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Mühsam voranKommentar

Vielleicht liegt es ja am erschwerten Datenfluss, dass die Republik beim Ausbau ihres Breitbandnetzes nur schleppend vorankommt. Die Wirtschafts-Musterschüler der Eurozone als Hinterwäldler in Sachen schnelles Internet. Das tut weh. Ganz besonders im Südwesten, wo noch immer der Satz gilt: Kein Problem, für das es keine Lösung gibt. Oder: Wir können alles außer? Eben. Internet. Dass Baden-Württemberg vergleichsweise gut abschneidet, ist ein schwacher Trost für alle, die schon von Berufs wegen auf schnelle Übertragungsraten angewiesen sind.

Der Landkreis Esslingen, der bundesweit zu den bevölkerungsreichsten zählt und einen der leistungsstärksten Wirtschaftsstandorte beheimatet, hat jetzt Planungshoheit und will in Abstimmung mit den Nachbarkreisen nachrüsten, wo der Markt bisher versagt. Dafür gibt es erstmals flächendeckend mehr Geld vom Land, das seine Fördergelder für den Netzausbau bis 2018 verdreifacht hat. Ein wichtiger Schritt, auf den allzu viele allzu lange warten mussten. Dass die Kräfte des freien Marktes schon an Stadtgrenzen erlahmen, ist eine Erkenntnis, die so alt ist wie das Internet selbst.

Bedarf ermitteln, europaweit ausschreiben, Fördermittel abrufen. Erst dann kann gebaut werden. Das alles dauert. Bis zu zehn Jahre, so schätzen Experten, bis auch der letzte weiße Fleck im Kreis Esslingen von der Karte verschwunden sein wird. Für den Landkreis und seine Kommunen heißt das: Sie werden sich in ihrer Entwicklung noch lange schwer tun. Sei es beim Verkauf privater Bauplätze oder bei der Neuansiedlung leistungsstarker Unternehmen. Längst werben konkurrierende Städte nicht mehr mit niedrigen Erschließungskosten und günstigem Baugrund, sondern mit maximalen Datenraten. Nicht zu vergessen die Dynamik, die in dem Thema steckt. Mit der Datenautobahn ist es wie mit jeder realen Schnellstraße: Kaum ist die zusätzliche Fahrspur eröffnet, steckt man schon wieder im Stau.

BERND KÖBLE