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Unprofessionell

Verantwortungsbewusstsein vor falschem Wagemut – Ein bemerkenswerter Satz, der vom Geschäftsführer der Leipziger Uni-Riesen, Mark Hoffmann, stammt. „Was nützt die beste Infrastruktur, wenn das Geld fehlt, um die laufenden Kosten zu decken.“ Die Leipziger Basketballer haben sich nicht verführen lassen. Obwohl die Liga ihnen die Tür zur zweithöchsten deutschen Spielklasse öffnete, werden sie kommende Saison erneut in der Pro B an den Start gehen.

Das zeugt von Besonnenheit und nüchternem Kalkül. Die Regel ist es nicht. In den Bundesligen vergeht kein Jahr, ohne dass Vereine finanziellen Schiffbruch erleiden. Nicht jeder fällt so hart wie die Bascats aus Cuxhaven. Vergangene Saison noch das Furore-Team der Pro A, das sich mit starkem Finish über die Ziellinie rettete. Im neuen Jahr droht nun ein Neustart in der Regionalliga. Oder die Artland Dragons aus Quakenbrück, jahrelang feste Größe in den Play-offs der BBL, die sich im Spätsommer nun in der Pro B neu sortieren müssen.

Nur zwei von vielen Beispielen, die dazu beitragen, dass sich ein Bild Jahr für Jahr gleicht: Kaum ist der letzte Ball durch die Reuse gezischt, beginnt in den drei Bundesligen das wilde Geschacher um Lizenzen, Startrechte und teure Wildcards. Liga-Funktionäre, Verbandsvertreter und Delegierte einer Handvoll potenter Klubs haben es eilig. Es gilt, gegenüber anderen Sportarten Boden gut zu machen, im Kampf um Zuschauer, Werbepartner und Fernsehrechte. Kurz gesagt darum, Marktanteile zu erobern. Das Druckmittel heißt Professionalisierung. Für einen Großteil der Vereine bedeutet das neben knallhartem Überlebenskampf auch, der Verlockung zu widerstehen, für das oft kurze Abenteuer existenzielle Risiken in Kauf zu nehmen.

Das gelingt nicht allen. Ohne geschönte Bilanzen und rechnerische Tricks müssten die Bundesligen auf einen beträchtlichen Teil ihrer Mitglieder verzichten. Die Folge für die Fans: Siege, die im Nachhinein nichts wert sind, Abstiege nach Rechnungsabschluss und Aufstiege per Scheckheft. In anderen Worten: Mehr Beliebigkeit, als jede Sportart auf Dauer verträgt. Das Murren wird deshalb lauter. Wer Woche für Woche Geld dafür bezahlt, seine Mannschaft zu unterstützen, der hat das Recht auf ein Mindestmaß an sportlicher Logik. Auch das ist Professionalisierung.BERND KÖBLE