Kirchheim

„Summer Winds“ bringen gute Laune auf den Rollschuhplatz

Kultursommer Die sechsteilige Konzertreihe der Kirchheimer Stadtkapelle bietet nach vier Monaten Corona-Unterbrechung wieder Musik vor Publikum. Von Gabriele Böhm

Angefeuert vom Publikum gab das Bläsernonett beim Abschlusskonzert alles. Foto: Gabriele Böhm
Angefeuert vom Publikum gab das Bläsernonett beim Abschlusskonzert alles. Foto: Gabriele Böhm

Schade, aber das Konzert können wir jetzt wohl vergessen“, murmelte Rainer Mühlherr, Geschäftsführer der Stadtkapelle Kirchheim, am Sonntagabend leicht frustriert. Denn kurz vor dem sechsten und letzten Open-Air-Konzert der Konzertreihe „Summer Winds“ fing es in der Teckstadt plötzlich an, in Strömen zu regnen. Doch manchmal geschehen eben auch kleine Wunder: Der Schauer wurde von Minute zu Minute weniger, und immer mehr Gäste fanden auf dem Rollschuhplatz zusammen. Am Ende waren es sogar genauso viele Zuschauer wie bei den fünf Konzerten zuvor, die allesamt bei strahlendem Sonnenschein stattgefunden hatten. Unter bunten Schirmen genoss das Publikum dann gleich vier Auftritte von großer Vielfalt.

„Die Leute sind ja hammerhart“, freute sich Mühlherr, der es wie die übrigen Verantwortlichen und Musiker kaum glauben konnte. Bereits am Samstagmittag bei über 30 Grad habe das Publikum der Stadtkapelle die Treue gehalten. Martina Gööck, die mit einer kleinen Gruppe aus Stuttgart angereist war und im Publikum saß, brachte es wohl für viele auf den Punkt: „Es war höchste Zeit für Kultur. Großartig, was die Stadtkapelle auf die Beine gestellt hat.“ Auch Rainer Mühlherr war voll des Lobes: „Wir sind alle ausgehungert nach Konzerten. Monatelang haben wir darauf gewartet, auftreten zu können.“

Dabei waren lange Zeit nicht einmal gemeinsame Proben möglich. Als dies wieder erlaubt war, habe man die Musiker in Abteilungen aufgeteilt, um den Mindestabstand einhalten zu können. Vor drei Wochen habe man dann begonnen, die Konzertreihe „Summer Winds“ zu planen. Zusammen mit dem Ordnungsamt wurde ein Hygienekonzept erarbeitet. „Stadt und Gemeinderat haben uns dabei sehr gut unterstützt“, lobte der Geschäftsführer. Auch die Bühne und die Tontechnik kamen von der Stadt. „Es gab einen ‚Kulturlenkungskreis‘, der den Kultursommer koordinierte und an den man sich bei Unklarheiten immer wenden konnte“, erklärte Mühlherr.

Da Auftritte und bewirtete Feste ausgefallen seien, sei man auch dringend auf Unterstützung angewiesen. „Allmählich nagen wir am Hungertuch. Wir haben ja auch laufende Ausgaben wie die Versicherungen.“ Auch der persönliche Unterricht in der Bläserschule mit 120 Schülern, die der Stadtkapelle angegliedert sei, habe nicht stattfinden dürfen. Dennoch ist Mühlherr zufrieden: „Es wurde dann zwei Monate online unterrichtet, was gut funktioniert hat. Die Schüler und Eltern waren sehr verständnisvoll und kooperativ.“

Publikum dient als Motivation

Es sei zudem aufwändig gewesen, die Konzertreihe als größtes Event des Kultursommers zu organisieren. Doch es habe sich gelohnt. „Wir haben wunderbare Feedbacks bekommen, es war sehr emotional“, freut sich der Stadtkapellen-Chef. Auch Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader und Mitglieder des Gemeinderats saßen im Publikum.

Gerade für die Schülerensembles, die am Samstag die ersten beiden Konzerte bestritten, sei das Publikum eine wichtige Motivation. Brass, Querflöten, Posaunen und Saxophone der Jugend- und Stadtkapelle bekamen bei bester Atmosphäre ebenfalls viel Beifall. Insgesamt nahmen rund 220 Musiker der vier Orchester der Stadtkapelle an „Summer Winds“ teil. Jedes Konzert dauerte etwa eine bis eineinhalb Stunden.

Am Sonntag gab es Konzerte um 11, 16 und 19 Uhr. Mit der fröhlichen „Petite Symphony“ von Charles Gounod zauberte das Bläsernonett unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Marc Lange gute Laune im Regen. Geradezu die Wolken wegzublasen schien das Euphonium-Tuba-Quartett, das mit vollem, wohlig tiefem Klang unterschiedliche Titel wie Mozarts „Kleine Nachtmusik“, „Michelle“ von den Beatles und „Pink Panther“ erklingen ließ. Klassiker wie „Oblivion“ von Astor Piazolla standen anschließend beim Saxophonorchester auf dem Programm, bevor das „Ensemble Weltmusik“ mit von Leiter Christian Rehberg arrangierten Stücken die Konzertreihe abschloss.