Kirchheim

Stadt kann "holprigen Winter" in puncto Kita-Betreuung nicht ausschließen

Corona Die Stadt Kirchheim ergänzt die Anordnung des Gesundheitsamtes, wonach ab Montag ab Klassenstufe 5 Maskenpflicht im Unterricht gilt. Da die Schulkindbetreuung vor und nach der Schule jahrgangsstufenübergreifend läuft, müssen hier auch Grundschulkinder Masken tragen. Zudem könnte es im Herbst und Winter zu Teilschließungen von Kitas kommen aufgrund von Personalausfällen.

Die Maskenpflicht wird ausgedehnt.
Die Maskenpflicht wird ausgedehnt. Foto: Markus Brändli

Kreis Esslingen. „Gegenwärtig sehen wir uns mit Krankheitsausfällen konfrontiert, die aus unserer Sicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit sind“, erklärt Michaela Göhler-Bald, Leiterin der Abteilung Bildung der Stadtverwaltung Kirchheim. Dass sich während der Erkältungszeit die Reihen lichten, komme vor, in diesem Jahr seien die Ausfälle aber bereits ungewöhnlich früh aufgetreten, teilweise unmittelbar nach den Sommerferien. Erschwerend komme hinzu, dass Kindertageseinrichtungen nur einen „Regelbetrieb unter Pandemie-Bedingungen“ anbieten dürfen, der einen wechselnden Einsatzort der vorhandenen Springkräfte ausschließt. „Es ist nicht auszuschließen, dass uns ein ähnlich holpriger Winter bevorsteht“, meint Göhler-Bald. In den vergangenen Wochen kam es bereits zu Teilschließungen oder freiwilligen Gruppenreduzierungen, um den Kernbetrieb aufrechterhalten zu können. Dass dies bei den betroffenen Eltern zu Schwierigkeiten geführt hat, ist nachvollziehbar. „Diese Maßnahmen sind aber unser allerletztes Mittel, wenn keine Alternativen vorhanden sind.“

Der Landkreis Esslingen verschärft angesichts der weiter steigenden Zahl an Corona-Infizierten die Einschränkungen: Bei Privatfeiern dürfen sich nur noch maximal zehn Personen aus zwei Familien treffen, und in den Schulen muss ab Klasse fünf von der kommenden Woche an auch im Unterricht eine Maske getragen werden.

Am Donnerstag abend lag die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Esslingen bei 82,4. Der Landkreis trifft nun die Vorkehrungen, wie sie bei der Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefs am Mittwochabend in Berlin beschlossen wurden. „Wir können die Infektionskontrolle nur behalten, wenn es uns gelingt, die Infektionszahlen einzudämmen und damit die Kontaktnachverfolgung sicherzustellen. Wir handeln damit zügig und konsequent“, sagt Landrat Heinz Eininger.

Mit Überschreiten der Vorwarn- und der Eingriffsstufe wurden im Landkreis bereits einschneidende Maßnahmen erlassen. Diese werden nun weiter verschärft. Bis auf weiteres gilt ab Samstag, 17. Oktober, 0 Uhr: private Feiern im privaten Kreis werden auf zehn Teilnehmer aus höchstens zwei Haushalten begrenzt, private Feiern in öffentlichen Räumen ebenfalls auf zehn Teilnehmer. Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasenbedeckung wird auf Schulen ab der Klassenstufe fünf erstreckt.

Hochzeitsmesse abgesagt

Bei öffentlichen Veranstaltungen wird die Zahl der Teilnehmer auf 100 Personen begrenzt. Das hat zum Beispiel Auswirkungen auf das Messegeschehen im Landkreis, die Hochzeitsmesse am kommenden Wochenende musste bereits abgesagt werden. „Diese Entscheidung haben wir nach Rücksprache mit den Ministerialdirektoren des Wirtschafts- und des Sozialministeriums getroffen“, sagt der Landrat.

Eine weitere Einschränkung gibt es mit der Einführung von Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum auf maximal zehn Personen. „Trotz aller staatlich gelenkten Verordnungen braucht es jetzt die Einsicht jedes Einzelnen und die Bereitschaft, sich zu beschränken, um das Infektionsgeschehen im Kreisgebiet positiv zu beeinflussen“, sagt Eininger. „Das war der Erfolgsfaktor bei der Eindämmung des Virus im Frühjahr.“

Weiterer Corona-Todesfall im Landkreis

Mit einer Inzidenz von 82,4 am Donnerstag abend liegt der Landkreis Esslingen derzeit an der zweiten Stellen  der Land- und Stadtkreise in Baden-Württemberg. Lediglich die Stadt Stuttgart zerzeichnete in den vergangenen sieben Tagen mehr Corona-Neuinfizierten pro 100000 Einwohner. In Stuttgart liegt die 7-Tage-Inzidenz jetzt bei 82,9. Im Kreis Esslingen haben sich in den vergangenen sieben Tagen haben sich 441 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. In Verbindung mit dem Virus ist am Donnerstag ein weiterer Todesfall im Landkreis gemeldet worden.

Noch keine Engpässe in den Kliniken

Die Zahl der stationär aufgenommenen Corona-Patienten an den kreiseigenen Kliniken hat sich in der vergangenen Woche leicht erhöht. Am Standort in Kirchheim werden sieben Patienten behandelt, einer davon auf der Intensivstation. In Nürtingen werden sechs Patienten behandelt, drei davon müssen auf der Intensivstation beatmet werden. In Ruit werden zwei Patienten behandelt. Engpässe in der Behandlung sind derzeit nicht abzusehen.

Die Zahl der Coronatests im Kreisgebiet ist in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen: In der Woche von 27. Juli bis 2. August wurden 832 Personen getestet, davon waren 0,4 Prozent positiv. In der Woche von 14. bis 20. September gab es 1.799 Tests, 4 Prozent davon waren positiv. Im Zeitraum von 5. bis 11. Oktober wurden 3.067 Personen abgestrichen, bei sechs Prozent davon fiel der Test positiv aus. „Wir testen sehr viel, aber gezielt, und können so die Verbreitung des Virus viel besser nachverfolgen als noch im Frühjahr“, erklärt Dr. Dominique Scheuermann, die Leiterin des Gesundheitsamts im Landratsamt.

Das Infektionsgeschehen im Landkreis ist weiterhin diffus, mit Hotspots in Flüchtlingsunterkünften, verbunden mit einem Ausbruch in einem Frachtzentrum. In Flüchtlingsunterkünften gibt es momentan 77 registrierte Fälle. Mehrere Unterkünfte wurden ganz oder zum Teil unter Quarantäne gestellt. „Wir werden die Menschen in den Unterkünften durchtesten“, sagt Dr. Scheuermann.

1200 Test pro Tag

Menschen mit Symptomen und Kontaktpersonen können sich nur mit einem Code vom Hausarzt an einem der beiden Corona-Abstrichzentren (CAZ) in Nürtingen-Oberensingen und seit heute auch wieder an der Messe Stuttgart testen lassen. Damit wird eine Kapazität von maximal 1.200 Tests pro Tag geschaffen. „Wir haben es mit Unterstützung der Ärzteschaft, der Maltester und der Medius-Kliniken in der Kürze der Zeit geschafft, das zweite Abstrichzentrum wieder in Betrieb zu nehmen“, sagt der Gesundheitsdezernent Christian Baron. Der Abstrich in Leinfelden-Echterdingen funktioniert wie beim CAZ in Nürtingen in einem Drive-In-Verfahren, die Probe wird aus dem Auto heraus entnommen. Das Landratsamt bittet darum, auch das CAZ an der Messe zu nutzen. Weitere Testmöglichkeiten bestehen in einer der 36 Corona-Schwerpunktpraxen im Landkreis.

Die Praxen können unter der Adresse https://www.kvbawue.de/buerger/notfallpraxen/corona-anlaufstellen/corona-karte/ abgerufen werden. Am Flughafen besteht für Reisende die Möglichkeit, sich testen zu lassen.

Personalsituation im Gesundheitsamt

Die Personalsituation im Gesundheitsamt ist derzeit angespannt, denn mit der Zahl der Infizierten steigt auch die Zahl der Kontaktpersonen, und die Nachverfolgung der Kontakte ist zeitintensiv. Die Mitarbeitenden im Gesundheitsamt werden derzeit von 25 Personen pro Schicht aus dem Landratsamt unterstützt. Insgesamt arbeiten 66 Mitarbeitende aus anderen Bereichen im Landratsamt in der Kontaktpersonennachverfolgung mit. Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen unterstützt das Gesundheitsamt derzeit mit 14 Mitarbeitern aus dem Call-Center. Seit Mittwoch sind zudem 15 Einsatzkräfte der Bundeswehr im Landratsamt bei der Kontaktpersonennachverfolgung eingesetzt.

 

Die Infektionszahlen im Kreis steigen weiter. Symbolbild
Die Infektionszahlen im Kreis steigen weiter. Symbolbild
Wieder in Betrieb: Das Corona-Abstrichzentrum auf den Fildern. Foto: Ines Rudel
Noch bleibt es bei Ermahnungen, aber bald drohen bei Corona-Verstößen Bußgelder.Foto: Nicolas Armer
Bei Corona-Verstößen drohen Bußgelder. Foto: Nicolas Armer