Kirchheim

Musikschulen dürfen langsam wieder starten

Lockerungen Einzelunterricht ist vom heutigen Mittwoch an auch in der direkten Begegnung möglich. Nur Bläser und Sänger bleiben vorerst außen vor. Von Andreas Volz

Im Advent war alles noch ganz anders: Ein Konzert in der Martinskirche wäre heute undenkbar. Die Musikschulen sind schon froh, d
Im Advent war alles noch ganz anders: Ein Konzert in der Martinskirche wäre heute undenkbar. Die Musikschulen sind schon froh, dass sie von heute an wieder anfangen dürfen zu unterrichten. Archiv-Foto: Markus Brändli

Das war ein Paukenschlag: Am Montag haben die Musikschulen die Nachricht aus dem Kultusministerium erhalten, dass sie am heutigen Mittwoch wieder „richtig unterrichten“ dürfen. Vorbei also die Zeiten, in denen sich Musiklehrer und -schüler nur per Telefon oder online zur Übungsstunde treffen konnten? Noch lange nicht. Vorerst gelten die Lockerungen nur für ganz bestimmte Gruppen: Tas­ten-, Zupf- und Streichinstrumente sowie das Schlagzeug. Insofern passt zumindest der Paukenschlag zum Auftakt.

Erst in einem zweiten Schritt, für den es aber noch keinen Termin gibt, können auch Bläser und Sänger wieder „anrücken“. Dass diese Sparten weiterhin ausgeschlossen sind, erklärt sich schnell: Wo Luft nicht nur zum Atmen nötig ist, sondern auch wirklich ausgestoßen werden muss, um Musik machen zu können, ist das Infektionsrisiko deutlich höher als bei anderen Instrumentengruppen.

Ein hoher Ausstoß wird jetzt auch von den Musikschulen selbst verlangt - durch die kurzfristige Öffnung. Hans-Peter Weyhmüller, der Leiter der Kirchheimer Musikschule, erklärt: „Obwohl uns die entsprechende Rechtsverordnung noch nicht vorlag, mussten wir einen passenden Hygieneplan erstellen.“ Dieser Plan sieht unter anderem vor, dass sich alle Schüler beim Betreten eines Übungsraums die Hände desinfizieren müssen. Handschuhe zu tragen, kommt dagegen nicht in Frage. Dadurch geht das notwendige Fingerspitzengefühl verloren. Häufig bringen die Schüler ohnehin ihr eigenes Ins­trument mit, und beim Klavier setzt der Hygieneplan eben aufs Desinfizieren der Hände.

Wichtig ist es auch, dass sich die Schüler möglichst nicht begegnen. „Volles Haus heißt beim Einzelunterricht für uns, dass 18 bis 19 Schüler gleichzeitig da sind“, sagt Hans-Peter Weyhmüller. Wenn alle genau dieselben Unterrichtszeiten hätten, könnten sich beim „Schichtwechsel“ also bis zu 40 Schüler treffen. Aber die Unterrichtsdauer ist oft unterschiedlich, und auch die Anfangszeiten sind versetzt, um die Corona-Gefahr so gut es geht zu minimieren.

Keine Masken im Unterricht

Masken sind im Unterricht nicht vorgesehen: „Unsere Räume sind groß genug, um den Mindestabstand einhalten zu können.“ Vor allem für die Zeit, in der auch Bläser und Sänger wieder zugelassen sind, hat die Musikschule bereits durchsichtige Rollos besorgt, um die Räume zu teilen und auf diese Weise der Tröpfcheninfektion ein Schnippchen zu schlagen.

Hans-Peter Weyhmüller ist trotz allen Verwaltungsaufwands froh, dass der direkte Unterricht wieder beginnt: „Privatlehrern war es die ganze Zeit über erlaubt, zuhause weiter ganz normal zu unterrichten - im Gegensatz zu den Musikschulen. Deswegen haben wir schon lange darauf gedrängt, dass auch wir wieder mit dem Einzelunterricht anfangen dürfen.“

Gruppenunterricht bleibt dagegen noch auf lange Zeit hinaus untersagt. Das betrifft die musikalische Früherziehung, die Eltern-Kind-Gruppen, das Orchester und „überhaupt alle Ensembles“. Auch Vorspiele und Konzerte fallen weiterhin aus. Was die Gruppen betrifft, hat die Musikschule auch Schwierigkeiten bei ihren Kooperationen mit den Schulen: „Weil wir von außen kommen, dürfen wir ja nicht an die Schulen. Deswegen müssen wir diese Schüler jetzt zu uns ins Haus holen. Das wird organisatorisch alles andere als einfach.“ Ähnliches gilt für den Tag der offenen Tür, der jetzt durch individuelle Beratung ersetzt werden muss. Die Terminabsprache ist unter der Telefonnummer 0 70 21/92 01 51 möglich.

Hans-Peter Weyhmüller ist zuversichtlich, alle Herausforderungen gemeinsam meistern zu können. Besonders freut er sich über die große Resonanz bei den Eltern der rund 1 400 Schüler, die die Musikschule pro Jahr betreut: „Fast alle sind dabeigeblieben. Die Eltern sind interessiert daran, dass die Institution Musikschule erhalten bleibt. Musikalische Bildung hat einen hohen Stellenwert.“