Regina Fischer stellen ihr Programm „Reisefieber“ vor.Foto: Markus Brändli

Text und Töne - das erwartet ein treues Publikum in der Ferienzeit von der Kirchheimer Stadtbü­cherei. Mit den Tönen geht es diesmal gleich los. Eine dunkelhaarige Musikerin spielt Saxofon, eine blonde begleitet sie auf dem Klavier und singt dazu. Damit ist gleich klargestellt: Hier wird professionelle Musik gemacht. Die zwei Künstlerinnen können auch ihre Instrumente tauschen. Die Saxofonistin von eben (Regina Fischer) sitzt demnächst am Klavier, singt ein Solo oder spielt Gitarre. Die Pianistin von eben (Heike Michaelis) befasst sich mit dem Vibrafon oder der Conga.

Wird in der Bücherei ein Konzert angeboten? Nein, auch Texte sollen zu Wort kommen. Das kündigt eine Handpuppe namens Celina Python an, die von Heike Michaelis geführt wird, eine schlangenartige Figur mit einer Leidenschaft für Lyrik und Oper. Celina hat das „Reisefieber“ gepackt - im Monat August sehr verständlich. Das hellblau schimmernde Tuch, das im Hintergrund die Szene abgrenzt, kündet von dieser Sehnsucht. Reisen möchte sie mit ­Goetz E., einer von Regina Fischer geführten Puppe mit krokodilartigen Gesichtszügen, ein Dichter, Raucher und Weintrinker, der in teils badischem Dialekt Texte beisteuert.

Die musikalische Reise in die Welt hinaus beginnt mit einem Schlagermedley: Es gibt keine Ländergrenzen, reisefiebrig geht es querbeet durch alle musikalischen und literarischen Stilepochen. Der Bogen spannt sich vom Schlager zur Oper, von Jazz bis Pop. So folgt zum Beispiel auf das Schlagermedley eine Kurzfassung von Wagners „Fliegendem Holländer“. Bei den Arienausschnitten beweist Heike Michaelis, dass sie eine Gesangsausbildung hinter sich hat, die sie sogar operntauglich macht. Nach der hehren Oper wird der Evergreen „Wochen­end‘ und Sonnenschein“ auf alle erdenkliche Art musikalisch variationsreich durchgenudelt.

Und die Texte? Puppe Goetz E. darf Ringelnatz („An meinen Zigarettenrauch“) zitieren, und Nelli Sachs kommt mit „In der blauen Ferne“ kurz zum Vorschein. Einen ausführlichen Text gibt es von dem amerikanischen Popidol Jack Kerouac zu hören mit „On the Road“, dargeboten im Stil des Formats „Pop und Poesie“: Heike Michaelis liest professionell, und Regina Fischer begleitet sie durch Einwürfe mit dem Saxofon. Sehr gelungen auch die Miniatur, die durch dem Dialog von Text und Musik bei Ringelnatz‘ reisenden Ameisen entstanden ist.

So geht es Schlag auf Schlag durch die musikalische Zeitreise mit Saxofon, Gitarre, Vibrafon, Klavier, Blockflöten und Gesang. Die Töne dominieren eindeutig. Das Publikum bekommt einen Handzettel zur Orientierung bei der Reise, die „emissionsfrei“ geschieht, wie Büchereileiterin Ingrid Gaus ankündigte. Die Zuhörer freuen sich, wenn sie unter vielen unbekannten Namen der Literaten und Komponisten einige bekannte wie Goethe oder Bach finden. Die vorwiegend älteren Zuhörer werden allerdings durch noch so gekonnte Jazznummern mit der entsprechenden Lautstärke nicht so mitgerissen wie junge.

Ab und zu war auch der rote Faden bei der übergangslosen Abfolge der Nummern schwer zu finden. Bei den Schlagerzitaten aus früherer Zeit ging das Herz natürlich mit. Es dauerte eine Weile, bis sich das Ferienpublikum auf das überraschende, überreiche Angebot eingelassen hatte. Doch schließlich ließen sich alle mitnehmen von dem vielseitigen überragenden Können der beiden Vollblutmusikerinnen.