Lokale Kultur

„Viereinhalb Tage Schwabenpower“

105 Kinder führen das Musical Zachäus in der Kirchheimer Stadthalle auf

Biblisches Kindermusical "Zachäus" in der Stadthalle Kirchheim, Veranstalter Württembergischer Christusbund
Biblisches Kindermusical "Zachäus" in der Stadthalle Kirchheim, Veranstalter Württembergischer Christusbund

Kirchheim. Wie aktuell biblische Geschichte in der heutigen Zeit sein kann, zeigt das Musical Zachäus, das 105 Kinder und Jugendliche in

Viktoria Pardey

der Kirchheimer Stadthalle am Sonntag aufführten. Die Zuschauer drängten sich in dem brechend vollen Saal, um die Ergebnisse der Projektwoche zu begutachten, die der Württembergischen Christusbund, unterstützt durch Mitarbeiter des christlichen Kinder- und Jugendwerks „Wort des Lebens“ (WDL), organisiert hatten.

Rasch ließen sich die Zuschauer von der Musik mitreißen. Prägnante Texte wie „Gott kennt mich beim Namen“ luden zum Mitklatschen ein. Man war überrascht und angetan, wie professionell und glaubwürdig die jungen Schauspieler und Sänger auf der Bühne agierten. Auch die ganz Kleinen hielten wacker mit und konnten die Konzentration über 90  Minuten halten.

Nur viereinhalb Tage hatten die Akteure zwischen sieben und 14 Jahren Zeit, das Musical über den Zöllner Zachäus einzustudieren. Textvorlage und Musik stammen von den WDL-Mitarbeitern Gregor Breier und Ale­xander Lombardi. Der übte das Stück nicht nur mit den Kindern ein, sondern übernahm auch selbst die Rolle des Dr. Theo Logie. Er ließ vier wissbegierige Jugendliche durch seinen „hyperfantastischen“ Computer an der neutestamentlichen Geschichte teilhaben. Biblische Darstellungen wechselten sich mit Szenen aus der heutigen Zeit ab. Ausgangspunkt der Aufführung war: die Vier wollen einen Videofilm über das „Außergewöhnliche“ drehen, in ihren Augen der „Professor“.

Viel konnten die Kinder lernen über die biblische Geschichte, aber auch und vor allem über die Regeln des menschlichen Zusammenlebens. So entstand in kurzer Zeit ein Gemeinschaftsgefühl zwischen den bunt zusammengewürfelten Kindern, die aus vielen verschiedenen Schulen und Orten der näheren Umgebung Kirchheims stammen. Ale­xander Lombardis Arbeit wurde unterstützt von rund 40 Ehrenamtlichen, die neben dem Musical ein interessantes Rahmenprogramm für die Kinder und Jugendlichen gestalteten.

„Wegzoll“ gibt es im übertragenen Sinn immer noch, doch erlaubt die aktuelle Straßenmaut keine Willkür eines Zöllners wie Zachäus. In seiner Selbstverliebtheit und Gier nahm er Passanten auf dem Weg nach Jericho mehr Geld ab als die Römer verlangten, um seine eigenen Taschen zu füllen. Mitleid mit Armen und Bedürftigen zeigte er in der biblischen Geschichte nicht. Klar, dass es um seine Beliebtheit im Volk nicht gut bestellt war.

Die Probleme der heutigen Jugendlichen sehen anders aus: Handyvideos mit Gewaltszenen, Erpressungsversuche, Arbeitslosigkeit der Eltern, Streitereien und Neid im Freundeskreis. All das greift das Musical geschickt auf. Der Ursprung gemeiner Behandlung, wie etwa die versuchte Erpressung durch den Schulkameraden Nick, kann der gleiche wie damals sein, erklärt Dr. Theo Logie dem Viergespann mit den Worten „wenn Menschen Gott vergessen“.

Als Jesus nach Jericho kam – wie im Neuen Testament beschrieben – konnte der klein gewachsene Zachäus sich nicht durch die dichten Menschenmassen nach vorne schieben, um einen Blick auf den Besucher zu werfen. Niemand wollte ihn durchlassen, so stieg er schließlich auf einen Baum. Der Messias, so die biblische Geschichte, sah ihn und sprach ihn an. Gerne würde er mit Zachäus zu Abend essen. Die Bevölkerung von Jericho war entsetzt: Wie konnte der Sohn Gottes nur zu einem sündigen Mann wie dem Zöllner gehen.

Auch die vier neuzeitlichen Jugendlichen konnten Jesus‘ Verhalten im ersten Moment nicht verstehen. Doch Dr. Theo Logie klärte auf: „Gott liebt jeden Menschen, und er ist da für die Hoffnungslosen.“ Auch für jemanden wie Nick?“, fragten die vier. Schließlich hat er das Handy von Fabi, einem Mitglied des Quartetts, geklaut und bedroht sie, weil er ihre Videokamera haben will. Die Jugendlichen zweifeln, doch wollen sie auf Nick zugehen. Als sie feststellen, dass auch er bedroht wird, wollen sie ihn sogar bei ihrem Videoprojekt mitmachen lassen. Ganz im biblischen Sinne: Vergib, dann wird auch dir vergeben werden.