Lokale Kultur

Sternstunde des Paukenspiels

Schwierige Partnerschaft zwischen Trompetentrio und Orgel beim Konzert in Weilheim

Weilheim. Die Peterskirche Weilheim hat etwas, wovon die Kirchheimer Martinskirche nur träumen

kann: nicht die vielen Bilder, nein, viel einfacher: Stühle im Mittelschiff, die sich auch so stellen lassen, dass die Besucher den Blick zur Orgelempore haben. Zu sehen gab es indes nicht viel mehr als jeden Tag auch, den herrlichen Orgelprospekt, doch diesmal dazu noch drei virtuose Trompeter mit einem phänomenalen Pauker.

Am vergangenen Samstag waren die vielen Besucher dankbar, dass sie auf diese Weise die Musik von der Empore endlich einmal nicht von hinten geboten bekamen, sondern so, wie wir es am liebsten mögen, von vorne. Das verstärkte die Wirkung der Musik ungemein.

Die drei Bläser entlockten ihren kleinen Instrumenten überwältigende Töne, die geradezu ans Jüngste Gericht denken ließen. Daneben, mit ungeheurem optischen Übergewicht, der herrliche Orgelprospekt von 1795. Doch was der Organist Thomas Haller dem Instrument entlockte, wirkte filigran und nie so überrumpelnd wie das Trompetengeschmetter.

Die Renovation kürzlich hat der Orgel sehr gut getan. Sie klingt jetzt viel edler und deutlicher. Mit einem durch und durch kompetenten Orgelspiel machte Organist, Kirchenmusikdirektor und Orgelsachberater Haller seinen Titeln alle Ehre. Ob barock, empfindsam oder romantisch: Immer brachte er die Musik auf den Punkt. Von ihm gelegentlich noch größere Detailschärfe zu erwarten, wäre reiner Luxus gewesen.

Wir sollten ihm ja dankbar sein, dass er die meisten Arrangements selbst eingerichtet hat, denn Originalmusik für die Besetzung Trompetentrio und Orgel gibt es ja kaum. Mit gutem Grund: So beliebt die Kombination Orgel und Trompete ist – auch die Peterskantorin Gabriele Bender hat sie schon mit großem Erfolg nach Weilheim gebracht – so schwierig ist die Partnerschaft zwischen Trompetentrio und Orgel.

Auch wenn sie nur halblaut gespielt werden, erdrücken die klangmächtigen modernen Instrumente den Orgelklang. Dabei ließen es die drei Meister ihres Fachs – Christian Nägele, Johannes Knoblauch und Joachim Jung – an keiner Sorgfalt fehlen: Intonation, Zusammenspiel und musikalische Gestaltung, alles in bester Ordnung, sodass nur noch ein einziger Wunsch offen blieb: Wenn sie auf ventillosen Barockinstrumenten spielten, müsste es eine Offenbarung sein. Das Zeug hätten sie dazu!

Zum Glück galt diese Einschränkung nicht für den famosen Pauker Norbert Schmitt-Lauxmann. Was die Hörer nicht ahnen konnten: Er hat seine Schraubenpauken selbst umgebaut, den Kessel abgeschnitten und wieder zusammengelötet. Seine Schlägel gebrauchte er völlig unkonventionell – mit dem Ergebnis, dass wir eine Sternstunde des Paukenspiels erleben durften. Bravissimo!

Ganz unerwartet geriet die zweite Zugabe zum einsamen Höhepunkt des schönen Konzertes: „Abends wenn ich schlafen geh“, der Opernhit von Engelbert Humperdinck. Endlich interessante Harmonien, endlich ein fugenloses Ineinander von Hörnerklang und Orgel. Ein Versprechen für die Zukunft, warum auch nicht? Gabriele Bender hat wirklich ein Händchen für gute Konzerte. Nur die Mikrofonanlage ist ihren Ansprüchen noch nicht gewachsen.