Kirchheim

Strafpredigt beeindruckt mit lichten Klängen

Konzert Der Chor der Martinskirche sang „Das Jüngste Gericht“, begleitet vom Schwäbischen Kammerorchester.

Der Chor der Martinskirche unter der Leitung von Ralf Sach.
Der Chor der Martinskirche unter der Leitung von Ralf Sach.

Kirchheim. Zu Lebzeiten war der deutsch-dänische Komponist Dietrich Buxtehude eine bedeutende Persönlichkeit. Doch sein umfangreiches Oeuvre ist heute nahezu vergessen und wird heute kaum noch gespielt. Eine Ausnahme bildet sein zwischen Oratorium und opernhaftem Genre changierendes Opus „Das Jüngste Gericht“.

Dem nahm sich der Chor der Kirchheimer Martinskirche in einer Musik zum Ewigkeitssonntag an. In Stil und Handlung äußerst kontrastreich wird den Zuhörern mittels einer eindrucksvollen Strafpredigt geraten, ein sittenstrenges Leben zu führen. Dabei schreckt Buxtehude auch nicht vor lutheranischer Derbheit zurück: In lyrisch-poetischen Strophenarien, Chorälen und Bibelzitaten beleuchtet er alle Facetten des Lebens. Geiz, Leichtfertigkeit und Hoffart werden ebenso gebrandmarkt wie Wollust und Völlerei.

Als Träger der Handlung hatten die Gesangssolisten vielfach Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Mit glänzenden Sopranlinien erfüllte Christine Euchenhofer die Rolle des Geizes, während Maria Martinez Gabaldon mit ihrem dunkel gefärbten Mezzosopran der Hoffart Gestalt gab. In der Tiefe etwas verhalten, jedoch mit strahlenden tenoralen Aufschwüngen widmete sich Daniel Schmid der Leichtfertigkeit, und Bariton Burkhard Seizer sorgte als göttliche Stimme für profunde Tiefe. Die Ensembles brachten prächtige Stimmmischungen. Und als sich im zweiten Akt ein Streit zwischen Gut und Böse entwickelte und im Finale nach dramatischer Zuspitzung die Erlösung nahte, trieben die Vokalsolisten das Geschehen mit differenziertem Stimmeinsatz voran.

Die musikalischen Fäden hielt Bezirkskantor Ralf Sach in Händen. Von der Truhenorgel aus kontrollierte er die einzelnen Stränge, leitete nicht nur Chor und Orchester sicher, sondern sorgte mit der zuverlässigen Continuo-Gruppe auch für klangliches Fundament. Sach hatte seine Choristen gut vorbereitet: Gut ausgeformt und in den Stimmgruppen ausbalanciert, füllte der Chorklang die Martinskirche. Und wenn in puncto Textverständlichkeit auch noch einige Wünsche offen blieben, so machten die Vokalisten dies durch engagierten stimmlichen Einsatz wieder wett.

Imponierend erklang das eröffnende „Wacht! Euch zum Streit gefasset macht“, in „Ach höre doch“ überzeugten dynamische Formung und Homogenität, und im Wechsel der Stimmen harmonisch aufgebaut sorgte der herrliche Schlusschoral „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ für den ruhigen Ausklang. Chor und Solisten wurden getragen vom Schwäbischen Kammerorchester, das die vielfältigen dramatischen Wendungen punktgenau umsetzte, und als die Stimmführer im Trio solistisch musizierten, erfüllten lichte Klänge die Martinskirche.Rainer Kellmayer