Kirchheim

Violinmusik zu sprühender Lebhaftigkeit erweckt

Konzert Die Gesamtaufführung der Mysteriensonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber ist nach acht Monaten mit dem vierten Auftritt abgeschlossen worden. Von Winfried Müller

Symbolbild Musik, Geige, Violine
Symbolbild Violine

Der Abschlussabend der vierteiligen Gesamtaufführung der Mysterien- oder Rosenkranzsonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber im Alten Gemeindehaus in Kirchheim hat so einigen barocken Glanz verbreitet.

Mit dem vierten Abend der Aufführung aller 15 Sonaten fand eine wahrhaft herkulische Aufgabe ihren prachtvollen Abschluss. Heinrich Ignaz Franz Biber war einer der bedeutendsten Komponisten und einer der führenden Geigenvirtuosen des 17. Jahrhunderts. Als sein Vermächtnis hat er die „Rosenkranzsonaten“ für Violine und Generalbass hinterlassen, in denen er mit einzigartigem Formen- und Affektenreichtum die Geheimnisse des Rosenkranzes in Klangsprache übersetzt hat. Neben immensen spieltechnischen Herausforderungen wie chromatischen Linien, virtuosen Läufen und Dreiklangsbrechungen sowie Doppel- und Mehrfachgriffen, stets im Dienste der Darstellung barocker Rhetorik, verlangt Biber für jede Sonate eine eigene Stimmung.

Jedes Stück erhält durch die Skordatur, das Umstimmen, ihre eigene Klanggestalt und Klangfarbe und fordert vom Interpreten dadurch ständig ein Umdenken beim Greifen der Saiten. Klingt nicht nur kompliziert und anspruchsvoll, sondern ist es auch. Dass die Werke dennoch in barocker „Leichtigkeit“ und mit schön ausmusizierten Kantilenen erklangen, ist dem souveränen und besonderen Können der beiden Barockspezialisten, dem in Kirchheim ansässigen Musikwissenschaftler und Violinisten Bernhard Moosbauer sowie Andreas Scheufler, Kirchenmusiker an der Stuttgarter Markuskirche, zu verdanken.

Traumwandlerisch sicher warfen sie sich die beiden Bälle barocker Fortspinnungsmotivik und Sequenzierungen zu und ließen diesen Abend zu einem Fest für barocke Kammermusik werden. Im Konzert erklangen drei Sonaten des „freudenreichen Rosenkranzes“, dazu als Ergänzung eine „Pastorella“, die sich gut in den weihnachtlichen Kontext einfügte. Dass bei Biber die Vertonung des Textgehaltes an erster Stelle stand, war besonders gut bei den Ausschnitten „ . . . da hüpfte das Kind im Leibe“ oder im Dialog zwischen Violine und Bass als Umsetzung des guten Einvernehmens der beiden Frauen Maria und Elisabeth zu hören.

Die beiden Künstler ließen bei der Auswahl der Sonaten auch noch mal die Formenvielfalt in Bibers Mikrokosmos Revue passieren, die Tanzsätze der Zeit, freie Formen wie Präludien oder Sonata, Variationen und Ciacona. Von den Zeitgenossen Bibers, Johann Caspar Kerll und Georg Muffat, weit gereist und sehr anerkannt, brachte Andreas Scheufler zwei Werke zu Gehör und konnte dabei seine virtuosen und musikalischen Fähigkeiten bei den spieltechnisch vertrackten Stücken eindrucksvoll demonstrieren. Der Konzertabend war ein nachhaltiges Plädoyer für Barockmusik, was von den vielen interessierten Zuhörern im stilvollen Ambiente des Alten Gemeindehauses mit starkem Beifall belohnt wurde.