Kirchheim

Online-Tickets schrecken manche ab

Freizeit Den Eintritt in viele Freibäder müssen Besucher zuvor online zahlen. Nicht alle haben aber die technischen Möglichkeiten dafür. In Kirchheim plant man daher eine Lösung wie in Wernau. Von Thomas Zapp

Warteschlangen wie hier am Kiosk in Vor-Corona-Zeiten sollen im Kirchheimer Freibad durch den Vorverkauf von Eintrittskarten ver
Warteschlangen wie hier am Kiosk in Vor-Corona-Zeiten sollen im Kirchheimer Freibad durch den Vorverkauf von Eintrittskarten vermieden werden. Foto: Bianca Lütz-Holoch

Freibad-Fans ohne PC, Smartphone oder eigenen Drucker und womöglich ohne Computerkenntnisse haben es in Corona-Zeiten schwer. Das betrifft besonders Senioren, von denen sich einige an den Teckboten gewandt haben. Denn um das kühlende Nass in Kirchheim, Oberlenningen oder Weilheim genießen zu können, müssen sie im Vorfeld ein Online-Ticket erwerben. Der dann erscheinende QR-Code muss entweder ausgedruckt oder auf dem Handy-Bildschirm mitgenommen werden, um ins Freibad zu kommen.

Gerade Senioren verfügen oftmals aber weder über entsprechende Kenntnisse noch die Geräte. Das ist den Freibad-Betreibern auch bewusst. In Kirchheim hatte es bereits zwei Kurse zum Gebrauch der Online-Tickets in der Stadtbibliothek gegeben. Das hilft natürlich wenig, wenn die notwendige Technik fehlt. Dazu heißt es bei der Stadt Kirchheim: „Zudem wird aktuell eine Vor-Ort-Verkaufsmöglichkeit geprüft. Sollte es hier neue Informationen geben, werden Stadt und Stadtwerke nochmals separat informieren.“

Als Vorbild könnte dafür die Stadt Wernau dienen. Zwar gibt es auch dort einen Online-Verkauf mit Tickets und QR-Code, die ausgedruckt oder per Smartphone mitgebracht werden müssen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, an der Wellness-Kasse im Quadrium an der Kirchheimer Straße 68 bis 70 jeweils dienstags und donnerstags von 9 Uhr bis 11 Uhr ein Ticket für die gewünschte Zeit zu kaufen. Einzige Voraussetzung hierfür: Eine EC-Karte, denn nur mit dieser kann der Kauf getätigt werden.

Im Weilheimer Freibad ist hingegen kein „analoger“ Verkauf vorgesehen, sondern nur online und mit dem bekannten QR-Code-Verfahren. Die maximal zulässige Besucherzahl liegt hier bei 150 Personen, Anmeldungen für drei Zeitkorridore sind über weilheim-teck.de möglich. „Wenn wir einen Ticketverkauf über das Rathaus ermöglichen, sorgen wir unter Umständen dort für Warteschlangen“, befürchtet Schwimmmeister Thomas Buck. Er stellt aber auch fest, dass morgens weniger los ist. In der Zeit vor dem Mittag kommen klassischerweise verstärkt die Senioren zum Schwimmen.

Auch im Freibad Oberlenningen läuft die Anmeldung und Registrierung ausschließlich online, und so wird es wohl auch bleiben. Das Problem, einige damit auszuschließen, ist den Betreibern bewusst. Vor der Eröffnung am kommenden Montag heißt es bereits jetzt auf der Internetseite der Gemeinde mit optimistischem Grundton: „Leider können hiervon keine Ausnahmen gemacht werden, auch wenn es sicher Badebegeisterte gibt, die nicht über die technischen Möglichkeiten für den Online-Ticketerwerb verfügen. Kinder, Enkelkinder oder Freunde können hier aber sicher gut unterstützen.“

Hier geht‘s ohne Internet

Das umständliche Einlassverfahren hat seinen Grund: Es geht darum, im Fall einer Infektion die Infektionsketten nachvollziehen zu können. Der Vorteil der Online-Anmeldung ist zudem, dass die Daten der Badegäste bereits gespeichert sind und nicht erst beim Einlass erhoben werden müssen. Als netter Nebeneffekt können dadurch Warteschlangen leichter vermieden werden, sofern die Technik beim Einlass störungsfrei mitspielt.

Freibad Kirchheim in Corona Zeiten: Foto: Markus Brändli
Freibad Kirchheim in Corona Zeiten: Foto: Markus Brändli

Das halten zwei andere Bäder im Einzugsgebiet von Kirchheim und Umgebung anders. In Bad Boll läuft der Ticketverkauf ausschließlich über das Häuschen am Einlass. Gleich sind hingegen Beschränkungen wie die Aufteilung in täglich zwei Zeitkorridore, damit in der Pause gereinigt und desinfiziert werden kann. Diese Regelung hat beim „analogen“ Vor-Ort-Ticketverkauf einen Haken: Wenn die Obergrenze von 200 Gäs- ten pro Zeitkorridor erreicht ist, kommt keiner mehr hinein, auch wenn Personen zwischenzeitlich das Bad verlassen. Wo sich die Katze in den Schwanz beißt: Das Erreichen der Grenze wird auf der Homepage der Gemeinde unter „Rathaus-News“ bekannt gegeben. Nur braucht man dafür wiederum einen Internet-Zugang.

Ohne Voranmeldung und Ausdrucken, einfach kommen: So läuft es auch in der Panorama-Therme in Beuren. Bei einem Maximum von 250 Personen gleichzeitig können Badegäste in der Therme nur den Drei-Stunden-Tarif buchen. Man wisse auch um die Probleme, die Senioren mit Online-Tickets haben, deshalb habe man auf Online-Tickets verzichtet, heißt es dort auf Anfrage. Allerdings gilt auch hier: Ist das Bad voll, kommt man während der laufenden Schicht nicht mehr hinein.

Alle Bäder haben eins gemein: Die volle Belegung ist nicht möglich, folglich werden die Einnahmen deutlich geringer ausfallen. In Kirchheim planen die Betreiber daher schon weiter: Das Online-System soll künftig so eingerichtet werden, dass bei frühzeitigerem Verlassen eines Gastes dessen Platz wieder zur Verfügung gestellt wird. So könnte immer die maximal mögliche Besucherzahl das Freibad besuchen.