Kirchheim

Neue Zahlen sorgen für Entspannung

Wohnraum Die Stadt Kirchheim bekommt bis Ende 2017 statt 680 „nur“ 485 Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung zugewiesen. Zu dieser Quote kommen aber noch zahlreiche Angehörige hinzu. Von Andreas Volz

Auch wenn die aktuellen Flüchtlingszahlen aus Esslingen für leichte Entspannung sorgen, muss die Stadt Kirchheim wie geplant wei
Auch wenn die aktuellen Flüchtlingszahlen aus Esslingen für leichte Entspannung sorgen, muss die Stadt Kirchheim wie geplant weitere Unterkünfte bauen.Foto: Carsten Riedl

Aktuelle Zahlen aus dem Landratsamt hat die Kirchheimer Stadtverwaltung im Gemeinderat vorgelegt. Demnach verbessert sich die Situation bei der Anschlussunterbringung von Flüchtlingen ein klein wenig: Statt 680 muss die Stadt bis Ende 2017 „nur“ 485 anerkannte oder geduldete Flüchtlinge untergebracht haben. Angesichts dieser Zahlen spricht Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker von einer „gewissen Entspannung, die wir daraus ableiten“.

Erstes Anzeichen der „Entspannungspolitik“ in Kirchheim: Die Verwaltung schlägt vor, für den Ötlinger Ginsterweg nur noch mit einem statt mit zwei Gebäuden zu planen und am Bolzplatz Kitteneshalde statt eines dreigeschossigen ein zweistöckiges Gebäude zu erstellen. Im Ginsterweg würde also Wohnraum für 22 statt für 44 Menschen geschaffen werden und in der Kitteneshalde für 22 statt für 34.

Die Entspannung führt Angelika Matt-Heidecker auf die neuen Zahlen aus Esslingen zurück. Andererseits „sind wir auch gut unterwegs bei der Anmietung von Wohnraum“. Erst diese Woche habe sie einen Mietvertrag unterzeichnet, der es ermöglicht, 15 bis 16 Menschen mitten in der Stadt unterzubringen. Außerdem sei die Verwaltung im Gespräch mit weiteren Investoren, die Neubauten erstellen wollen, um Wohnungen an die Stadt zu vermieten.

Dennoch relativiert die Oberbürgermeisterin das Stichwort „Entspannung“. So gebe es in der Gleichung immer noch die große Unbekannte des Familiennachzugs. Sämtliche Angehörige, die nachgeholt werden können, zählen nämlich nicht zur Quote der 485 Flüchtlinge, die Kirchheim unterbringen muss. Sie kommen also noch dazu.

Gleiches gilt für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, von denen derzeit etwas mehr als 60 in Kirchheim leben. Auch sie gelten, sobald sie 18 Jahre alt sind, als Obdachlose, denen die Stadt Wohnraum zur Verfügung stellen muss. Sie werden ebenfalls nicht auf die Quote angerechnet.

Auch eine weitere Rechnung scheint nicht so aufzugehen, wie sie ursprünglich angestellt worden war: „Bei 150 Plätzen in städtischen Wohnungen sind wir davon ausgegangen, dass wir sie zu zwei Dritteln mit Flüchtlingen belegen können und nur zu einem Drittel mit Obdachlosen.“ In letzter Zeit sei aber die Obdachlosigkeit stark angestiegen – „bedingt auch durch viele Eigenbedarfskündigungen“. Das bedeutet, dass statt zwei Dritteln nur etwa die Hälfte der vorhandenen städtischen Wohnplätze für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung steht.

Fazit der Oberbürgermeisterin: „Wir können nicht aufhören weiterzuplanen.“ Schließlich kommen – laut Prognose des Landratsamts – bis Ende 2018 weitere 116 Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung nach Kirchheim. Darauf verweist auch Bürgermeister Günter Riemer: „Obwohl wir jetzt rechnerisch bis Ende 2017 eine Überkapazität von 45 Plätzen haben, sind dabei ja diejenigen noch nicht berücksichtigt, die nicht anrechenbar sind, für die wir aber trotzdem Wohnraum anbieten müssen.“

Genau diese rechnerischen Überkapazitäten hat der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Aeugle im Sinn, wenn er sagt: „Wir können es nicht vermitteln, wenn wir bauen und hinterher Leerstände haben.“ Ralf Gerber (Freie Wähler) teilt diese Bedenken nicht: „Ich würde sagen, wir bauen volles Rohr, und es wird kein einziges Zimmer übrig bleiben.“ Es gebe ja noch andere Menschen in Kirchheim, die günstigen Wohnraum suchen.