Kirchheim

Selbständige fordern Gewerbegebiete

Herbstempfang Der Bund der Selbständigen (BDS) in Kirchheim lädt zum traditionellen Beisammensein ein und feiert einen Besucherrekord in der Festhalle des Krankenhauses Von Cornelia Wahl

160 Gäste waren der Einladung des BDS in die Festhalle des Krankenhauses in Kirchheim gefolgt. Sie bekamen interessante Beiträge
160 Gäste waren der Einladung des BDS in die Festhalle des Krankenhauses in Kirchheim gefolgt. Sie bekamen interessante Beiträge und Denkanstöße geboten.Foto: Cornelia Wahl

Die Festhalle des Kirchheimer Krankenhauses war prall gefüllt: Die Besucher folgten der Einladung des Bunds der Selbständigen (BDS) Kirchheim zum traditionellen Herbstempfang. „Mit annähernd 160 Gästen war der Herbstempfang noch nie so gut besucht“, freute sich der Vorsitzende Thomas Oßwald, der mit Karl-Albrecht Einselen die Doppelspitze des BDS stellt.

Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Mit Leidenschaft für den Standort“. Wie wichtig den Unternehmern der Standort Kirchheim ist, unterstrichen die Vorsitzenden des BDS mit einer Forderung an die Stadt. Viele Unternehmen platzen aus allen Nähten. So appellierten sie an Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, Gewerbegebiete und Wohnraum möglichst schnell für alle zu schaffen.

In ihrem Grußwort betonte die Kirchheimer Oberbürgermeisterin die Wichtigkeit des Meinungsaustausches und die gute Zusammenarbeit: „Eine traditionell hohe Bedeutung in der Marktstadt Kirchheim hat der Einzelhandel. Wir stehen mit unserem Einzelhandel sehr gut da.“ Die Oberbürgermeisterin verwies dabei auf die Zentralitätskennziffer als Maß dafür, wie erfolgreich der stationäre Einzelhandel die Nachfrage über die örtliche Kaufkraft hinaus bindet. Sie liegt für Kirchheim bei 123,7. Damit sei die Stadt weit vor Nürtingen und Esslingen. Dies sei jedoch kein Grund, sich auszuruhen. Ganz im Gegenteil: „Wir haben leicht abgenommen, und es wird unsere Aufgabe sein, Lösungen zu finden.“

Was die Standortfrage anbelangte, verwies das Stadtoberhaupt darauf, dass das Gewerbegebiet Hegelesberg nun am Markt sei. Vier Verträge sind bereits notariell beglaubigt. „Wir sind aber auch dabei, in der Au weitere Gewerbeflächen zu erschließen.“ Außerdem wird es in den nächsten drei bis vier Jahren 1 000 neue Wohneinheiten geben“, kündigte Angelika Matt-Heidecker an.

Nach alter Sitte schloss sich ein Vortrag eines Seniorchefs an. In diesem Jahr war Ewald Metzger an der Reihe. Er ist Gründungs- und Ehrenmitglied des BDS Kirchheim. Doch zu aller Überraschung erschien Ewald Metzger in der Gestalt von Eugen Geodätschmer auf der Bühne, ein Kollege und Landvermesser. Eugen Geodätschmer ließ die Gäste in Schwäbisch und in heiterer Weise am Lebenswerk von Ewald Metzger teilhaben.

Und so war zu erfahren, dass das Delegieren eines der Erfolgsrezepte des erfolgreichen Seniorunternehmers gewesen sei. In Heilbronn 1940 geboren, kam Metzger 1954 nach Kirchheim, wo seine Mutter „ein Häusle für 30 000 Mark“ kaufte – in einer Zeit, in der aus heutiger Sicht ein traumhaft günstiger Quadratmeterpreis von 4,50 Mark verlangt wurde. Die Anwesenden erfuhren, dass Metzger in der Schule auch schon mal abschrieb. Nach Schulabschluss begann er eine Lehre zum Vermessungstechniker. Zuvor schon bekam er durch Zufall einen Job beim Vermessungsamt für 1,20 Mark in der Stunde, was damals „unheimlich viel war.“ Schnell habe er gemerkt, dass dies sein Job sei: Denn wenn es regnete, sei man in eine Wirtschaft gegangen und habe gewartet.

Nach der Lehre und gut einem Jahr Erfahrung wollte Metzger studieren. Nach einer weiteren Prüfung, aber knapp bei Kasse, habe er sich an den Staat verkauft. Der Vertrag mit dem Land brachte ihm Geld und die Verpflichtung, zehn Jahre für den Staat zu arbeiten. Nach mehreren Jahren als Beamter in der Vermessungsverwaltung Baden-Württemberg wechselte er nach Stuttgart zur Landeswasserversorgung. 1972 dann machte sich Ewald Metzger selbständig. Er gründete in Dettingen ein Vermessungsbüro. Es folgten bald ein Auftrag in Guinea/Westafrika und der Umzug nach Kirchheim. 1989 gründete er mit Hans Lamparter die Kirchheimer Ingenieursgesellschaft Geoteck. Ein Groß- und Schlüsselauftrag in Wernau ließ nicht lange auf sich warten. Hans Lamparter verließ die Firma, und Metzger gründete mit Günter Baumann eine neue Gesellschaft. In Wernau und Erfurt entstanden Zweigbüros und nach einem weiteren Großauftrag für eine Baulandentwicklung in Deizisau auch dort. 1998 kam die Umwandlung in die Metzger GmbH mit Partnern aus dem eigenen Mitarbeiterstamm. 2004 schied Metzger aus der Gesellschaft aus.

Der Abend, den Uwe Heitel mit virtuosen Gitarrenklängen musikalisch umrahmte, klang anschließend mit einem gemütlichen Beisammensein aus.