Kirchheim

„Sperrungen verlagern den Verkehr nur“

Stellungnahme Das Esslinger Landratsamt hält eine Bündelung auf der B 465 für sinnvoll. Die Kreistagsfraktionen reagieren unterschiedlich. Von Anke Kirsammer

Dass die Belastung durch den Freizeitverkehr für die Anwohner im Lenninger Tal nicht mehr akzeptabel ist, wie die Naturschutzver
Dass die Belastung durch den Freizeitverkehr für die Anwohner im Lenninger Tal nicht mehr akzeptabel ist, wie die Naturschutzverbände behaupten, kann das Landratsamt nicht nachvollziehen. Gemäß Zählungen habe der Verkehr in den vergangenen Jahren kaum zugenommen. Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Das Landratsamt verweist in seiner Stellungnahme zu dem Manifest (siehe Seite 13) darauf, dass die B 465 eine wichtige überregionale Verbindung für Industrie, Handel und Gewerbe darstellt. Über die Straße seien aber auch die Naherholungsgebiete der Schwäbischen Alb erreichbar. „Eine Bündelung auf der B 465 ist sinnvoll“, sagt der Pressesprecher des Landratsamts, Peter Keck. Mit 16 500 Fahrzeugen am Tag sei die Straße zwar etwas höher belastet, sie liege im Vergleich zu anderen Bundesstraßen in der Region aber im unteren Bereich.

Peter Keck stützt seine Argumente mit Ergebnissen von Verkehrszählungen: „Entgegen dem subjektiven Empfinden wurde festgestellt, dass der Verkehr auf der B 465 seit 2005 kaum zugenommen hat.“ Ob die geringfügige Zunahme mehr Lärm verursache, sei nicht untersucht worden. Außerdem verursache der Quellverkehr, also Menschen, die in Lenningen wohnen, einen erheblichen Teil des Verkehrsaufkommens. Bereits jetzt gebe es regelmäßig Kontrollen. Überholverbote seien weitgehend eingeführt. Sie könnten auch nur angeordnet werden, wenn die Verkehrssicherheit es erfordere. Das gelte auch für Geschwindigkeitsbeschränkungen. Sie könnten zwar auch aus Schadstoff- oder Schallschutzgründen angeordnet werden. Das gehe aber nur, wenn genau definierte Grenzwerte überschritten seien. „Subjektives Lärmempfinden ist keine Grundlage“, hebt Peter Keck hervor.

Auch zum Ruf nach Straßensperrungen bezieht der Pressesprecher Stellung: „Bundes-, Landes- und Kreisstraßen dürfen nur in begründeten Ausnahmefällen zeitweise gesperrt werden.“ Durch Sperrungen verlagere sich der Verkehr nur. Ein Konzept zur Lärmverminderung für das gesamte Biosphärengebiet Schwäbische Alb zu erarbeiten, erachtet das Landratsamt nicht für notwendig. „Es ist eng verknüpft mit dem dicht besiedelten Großraum Stuttgart.“ Bereits in der Rahmenkonzeption sei festgestellt worden, dass es viele Berufs- und Freizeitpendler gebe. „Ein verbessertes Angebot im ÖPNV und touristische Werbemaßnahmen wirken dem Individualverkehr bereits entgegen“, so Peter Keck.

Unterschiedlich reagieren die vier großen Kreistagsfraktionen auf das Manifest: „Ich kann das Ansinnen der Kommunen und der Naturschutzverbände nachvollziehen“, betont der Vorsitzende der Freien Wähler im Kreistag, Bernhard Richter. „Es kann nicht sein, dass Gemeinden Lärmaktionspläne aufstellen, dem Tunen von Motorrädern und Autos aber keine Lärmgrenzwerte auferlegt werden - und wenn, dann sind sie viel zu hoch.“ Wie er rufen auch die Esslinger Kreistagsfraktion der SPD und der Chef der CDU-Fraktion, Martin Fritz, nach dem Gesetzgeber. Zwar teilen sie die Einschätzung, dass die Menschen im Biosphärengebiet beziehungsweise im Lenninger Tal zunehmend von Lärm durch Autos und Motorräder betroffen sind, doch gelte das genauso für Menschen im Verdichtungsraum. Anders als Sonja Spohn, Fraktionschefin der SPD im Esslinger Kreistag, die durch eine Sperrung bestimmter Streckenabschnitte ein Verlagern der Belastung befürchtet, kann sich die Fraktionschefin der Kreistags-Grünen, Marianne Erdrich-Sommer, persönlich sogar ein Durchfahrtverbot im Lenninger Tal vorstellen. „Allerdings müssen die Verbote maßvoll, das heißt nur auf den höchst belasteten Strecken ausgewiesen werden“, betont sie. Wie die SPD, die es für erforderlich hält, die gesamte Biosphären-Region in den Blick zu nehmen, hält sie ein gutes Lärmkonzept für dringend nötig.