Lokale Wirtschaft

Voller Einsatz für Inklusion

Positivbeispiel Firma Ellwanger in Kirchheim – Aktionswoche der Arbeitsagentur

Vorurteile gegenüber Menschen mit Handicaps abzubauen und Arbeitgeber von deren Leis­tungsfähigkeit zu überzeugen: Das ist das Ziel einer bundesweiten Aktionswoche der Arbeitsagenturen. Einen, den man nicht mehr überzeugen muss, ist Eberhard Ellwanger, Chef der Ellwanger GmbH in Kirchheim.

Im Betrieb gut integriert: Marc Zettler leidet an einer Augenerkrankung und arbeitet in der Firma Ellwanger an einer CNC-Maschin
Im Betrieb gut integriert: Marc Zettler leidet an einer Augenerkrankung und arbeitet in der Firma Ellwanger an einer CNC-Maschine.Jean-Luc Jacques

Kirchheim. „Marc Zettler ist uns bereits bei der Vorstellung positiv aufgefallen“, begründet Eberhard Ellwanger, warum er sich dazu entschloss, den 23-jährigen Schlierbacher mit der Sehbehinderung einzustellen. „Er steht sehr hinter seinem Beruf und seiner Arbeit und hat einen starken Willen, ein eigenes Leben aufzubauen.“

Für Ellwanger, dessen Firma Zerspanungsteile herstellt und komplette Maschinen im Kundenauftrag baut, war es ein Sprung ins kalte Wasser. „Marc Zettler kam frisch von der Ausbildung. Ich habe zuerst einmal die Belegschaft informiert und sie gebeten, dem jungen Mann eine Chance zu geben.“

Doch das scheinbare Wagnis lohnte sich. Die Beschäftigten trugen die Neueinstellung mit und die Agentur für Arbeit in Kirchheim und Göppingen unterstützte das Unternehmen, das Integrationsamt zahlte den Eingliederungszuschuss. „Das war für uns wichtig“, sagt Eberhard Ellwanger, der Marc Zettler im Februar zunächst zwei Wochen zur Probe und im März fest einstellte.

Der 23-Jährige hatte zuvor eine Ausbildung zum Koch aufgrund seiner Augenerkrankung nach zwei Jahren abbrechen müssen. In der Augenklinik war er auf die Reha-Einrichtung Nikolauspflege in Stuttgart aufmerksam gemacht worden. Dort ließ er sich zunächst zum Dreherfachwerker ausbilden und hängte dann noch eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker dran. Insgesamt viereinhalb Jahre stand Marc Zettler in den Ausbildungswerkstätten der Nikolauspflege, bevor er sich bei Ellwanger bewarb. Seine Arbeit an zwei CNC-Drehmaschinen gefällt ihm. „Sie ist interessant und vielseitig.“ Er programmiert und rüstet selbstständig und fertigt die entsprechenden Teile, wobei die Firma neben Aluminium und Kupfer sämtliche Stahlsorten und Kunststoffe verarbeitet.

„Wir sprechen zuvor jeden Auftrag miteinander durch und schauen uns danach das Ergebnis an“, sagt Eberhard Ellwanger, der in der dritten Generation den 1946 gegründeten Betrieb leitet. Die Firma sorgte für einen entsprechend behindertengerecht ausgestatteten Arbeitsplatz mit optimaler Beleuchtung und großen, deutlichen Digitalanzeigen. Die technische Arbeitshilfe für Marc Zettler, in diesem Fall die Messgeräte, bezahlte die Arbeitsagentur.

Für Rainer Lippmann, Teamleiter Rehabilitation und Schwerbehinderte bei der Göppinger Arbeitsagentur, ist die Firma Ellwanger GmbH im Kirchheimer Gewerbegebiet Wiesach ein Positivbeispiel. Gestern besuchten Lippmann sowie Brigitte Kopp, Arbeitsvermittlerin im Arbeitgeberservice der Agentur Göppingen, und Leonhard Waltner, Arbeitsvermittler im Arbeitgeberservice der Geschäftsstelle Kirchheim, das Unternehmen, um sich im Rahmen der Aktionswoche über deren Erfahrungen informieren zu lassen.

Im Bezirk der Arbeitsagentur Göppingen setzt sich ein 23-köpfiges Team dafür ein, Menschen mit einem Handicap in Arbeit und Brot zu bringen. Speziell aus Anlass der bundesweiten Aktionswoche der Bundes­agentur stellten auch die Göppinger das Thema „Menschen mit Behinderung und Beschäftigung“ in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten. „Wir wollen das Thema ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen und dabei vor allem Arbeitgeber ansprechen“, erklärt Rainer Lippmann.

Agentur-Führungskräfte und Mitarbeiter besuchten Vorzeigebetriebe, warben aber auch bei über 500 Firmen dafür, Menschen mit Handicaps einzustellen. „Hier schlummert noch ein Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften“, ist sich der Teamleiter sicher. „Und das muss für den Arbeitgeber nicht teurer sein“, widerspricht er einem gängigen Vorurteil.