Kirchheim

Randnotiz: In 199 Tagen um die Welt

Einmal Argentinien und zurück: Weitgereiste Briefe.
Einmal Argentinien und zurück: Weitgereiste Briefe.

An den Besuch in Argentinien erinnerte ein Fotobuch. Das sollte im Juli 2016 der buckligen Verwandtschaft in der Heimat Che Guevaras zugehen. Flugs für die Cousine in ein Kuvert gesteckt und ab zur Kirchheimer Hauptpost. „Das kommt an“, wischt der freundliche Mann am Schalter jegliche Bedenken beiseite. Sicherheitshalber geht das Ganze als Einschreiben mit Rückschein los. Weil‘s so einfach war, folgt drei Tage später die gleiche Prozedur an eine weitere Adresse, und ab per Luftpost.

Dann tut sich - nichts. Und das lange, sehr lange. Keine Reaktion aus dem Land der Gauchos. Anhand des Auftrags lässt sich der Postweg am PC nachverfolgen. Tatsächlich: Schon wenige Tage nach Aufgabe sind die Pakete in Buenos Aires angekommen. Ab hier gilt die Zuständigkeit der örtlichen Post: Sämtliche Einlogg-Versuche scheitern und das trotz Sprachkurs.

Also weiterwarten. Ist vielleicht doch alles südamerikanischen Banditen in die Hände gefallen? Was soll‘s - die Sache gerät in Vergessenheit.

Bis zu jenem Tag im Februar 2017, exakt 199 Tage nach Aufgabe der Post: Plötzlich klingelt die Postbotin, in der Hand einen angestaubten Brief voller Aufkleber und spanischer Worte. Darin wohlversehrt ein Fotobuch. Alle Achtung! Exakt drei Tage später taucht auch der zweite Brief auf. Warum sie ihre Empfänger nie erreichten? Liegt vielleicht an anderen Ländern und anderen postalischen Sitten. Dass beide jedoch um die Welt gereist sind, ohne zu verschwinden - Hut ab: Die Post kam zwar nicht an, aber auch nicht weg!

Übrigens: Die Cousine kommt jetzt persönlich nach Deutschland. Schließlich will sie endlich ihr Fotobuch haben . . . Irene Strifler