Kirchheim

Neues Konzept setzt auf „Licht und Ruhe“

Weihnachtsmarkt Kirchheim will sich in der Adventszeit „heimeliger“ präsentieren. Die Stadt setzt auf Grillen, Basteln und Geschichtenerzählen. Von Andreas Volz

Diese Bild vom Kirchheimer Weihnachtsmarkt strahlt bereits die geforderte „Heimeligkeit“ aus. In Zukunft sollen nichtkommerziell
Diese Bild vom Kirchheimer Weihnachtsmarkt strahlt bereits die geforderte „Heimeligkeit“ aus. In Zukunft sollen nichtkommerzielle Angebote diese Atmosphäre noch verstärken. Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Ja, ist denn heut‘ schon Weihnachten? Natürlich nicht. Es wäre eher an der Zeit, dass der Sommer in die Pötte kommt. Aber trotzdem kann man nicht früh genug mit den Planungen für Weihnachten beginnen. Nicht, dass man sich jetzt schon nach einem Baum umsehen müsste. Es ist auch problematisch, sich schon mit Geschenken einzudecken. Die müsste man schließlich so lange verstecken, bis man sie am vierten Advent selbst nicht mehr findet. - Aber: Eine andere Vorbereitung darf und muss jetzt trotzdem schon sein. Die Stadt Kirchheim will den Weihnachtsmarkt attraktivieren, und sie hat dafür entscheidende Weichen gestellt.

Zunächst einmal hängt alles am Geld. Deswegen hat der Kirchheimer Finanz- und Verwaltungsausschuss 44 000 Euro bereitgestellt, um erste gedankliche Ansätze für einen attraktiveren Weihnachtsmarkt in die Tat umsetzen zu können. Zur Zielvorgabe sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker: „Wir wollen den Weihnachtsmarkt so gestalten, dass er auf Kirchheim zugeschnitten ist, dass er Familien anspricht und dass er auch eine gewisse Heimeligkeit vermittelt.“

Trefflich lässt sich darüber streiten, ob es überhaupt zu den Pflichtaufgaben einer Stadt gehört, sich um einen Weihnachtsmarkt zu kümmern. Für Angelika Matt-Heidecker steht allerdings fest: „Der Markt allein wird es nicht richten. Wir müssen die Attraktivierung selbst in die Hand nehmen.“ Um zu erläutern, was sie damit meint, kann ein wesentlicher Bestandteil der Neuausrichtung als Beispiel dienen: Zwei neue Hütten sollen mit bislang unbekannten Angeboten locken. In der einen Hütte werden Geschichten erzählt oder vorgelesen. In der anderen können die Besucher selbst aktiv werden und unter Anleitung Weihnachtsschmuck basteln.

Diese beiden Angebote sind bewusst nicht kommerziell. Aber gerade deswegen wird sie auch der Markt nicht anbieten - denn der Markt hat vor allem die Absicht, Gewinne zu erzielen. Die andere Neuerung soll sogar beide Seiten zufriedenstellen: Die Stadt Kirchheim will auch zwei runde Grillstellen anschaffen, die sich zu einem Treffpunkt auf dem Weihnachtsmarkt entwickeln könnten. Das sorgt für Atmosphäre im Sinne der gewünschten „Heimeligkeit“. Es sorgt aber auch dafür, dass der Grillstandbetreiber Gewinne einfahren kann.

Die „Erzählhütte“ ist eine Art Fortschreiben des Märchen-Adventskalenders vor dem Rathaus: „Da haben sogar die erwachsenen Zuhörer leuchtende Augen“, spricht die Oberbürgermeisterin aus der Erfahrung der vergangenen Jahre. „Licht und Ruhe“ könnte also das Motto des neuen Kirchheimer Weihnachtsmarkts sein, und es ist eine Rückbesinnung auf Zeiten, die noch nicht von ständiger Erreichbarkeit und von dauerndem Bildschirmflimmern geprägt waren. Zusammenzurücken bei spärlicher Beleuchtung, sich mit Handarbeiten zu befassen und Geschichten zu lauschen - das ist für viele nach wie vor der Inbegriff der „stillen Zeit“ im Advent.

Vielleicht ergibt sich daraus das gewünschte Alleinstellungsmerkmal für den Kirchheimer Weihnachtsmarkt - obwohl es immer schwieriger wird, ein solches Merkmal lange zu behaupten. Erfolgreiche Ideen werden schnell kopiert. Dr. Thilo Rose (CDU) erinnerte an den „Barock-Weihnachtsmarkt“ in Ludwigsburg oder an den „Mittelalter-Weihnachtsmarkt“ in Esslingen und forderte etwas Vergleichbares, um den Kirchheimer Weihnachtsmarkt namhaft zu machen: „Da braucht es ein griffiges Konzept, das eine Strahlkraft entfaltet, die weit über Kirchheim hinausgeht.“

Für die Oberbürgermeisterin wäre das allerdings bereits zu viel an Strahlkraft: „Wenn sich alle nur noch auf den Füßen herumtreten, bleiben schnell die Einheimischen weg.“ Und gerade für Kirchheim und Umgebung soll der Markt zum Anziehungspunkt werden.

Ohne kommerzielle Partner geht indessen nichts, wie Andreas Kenner (SPD) anmerkte: „Für zwei oder drei Tage lassen sich auch Ehrenamtliche aus den Vereinen einspannen - aber nicht für zwei Wochen.“ Es braucht also trotz allem den „Markt“, damit auf dem Weihnachtsmarkt nicht vorschnell die Lichter ausgehen und somit mehr Ruhe herrscht, als gewünscht ist.