Kirchheim

Mitglieder geben wichtige Impulse

Versammlung Die katholische Gesamtkirchengemeinde lud im Rahmen des Prozesses „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“ ins Kirchheimer Bohnauhaus ein. Von Peter Dietrich

Verteilt auf verschiedene Gruppen kamen die Teilnehmer miteinander ins Gespräch.Foto: Peter Dietrich
Verteilt auf verschiedene Gruppen kamen die Teilnehmer miteinander ins Gespräch.Foto: Peter Dietrich

Können Sie mir bitte sagen, wo ich hin will?“, hat der Komiker Karl Valentin einst hintergründig gefragt. Die Katholische Gesamtkirchengemeinde Kirchheim fragte nun so ähnlich: Wie soll Kirche in einigen Jahren aussehen und an welchen Orten? Gerne hätte die Kirche von Leuten, die eher nicht zu ihr kommen, gehört, warum sie fehlen, doch sie waren leider auch bei der Gemeindeversammlung nicht da. Aber auch von 110 Kirchennahen gab es im Bohnauhaus wichtige Impulse.

In acht Tischgruppen konnte jeder jeweils zehn Minuten zu drei Themen mitreden. Das geschah sehr vielfältig: Ehrenamtliche wollten weg vom „Das muss gemacht werden“ zum Einsatz, der ihren Gaben und Stärken entspreche, berichtete die Ehrenamtskoordinatorin Kerstin Wacha aus ihrer Gruppe. Eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen Institutionen stehe an. Es sei wichtig, dass kirchlich Engagierte in der Gesellschaft präsent seien. Wenn ein bisher Kirchenfremder sich sage, „den könnte ich auch im Gemeindehaus wieder treffen“, senke das die Hemmschwelle. Sei ihre kirchliche Einbindung bekannt, berichteten einige, würden sie von anderen um Rat gefragt, etwa bei Not in der Familie oder bei Mobbing.

Senioren wünschen sich nicht nur eine deutliche Aussprache der Pfarrer und Lektoren, sie wünschen sich einen Livestream aus dem Gottesdienst, sodass auch Alte und Kranke ihn verfolgen können. Die Technik wäre so weit, aber es fehlt am Personal. Auch bei den Jugendlichen gibt es digitale Wünsche. WLAN in der Kirche wäre nicht ganz das Richtige, ein Blog vom Zeltlager eher sinnvoll. Vermisst werden Angebote für Kinder in der Altersstufe zwischen Kommunion und Firmung.

Bei der Kirchenmusik wünschen sich die Teilnehmer Vielfalt - nicht getrennt, sondern miteinander, also auch mit Orgel und Band im selben Gottesdienst. Wie wäre es mit einem Musikkalender für das ganze Jahr? Bei der Musik, so wurde gelobt, lebe die Gesamtkirchengemeinde. In anderen Bereichen steht ein stärkeres Zusammenwachsen von St. Ulrich und Maria Königin noch aus, so hat jede Gemeinde ihre eigene Website. Die Pfarrbüros sind gut organisiert, doch die Pfarrer sollten von Verwaltungsaufgaben entlastet werden. Noch gibt es keinen digitalen Belegungsplan für die Räume, mit dem die Gruppen planen können. Keinen Plan hat auch so mancher, der das Pfarrhaus sucht. Wo ist der Wegweiser?

Angeregt wurde ein Kinderspielbereich in jeder Kirche. Ob muttersprachliche Gottesdienste gegen eine „Kultur des Miteinanders“ wirken, wurde kontrovers diskutiert. Konsens bestand im Wunsch, dass der Pfarrer nach dem Gottesdienst noch Zeit für Gespräche hat. Das scheitert oft daran, dass er zur nächsten Feier muss. Diskutiert wurde, ob es manchmal nur einen Hauptgottesdienst in einer Teilgemeinde geben soll, sodass etwa die Kirchheimer auch mal nach Schlierbach fahren. Noch zu kurz kam die Diskussion darüber, wo sich Kirche jenseits von Kirchengebäude und Gemeindehaus ereignen kann. Dazu gingen bisher zu wenige Rückmeldungen ein. Vorbild ist die sehr kreative „Fresh Expressions“-Bewegung der anglikanischen Kirche in England.

Diese Rückmeldungen zu den „Kirchenträumen“ kamen auch schriftlich auf rund 300 Postkarten. Beim Lesen mancher Karte habe sie „Gänsehautmomente“ erlebt, sagte die Jugendreferentin Carolin Koepke. Möglichst viele dieser Kirchenträume sollen mit der Zeit tatsächlich wahr werden.

Pfarrer Franz Keil war beim Blick auf den Prozess „Kirche am Ort - Kirche an vielen Orten gestalten“, zu dem diese Gemeindeversammlung gehört, anfangs dennoch eher skeptisch: „Alle fünf Jahre kommt so etwas.“ Inzwischen lässt ihn ein sehr engagiertes Prozessteam das Ganze positiver sehen. Am Schluss verwies die Gemeindereferentin Susanne Appl auf die nötige unsichtbare Unterstützung: „Ohne Gottes Geist können wir uns anstrengen, so viel wir wollen, und kommen nicht weiter.“

Wie geht es weiter?

Gearbeitet wird an allen Anregungen im Dezember oder Januar in einer Kirchenträume-Werkstatt. Anfang 2019 gibt es eine separate Jugendwerkstatt. Im Februar folgt eine gemeinsame Klausurtagung des Kirchengemeinderats. Ergebnis ist dann ein „Pastoraler Entwicklungsplan“, der an alle Haushalte geht und am 1. Advent kommenden Jahres offiziell in Kraft gesetzt wird.pd