Kirchheim

Spröde Schönheiten erwachen zum Leben

Konzert Das „Jens Düppe Quartett“ begeistert im Kirchheimer Club Bastion unter anderem mit Plastiktüten.

Kirchheim. Musik zum Innehalten und Nachdenken - eine packende Faszination des dichten musikalischen Zusammenspiels haben die Besucher des Club Bastion erlebt. Das Quartett um den Komponisten und Schlagzeuger Jens Düppe spielt seit annähernd zehn Jahren zusammen, dies erklärt auch das intensive musikalische Verständnis zwischen den Musikern.

Spröde Melodiesprengsel der Trompete eröffnen den Abend, sparsam kommentiert das Piano. Ein Break und die Musik nimmt Fahrt auf, die Trompete strahlt in den Raum. Mehrfach verändert die Musik nach kurzen Passagen den Charakter. Schon das erste Stück, „Perpetuum Paradox“, zieht die Besucher in seinen Bann.

Das Plakat für das Konzert zeigt eine schwebende Plastiktüte als tanzende Schönheit, ätherisch-kühl. Die Ansangen von Jens Düppe nehmen Bezug auf den amerikanischen Musikphilosophen und Komponisten John Cage und lassen damit eher abstrakte, unnahbare Klänge erwarten. Doch die Band mit dem famosen Trompeter Frederik Köster, dem Pianisten Lars Duppler und dem Bassisten Christian Ramond zaubern schöne, tänzerisch treibende Musik aus den kompositorisch anspruchsvollen Vorgaben. So bewegt sich das zweite Stück des Abends „Matryoschka Doll“, in Anlehnung an die bekannten russischen Puppen, „überwiegend im 11/8-Takt, natürlich nicht durchgehend“, so Duppler, doch die Musik wirkt wunderbar packend und bewegend. Aus sparsamen Vorgaben des Schlagzeugs entwickelt Duppler am Piano zunehmend komplexere Akkordstrukturen, Düppe baut feinfühlig Spannung auf, setzt Akzente, Köster steigert die Intensität mit spanisch klingenden Trompetenlinien.

Immer wieder betont Düppe die Suche nach Erlebnissen, die als störend empfunden werden. „Das Stück „Sleeping Beauty“ ist die Suche nach der Schönheit, die schläft, die aber dann vielleicht doch erwacht“, so Düppe. Dementsprechend beginnt das Stück mit sparsamen dissonanten Klavierakkorden über einem ruhigen Puls von Bass und Schlagzeug. Die Dissonanzen werden aufgelöst, entwickeln sich zur Ruhe, zum harmonisch angenehm empfundenen Stück. „Sleeping Beauty“ ist auch der Titel der zweiten CD der Gruppe. Die CD wird in einer blau eingefärbten Plastiktüte geliefert. Diese trägt den Schriftzug „This is a music instrument“. Die Plastiktüte(n) haben ihren großen musikalischen Auftritt im Stück „Dancing plastic bag“, zuerst solo, dann als Teil eines erweiterten Schlagzeugs und einer sensibel agierenden Band.

Eines ist schnell klar: Alle vier renommierten Musiker tragen hier zu einem wunderbaren Jazz-Erlebnis bei. Bernhard Fischer