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Mit Witz und WortgewaltInfo:

In der Bastion kämpften erneut junge Dichter beim Poetry Slam um die Gunst des Publikums

Svenja Gräfen aus Stuttgart auf der Bastionsbühne trat in der zweiten Gruppe beim Poetry Slam an. Links Moderator Pierre Jarawan
Svenja Gräfen aus Stuttgart auf der Bastionsbühne trat in der zweiten Gruppe beim Poetry Slam an. Links Moderator Pierre Jarawan.Foto: Jörg Bächle

Kirchheim. Es war wieder einmal soweit: Beim letzten Poetry Slam vor der Sommerpause begeisterten am Freitag elf junge Poeten aus nah und fern die Besucher des Kirchheimer Clubs Bastion mit ihren selbst verfassten Texten. Auch dieses Mal kämpften junge Literaten wieder in drei

Gruppen mit viel Witz und Wortgewalt um einen der begehrten Plätze im Finale und die Gunst des Publikums, das durch seinen Applaus den Ausgang des Dichterwettbewerbs mitbestimmte.

Durch den Abend führte der Kirchheimer Poet Pierre Jarawan, der selbst vor einigen Jahren seine ersten bescheidenen Erfolge im Gewölbekeller der Bastion feierte und zuletzt 2012 die deutschsprachige Poetry-Slam-Meisterschaft in Heidelberg und Mannheim gewann.

Bevor es aber losging, stand zunächst noch der Auftritt des stetig wechselnden „Special Guest“ auf dem Programm. Dieses Mal waren „Livy Pear“ aus München angereist. Das sympathische Duo, bestehend aus Olivia Gruschczyk und Lukas Weyell, verzauberte das Publikum mit seinem Singer-Songwriter-Charme und stimmte das Publikum mit seinen Liedern erfolgreich auf einen abwechslungsreichen Abend ein.

Für diejenigen, die zuvor noch nie einen Poetry Slam besucht hatten, fasste Moderator Pierre Jarawan die denkbar einfachen Regeln der Kirchheimer Dichterschlacht zusammen: Egal ob Gedicht oder Geschichte, gereimt oder nicht gereimt – ein Beitrag musste selbst verfasst sein, nicht länger als sechs Minuten dauern und ohne Requisiten auskommen. „Wenn also jemand einen Text über seine Freundin schreibt, darf er diese nicht mit auf die Bühne nehmen – selbst wenn sie sehr hübsch ist und sich gut dafür eignen würde“, so Jarawan. Einzig Textblätter waren erlaubt, ablesen war daher in Ordnung. Wer ins Finale kommen durfte, entschied das Publikum. Neben den „Local Heroes“ waren auch Poeten aus entfernteren Teilen der Republik mit von der Partie. So war der Sieger der ersten Gruppe, Temye Tesfu, aus Berlin angereist. In seinem Text mit dem Titel „Afrika!“ setzte er sich literarisch mit seiner eigenen Herkunft auseinander und setzte sich so gegen Andreas Ottmayer aus Bad Cannstatt, Jan Möbus aus Remscheid und Jens Wienand aus Mannheim durch.

Als Sieger der zweiten Gruppe ging Johannes Berger aus München hervor. Eigentlich noch ein relativer Newcomer in Sachen Poetry Slam, befasste er sich in seinem Text „An Oliver“ auf ironische Weise mit einem seiner Kritiker, wurde dafür vom Publikum ins Finale geklatscht und ließ damit Maximilian Humpert aus Köln, Svenja Gräfen aus Stuttgart und Sophie Passmann aus Münchweier hinter sich.

Letzter Finalist wurde der ebenfalls aus Berlin angereiste Frank Klötgen, der als „alter Hase“ der Szene mit zu den etabliertesten Poeten Deutschlands gehört. In Anlehnung an Friedrich Schillers „Die Glocke“ sicherte er sich mit seinem Text über die Probleme junger Haut mit dem Titel „Die Pocke“ sowohl Aufmerksamkeit als auch Applaus der Zuhörer. Für Joanne Dietze aus Hamburg und Daniel Wagner aus Heidelberg bedeutete dies aber leider das „Aus“ in der Vorrunde.

Das abschließende Finale mit den besten drei Poeten des Abends gestaltete sich so abwechslungsreich und knapp wie selten. Temye Tesfu begeisterte das Publikum mit seinem Text über Uhrzeit-Menschen mit dem Titel „Von Temporalaposteln“ und hielt darin ein Plädoyer für Entschleunigung, musste sich dann aber den anderen beiden Poeten geschlagen geben. Johannes Bergers provokanter Text „Nutten und Koks“ und Frank Klötgens „Hummelfluch“, der sich an Rimski-Korsakows berühmten Hummelflug orientierte und einmal mehr seine lyrische Vielseitigkeit bewies, konnten das Publikum am meisten von sich überzeugen. Erstmals in der Geschichte des Kirchheimer Slams wurden damit zwei Poeten vom Publikum zu Siegern gekürt, ein Newcomer und ein Veteran der Szene.

Die Besucher der Bastion schenkten allen jungen Dichtern, besonders aber den beiden Siegern, ihrem Moderator Pierre Jarawan und den „Special Guests“ zum Abschluss nochmals Jubelrufe und Applaus. Ob lustig oder ernst, laut oder leise, melancholisch oder philosophisch: Jeder der Teilnehmer hatte auf seine eigene Weise zum Lachen oder Nachdenken angeregt.

In der Kirchheimer Bastion findet regelmäßig alle 3 Monate der beliebte Dichterwettstreit „Poetry Slam“ statt. Der nächste Poetry Slam ist am 20. September. Interessierte Poeten können sich mit einer E-Mail an club-bastion@t-online.de oder über eine Facebook-Nachricht an „Poetry Slam Kirchheim“ dafür anmelden. Weitere Infos gibt es auf Facebook oder zeitnah im Veranstaltungskalender auf www.club-bastion.de.